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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Lachen.
    Jeder Neugeweihte wurde mit besonderer Fürsorge bedacht, aber Ambios behandelte ihn mit so großer Ehrerbietung, daß Gawen staunte. Würde das jetzt immer so sein? Er hatte in der Ekstase des Rituals nichts dagegen gehabt, ein König zu sein, aber würde das Amt im Alltag nicht eher beschwerlich werden? Der Schmerz in den Armen lenkte seinen Blick auf die blauen Drachen. Einiges hatte sich für immer verändert. Die Tätowierung würde nicht mehr verschwinden, und auch Sianna gehörte jetzt zu ihm.
    Nach der Waschung zog Gawen die grüne, mit Gold bestickte Leinentunika an, die man ihm brachte. Er hatte nicht gewußt, daß die Druiden so kostbare Dinge besaßen. Er legte den Gürtel um und hängte das Schwert an die Seite. Die Klinge zeigte zwar keine Spuren des Alters, aber das Leder der Scheide hatte einige Risse. Er würde sich darum kümmern müssen, dachte er und verließ die Hütte. Alle Gedanken an das Schwert verflogen bei Siannas Anblick. Sie trug ein frühlingsgrünes Gewand und ließ sich gerade einen neuen Kranz Weißdorn auf die Haare drücken, die in der Sonne goldrot leuchteten.
    »Meine Königin ... «, sagte er und nahm die Hand, die sie ihm entgegenhielt, um sie zu küssen.
    Bist du so glücklich wie ich , fragten seine Lippen, als sie ihre Finger berührten.
    »Mein König ... «
    Noch sehr viel glücklicher , antworteten ihre Augen.
    Gawen sehnte sich in diesem Augenblick nach der Nacht, wenn sie wieder allein und zusammen sein würden. Jetzt war sie nur eine Sterbliche, aber für ihn war die Göttin der vergangenen Nacht nicht schöner gewesen.
    »Gawen ... mein Herr ... « stammelte Lysanda. »Das Essen ist bereit.«
    »Wir sollten dieses Angebot annehmen«, sagte Sianna lachend. »Wir werden erst nach dem Tanz um den Baum wieder etwas zu essen bekommen. Und dann ist es bestimmt schon Nachmittag.«
    »Ich habe alles bekommen«, sagte Gawen und drückte ihr die Hand. »Aber ich werde bald wieder Hunger haben ... «
    Sianna wurde rot und zog ihn lachend zu dem Tisch, wo kalter Braten, Brot und Bier standen.
    Sie wollten gerade mit dem Essen anfangen, als sie von weiter unten lautes Rufen hörten.
    »Sollen wir jetzt schon hinunterkommen?« fragte Sianna, aber das Rufen klang aufgeregt und angstvoll.
    »Bringt euch in Sicherheit!« hörten sie schließlich eine Männerstimme. »Sie kommen! Ihr müßt fliehen!«
    »Das ist Tuarim!« rief Lysanda und lief ein paar Schritte den Hang hinunter. »Was ist los?«
    Gawen hatte geglaubt, seine Ausbildung zum römischen Soldaten vergessen zu haben, doch er war bereits aufgesprungen, und seine Hand umfaßte den Schwertgriff. Bevor Sianna etwas sagen konnte, trafen sich ihre Blicke, und sie trat schweigend neben ihn.
    Es dauerte nicht lange, bis Tuarim bei ihnen angelangt war.
    »Bruder Priscus und seine Mönche!« stieß er keuchend hervor. »Sie haben Seile und Keulen bei sich. Sie wollen die heilige Steine auf dem Tor stürzen!«
    »Sie sind alt und schwach«, erwiderte Gawen. »Wir stellen uns schützend vor den Ring der Steine. Sie werden uns nichts antun können und den Steinen noch weniger, selbst wenn sie völlig den Verstand verloren haben.«
    Er konnte sich nicht vorstellen, daß die friedfertigen Mönche, deren Lieder er einst gelernt hatte, selbst nach einem Jahr unter Bruder Paulus so fanatisch geworden sein sollten.
    »Das ist es nicht ... « Tuarim rang nach Luft. »Es sind die Soldaten. Gawen, du mußt fliehen. Bruder Paulus hat die Römer gerufen!«
    Gawen richtete sich auf, und sein Herz begann heftig zu klopfen. Er wußte, was die Römer mit Deserteuren machten, und überlegte tatsächlich, ob er fliehen sollte. Aber all das hatte er schon einmal getan. Er hatte sich von einer Schlacht entfernt, mit der er nichts zu tun haben wollte, und er hatte sich von einem Heer losgesagt, auf das er nicht vereidigt war. Trotzdem schämte er sich deshalb noch immer. Wie konnte er einem der Menschen hier noch in die Augen blicken, wenn er sie im Stich ließ, nachdem sie ihm als Pendragon auf dem heiligen Tor gehuldigt hatten?
    »Gut!« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Die Römer sind wenigstens vernünftige Leute. Sie haben den Auftrag, alle Religionen zu schützen. Ich werde ihnen unser Heiligtum zeigen, und dann werden sie verhindern, daß die Nazarener die Steine anrühren.«
    Tuarims Gesicht hellte sich auf, und Gawen hoffte, seine Worte würden sich als wahr erweisen. Es war ohnedies zu spät, um es sich anders zu überlegen. Bruder

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