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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hörte, daß die Mönche anfingen, mit ihren Keulen auf die Steine einzuschlagen. Zwei Nazarener hatten ein Seil um eine der Säulen geschlungen und zogen daran. Ein dritter stemmte sich gegen den Stein.
    »Stillgestanden, Soldat! Antworte mir!«
    Gawen war nicht umsonst als Rekrut ausgebildet worden. Er befolgte den Befehl, ohne nachzudenken, und hob die Hand, wie er es in der Legion gelernt hatte. Als er es bemerkte, war es bereits zu spät.
    »Ich habe den Eid nicht geschworen!« rief er.
    »Damit werden sich andere beschäftigen«, erwiderte der Decurio. »Du kommst mit uns.«
    Hinter ihnen barst ein Stein mit einem dumpfen Knall. Ein paar Frauen schrien entsetzt auf, und Gawen drehte sich um. Die Steinsäule war zu Boden gestürzt und in zwei Teile zerbrochen.
    »Unterbinde das!« rief er dem Decurio zu. »Es ist verboten, einen Tempel zu schänden. Das hier ist eine geweihte Stätte!«
    »Das sind Druiden, Soldat!« rief Paulus höhnisch. »Ihr glaubt, Paulinus und Agricola hätten alle diese Heiden vernichtet? Ihre Religion ist verboten. Es ist deine Pflicht, die festzunehmen oder zu töten, die noch am Leben sind!«
    Durch ihren Erfolg bestärkt, gingen die Nazarener daran, die zweite Säule zu stürzen.
    In diesem Augenblick vergaß Gawen die Gefahr, in der er und sie alle schwebten. Sein Zorn kannte keine Grenzen. Ohne auf den Decurio zu achten, lief er zum Ring der Steine und rief mit donnernder Stimme: »Paulus, dieser Ort gehört meinen Göttern, nicht deinen. Wage nicht, diese Steine anzufassen!«
    Die anderen Mönche erschraken und wichen zurück, aber Paulus lachte.
    »Eure bösen Geister können mir nichts anhaben! Weiche von mir, Satanas !« Er schlug gegen die zweite Säule.
    Gawen packte ihn an den Schultern, riß ihn zurück und warf ihn zu Boden. Als Paulus sich wieder aufrichtete, hörte Gawen, wie ein Schwert aus der Scheide gezogen wurde. Er fuhr herum und griff unwillkürlich an den Griff seiner Klinge.
    Die Legionäre hielten ihre Speere in Kampfstellung; Gawen zwang sich zur Ruhe.
    Ich werde an dieser geweihten Stelle kein Blut vergießen! Mein Volk hat mich nicht als Kriegsführer eingesetzt, ich bin ihr geistiger König .
    »Gaius Macellius Severus, im Namen des Kaisers verhafte ich dich. Leg deine Waffen ab!« rief der Decurio über den Platz und deutete auf das Schwert.
    »Das werde ich nur tun, wenn du auch sie festnimmst!« Gawen deutete auf die Mönche.
    »Deine Religion ist verboten, und du bist ein Deserteur«, erwiderte der Decurio. »Wirf dein Schwert auf den Boden, oder meine Männer werden dich mit ihren Speeren durchbohren.«
    Es ist alles meine Schuld , dachte Gawen verzweifelt. Wäre ich nicht zu den Römern gegangen, wüßten sie nicht, daß es Avalon überhaupt gibt .
    Eine andere Stimme in seinem Innern meldete sich zu Wort.
    Jetzt wissen sie es und sind hier. Warum soll ich mein Leben für ein paar Steine opfern?
    Gawen drehte sich um. Wo war die überirdische Kraft, die von Stein zu Stein geflossen war, als der Merlin im Ring erschien? Jetzt waren es nur Steine, die im Licht des Tages grau und bedeutungslos wirkten. Hatte er sich in seinem Wahn täuschen lassen? War er so verrückt, zu glauben, ein König zu sein?
    Es gab bestimmt viele Dinge, die wahr oder nicht wahr sein mochten, aber im Ring der Steine hatte ihm Sianna auf dem Altar ihre Liebe geschenkt. Er hatte sich hier mit ihr vereinigt und würde nicht zulassen, daß die Hände der fanatischen Nazarener alles beschmutzten und zerstörten, was ihm teuer war.
    Er holte tief Luft und sah den Decurio an. »Ich habe dem römischen Kaiser nie die Treue geschworen, aber ich habe geschworen, mit meinem Leben diesen heiligen Tor zu schützen!« Seine Worte klangen ruhig und gefaßt. Das uralte Schwert aus dem Sternenmetall lag im nächsten Augenblick leicht und zuverlässig in seiner Hand.
    Der Decurio gab ein Zeichen. Die blitzende Spitze eines Pilum hob sich drohend in die Luft. Aber plötzlich traf klirrend ein Stein einen der Helme, und der Speer, der zu früh geschleudert wurde, flog an seinem Ziel vorbei.
    Die Druiden waren unbewaffnet, aber auf dem Tor lagen viele Steine. Ein Steinhagel ging auf die Legionäre nieder. Aber sie blieben nicht lange untätig. Gawen sah, wie einer der Priester von einem Speer getroffen zu Boden stürzte.
    Drei Soldaten liefen unter dem Schutz ihrer Schilde mit gezogenen Schwertern auf ihn zu. Gawen ging in Verteidigungsstellung und empfing den ersten mit einer geschickten Parade, die

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