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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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er bei Rufinus so gut gelernt hatte. Dann durchtrennte er mit einem schnellen Schlag die Riemen der Rüstung seines Gegners und stieß dem Mann die Klinge in die Seite. Der Soldat schrie auf, stürzte und krümmte sich auf der Erde. Gawen drehte sich blitzschnell nach dem zweiten Legionär um. Das gehärtete Metall seines Schwertes durchstieß mühelos den Brustpanzer. Der Römer war augenblicklich tot, aber der dritte griff bereits an. Gawen unterlief die Deckung, und als die Klinge des Feindes an seinem Rücken entlangglitt, stieß er dem Mann das Schwert von unten direkt ins Herz.
    Der Römer fiel und hätte beinahe das Schwert mit sich gerissen, aber Gawen warf ihn zur Seite und zog die Klinge mit einem Ruck zurück. Keuchend richtete er sich auf und sah vier junge Druiden im Gras versteckt liegen. Er war nicht allein. Die Männer des kleinen Volkes kamen ihm ebenfalls zur Hilfe. Aber ihre Pfeile prallten wirkungslos an den Rüstungen der Römer ab.
    »Flieht!« rief er ihnen zu. Warum sollten sie sterben? Doch weder die Druiden noch das kleine Volk wollten ihn im Stich lassen. Sie riefen anfeuernd seinen Namen.
    Gawens Angriff kam für die Römer völlig überraschend. Einer stürzte unter dem ersten Schlag zu Boden, ein zweiter hob rechtzeitig schützend den Schild und parierte den Angriff. Die Schwertspitze des Gegners traf Gawen am Oberarm, aber er spürte keinen Schmerz. Ein Stoß in den Rücken ließ ihn stolpern, aber er gewann sofort das Gleichgewicht wieder und schlug dem Mann die Hand ab.
    Die fünf anderen und der Decurio wurden vorsichtiger. Gawen glaubte, er könne es schaffen. Den nächsten Angreifer trieb er mit schnellen Schlägen zurück, die den Schild des Legionärs in Stücke hieben.
    Die blauen Drachen an seinen Armen waren inzwischen hellrot, und obwohl er noch immer keine Schmerzen spürte, war vieles davon sein Blut. Vor seinen Augen wurde es dunkel, und er hob verwundert den Kopf. Fast hätte ihn der Hieb des nächsten Gegners tödlich getroffen, aber er konnte noch rechtzeitig ausweichen.
    Das kann nicht vom Blutverlust kommen , er riskierte noch einen Blick nach oben und sah, wie ein dichter Nebelschleier über den klaren Himmel zog.
    Das ist das Werk von Caillean und Sianna , dachte er erleichtert. Sie werden den Römern die Sicht nehmen. Ich muß nur lange genug durchhalten ...
    Aber seine Feinde gaben nicht auf. Er drehte sich mit dem blitzenden Schwert im Kreis. Einer der Legionäre sprang erschrocken rückwärts, und Gawen lachte.
    Dann traf ihn wie ein Blitz vom Himmel etwas zwischen den Schultern. Er schwankte und ging in die Knie, ohne zu verstehen, was ihn nach unten zog und warum ihm das Atmen plötzlich so schwerfiel.
    Ein Blick nach unten zeigte ihm die Spitze eines Speers, die aus seiner Brust ragte. Er schüttelte ungläubig den Kopf. Es wurde schnell dunkel, so schnell, daß die Römer in Panik gerieten und ihn einfach liegen ließen.
    Dann sah Gawen nichts mehr. Das Sternenschwert fiel ihm aus der kraftlosen Hand.
    »Sianna ... « flüsterte er und sank auf den geweihten Boden von Avalon.
    Er seufzte wie in der Nacht zuvor, als er sein Leben in ihren Armen verströmt hatte ...

8. Kapitel
    »Ist er tot?«
    Caillean legte sehr behutsam Gawens Hand zurück auf seine Brust. Ihre inneren Sinne suchten die Lebenskraft, aber sie fanden nur ein unmerkliches Zucken. Deshalb hatte sie ihm den Puls gefühlt, um ganz sicherzugehen.
    »Er lebt ... « Die Stimme versagte ihr, »aber wieso, das wissen nur die Götter. Er hat soviel Blut verloren! Die geweihte Erde des Tors ist damit getränkt ... «
    Wie viele Jahre und wieviel Regen werden notwendig sein, um die Erde wieder reinzuwaschen?
    »Die Kraft des Königs hält ihn am Leben«, flüsterte Riannon.
    »Auch ein König mit seiner Kraft und seinem Mut konnte gegen solche Feinde nicht siegen«, sagte Ambios. Auch er war verwundet, aber nicht schwer. Andere Druiden hatten jedoch ihr Leben gelassen. Die Römer waren alle tot. Als die von Caillean beschworene Dunkelheit einsetzte, vermochte niemand mehr Freund oder Feind zu unterscheiden.
    »Ich hätte zur Stelle sein müssen ... «, flüsterte Caillean.
    »Du hast uns alle gerettet. Du hast die Dunkelheit gerufen ... «, erwiderte Riannon.
    »Zu spät ... «
    Die Dunkelheit war der Sonne wieder gewichen. Caillean sah es nicht, weil ihr Tränen die Sicht nahmen. »Zu spät, um ihn zu retten ... «
    Beim Eintreffen der Römer war sie in ihrem Haus gewesen. Sie ruhte, um für die

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