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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Kirche die Macht, zu sagen, ob ihr Gott das auch tut. Germanus verkündet, der Einfall der Vandalen in Rom und die Kämpfe mit den Sachsen seien eine göttliche Strafe für die Sünden der Reichen. In unsicheren Zeiten wie diesen kommt so etwas gut an.«
    Viviane nickte. »Ja ... wir suchen alle jemanden, dem wir die Schuld zuschieben können. Ich nehme an, Pelagius und seine Anhänger sind da anderer Meinung.«
    Sie ritten inzwischen auf einer breiten Straße, die zum Forum führte. Der Torhüter hatte gesagt, die Abtrünnigen würden in der Basilika vor Gericht gestellt.
    »Pelagius ist seit vielen Jahren tot. Seine Anhänger sind meist Männer von alter römischer Kultur. Sie sind gebildet und gewöhnt, das Denken nicht anderen zu überlassen. Sie finden es logischer, daß ein Gott eher Wohltätigkeit und rechtes Handeln belohnt als blinden Glauben.«
    »Mit anderen Worten, sie sind der Ansicht, daß es wichtiger ist, was ein Mann tut, als was er glaubt. Für die römischen Priester ist es genau umgekehrt ... « sagte Viviane trocken, und Taliesin lächelte anerkennend.
    Ihr Pferd scheute, als zwei Männer an ihnen vorbeirannten. Taliesin griff ihr in die Zügel. Dann blickte er mit zusammengekniffenen Augen nach vorne. Dank seiner Größe und seines höheren Maultiers konnte er besser sehen als Viviane.
    »Ein Menschenauflauf. Vielleicht sollten wir nicht weiterreiten.«
    »Doch«, widersprach Viviane. »Ich will wissen, was dort geschieht.«
    Sie ritten langsam die enge Straße entlang, bis sie den Platz erreicht hatten.
    Vor der Basilika drängten sich die Menschen. Viviane hörte Gemurmel, das wie das erste Donnergrollen eines heraufziehenden Gewitters klang. Viele trugen derbe Arbeitskleidung; die Gewänder von anderen hatten einmal bessere Tage gesehen, sie waren fleckig und abgetragen. Taliesin beugte sich vor und erkundigte sich, was los sei.
    »Ketzer!« Der Mann spuckte auf das Pflaster. »Aber Bischof Germanus wird es ihnen schon zeigen und das sündige Land vor dem Höllenfeuer retten!«
    »Offenbar sind wir hier am richtigen Ort«, sagte Taliesin ruhig. Doch sein Gesicht wurde ernst.
    Allerdings zur falschen Zeit , dachte Viviane.
    Das Tor der Basilika wurde geöffnet, und zwei Wachen kamen heraus. Sie nahmen zu beiden Seiten Aufstellung. Das Gemurmel verstärkte sich. Gold schimmerte, und ein Priester erschien. Er trug einen bestickten Umhang über einer weißen Tunika. Möglicherweise war es der Bischof, dachte Viviane, denn er trug eine eigenartige Mütze und hielt einen prächtig vergoldeten Hirtenstab in der Hand.
    »Männer von Venta!« rief er, und das Gemurmel verstummte. »Ihr habt schwer unter dem Schwert der Heiden gelitten. Die blutigen Krieger sind wie Wölfe über das Land hergefallen. Ihr ruft zu Gott! Auf euren Knien habt ihr ihn gefragt, warum ihr bestraft wurdet.«
    Der Bischof schwenkte seinen Stab über den Köpfen. Die Menschen fielen auf die Knie und warteten. Germanus ließ seinen Blick über die Menge schweifen und fuhr etwas ruhiger fort.
    »Ihr tut gut daran zu fragen, meine Kinder, doch es wäre besser, ihr würdet den Herrn des Himmels um Barmherzigkeit anflehen, denn er handelt nach seinem Willen, und nur durch seine Barmherzigkeit werden wir der ewigen Verdammnis entgehen.«
    »Bitte für uns, Germanus!« rief eine Frau.
    »Ich werde mehr für euch tun! Ich werde dieses Land reinigen. Jeder von euch wurde in Sünde geboren. Nur der Glaube wird euch und Britannien retten. Hört auf mich. Ich sage euch, es sind die Sünden der Großen, die diese Heimsuchung über euch gebracht haben. Aber die Mächtigen sollen erniedrigt werden. Die heidnischen Wölfe sind die Sense in der Hand Gottes. Sie, die an reich gedeckten Tischen gesessen haben, betteln jetzt um ihr Brot, und jene, die sich in seidene Gewänder kleideten, gehen in Lumpen.«
    Er trat vor und hob den gekrümmten Stab in die Luft.
    Ein Mann rief laut: »So ist es! Das ist wahr! Gott habe Erbarmen mit uns allen!«
    Die Leute schlugen sich an die Brust und warfen sich auf die harten Steine.
    »Sie haben damit geprahlt, daß ihre Taten sie retten würden, und gesagt, ihr Reichtum beweise, daß sie in Gottes Gunst stünden. Wo ist Gottes Gunst jetzt? Die gefährlichen Ketzereien des Pelagius haben euch in die Irre geführt, aber dank der Gnade unseres himmlischen Vaters werden wir uns von ihnen befreien!«
    Er sieht aus, als leide er an Verstopfung , dachte Viviane. Sein Gesicht war rot, die Augen quollen vor Leidenschaft

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