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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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das Herz bis zum Hals, und er zitterte am ganzen Körper. Die Fackelträger hatten sich außen um den Ring der Steine verteilt. Als Sianna die beiden Säulen durchschritt und auf ihn zukam, schien das Licht der Fackeln heller zu werden, und die Welt außerhalb des geweihten Kreises versank in Dunkelheit.
    Gawen hätte nicht sagen können, ob Sianna schön war, denn ›Schönheit‹ war nur ein Wort. Als Barde hatte er etwas über die Macht der Sprache gelernt, aber keine Worte hätten ausdrücken können, was er in diesem Augenblick für die Frau empfand, die er aus ganzem Herzen liebte.
    »Du hast mich gerufen, Geliebter, und ich bin gekommen ... « Ihre sanfte Stimme und das Leuchten in ihren Augen halfen ihm, sich an das Mädchen zu erinnern, mit dem er vor langer Zeit im Wald gespielt hatte. Die Schlichtheit und Menschlichkeit ihrer ehemals kindlichen Liebe erwies sich jetzt stark genug, um die göttliche Kraft zu ertragen, die sich in ihnen verkörperte.
    »Unsere Vermählung«, erwiderte er, »wird dem Land und dem Volk dienen. Aber ich frage dich, Sianna, bist du dazu bereit?«
    »Was würdest du tun, wenn ich nein sage?« erwiderte sie mit leichtem Spott.
    »Ich würde eine andere nehmen, ohne zu fragen, wer sie ist, und versuchen, meine Pflicht zu erfüllen. Aber dann wäre nur mein Körper dazu bereit, nicht mein Herz oder meine Seele.« Er lächelte. »Du bist eine Priesterin. Ich möchte, daß du weißt, ich habe Verständnis, wenn du ... « Er sah sie an und hoffte, sie würde verstehen, was er nicht auszusprechen wagte.
    »Weder ich noch du haben etwas zu verbergen. Das wissen wir beide.«
    Sie kam noch näher, legte ihm die Hände auf die Schultern und beugte den Kopf zurück, um sich von ihm küssen zu lassen. Gawen neigte sich über sie, und als seine Lippen ihre berührten, nahm die göttliche Kraft völlig Besitz von ihm.
    Es war wie das Licht der vergangenen Nacht, aber diesmal leuchtete es sanfter und eher golden. Er empfand sich als Gawen, doch er war sich auch des anderen bewußt, das ihn erfaßt hatte. So staunte er nicht darüber, daß es ihm mühelos gelang, den schwierigen Knoten des jungfräulichen Gürtels zu lösen und die Spangen zu entfernen, die ihr Gewand hielten. Dann stand sie nackt vor ihm, und er sah die sanften Formen ihres Körpers, die schöner waren als alle Juwelen, die sie vorher geschmückt hatten.
    Sie nahm ihm den goldenen Gürtel ab und half ihm aus dem Kilt. Staunend berührte er ihre Brüste, und dann drängten sie sich aneinander, als könnten sie zu einem einzigen Wesen werden.
    »Wohin sollen wir uns legen, Geliebte?« flüsterte Gawen, als er nach einem langen Kuß wieder Luft geholt hatte.
    Sianna zog ihn zum Altar und legte sich auf den Stein. Gawen stand vor ihr. Der heiße Strom der Kraft strömte durch den Tor nach oben, floß durch seine Fußsohlen, stieg den Rücken hinauf, bis er, erfüllt von dieser Macht, zu zittern begann. Behutsam, als könnte er sie mit einer unvorsichtigen Bewegung zerbrechen, beugte er sich über sie, sank zwischen ihre Schenkel und wurde so mit ihr eins.
    Im Augenblick der Vereinigung stieß er gegen die Schranke ihrer Jungfernschaft und wußte, daß sie auf ihn gewartet hatte, aber das war nicht mehr von Bedeutung. Er fühlte sich von ihr rückhaltlos und mit einer zärtlichen Liebe umfangen, die er als Mann nicht für möglich gehalten hätte, und er empfand eine Gewißheit, die den Gott in ihm mit Freude erfüllte. Eine kurze Ewigkeit lagen sie, ohne sich zu bewegen, aber dann konnten sie die Kraft, die sie zusammengeführt hatte, nicht länger bändigen.
    Sianna umschlang ihn, und er bewegte sich in den Rhythmen des ältesten aller Tänze. Gawen wußte, daß er nur ein Durchlaß für die Kraft war, die stärker und stärker in ihm wurde. Er überließ sich ihr vertrauensvoll und leidenschaftlich, denn er wollte der Frau in seinen Armen alles geben, was diese Nacht ihnen schenkte. Er spürte, wie das Feuer in ihr zu brennen anfing; sie öffnete sich ihm mehr und mehr, und er suchte in ihr heftiger und kühner nach dem, was der Körper jenseits aller irdischen Ebenen in der göttlichen Ekstase wahrer Liebe erreichen kann.
    Als der Höhepunkt nahte und er glaubte, alles bewußte Denken weit hinter sich gelassen zu haben, hörte er Sianna.
    »Ich bin der Altar ... «
    »Und ich bin das Opfer ... «
    Mit seiner Antwort fand die Leidenschaft des Mannes und die Macht des Gottes die Erfüllung.

    Der ekstatische Strom der Energie, der

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