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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dem Ritual die verschleierte Priesterin in Weiß gewesen war. Er berichtete ihr ohne Vorbehalte von allem, was sich in seinem Leben ereignet hatte. Auf bescheidene Weise war er stolz auf seine Erfolge gegen die Barbaren. Sie zweifelte nicht an seiner Loyalität gegenüber Avalon.
    Die Begegnung mit Vortigern, seinem Vater, hinterließ bei ihr einen ganz anderen Eindruck. Der Großkönig war ein alter Fuchs. Er hatte aus politischen Erwägungen eine Rothaarige aus Sachsen geheiratet. Mit seinem einzigartigen Gespür für den eigenen Vorteil hatte er lange geherrscht und vieles überlebt. Viviane vermutete, ihm wäre jede Allianz recht, die ihm helfen würde, an der Macht zu bleiben. Sie sprach mit ihm über Bischof Germanus, der mit seinem Fanatismus das Land spaltete. Doch sie hatte wenig Hoffnung, daß der Großkönig etwas gegen ihn unternehmen würde oder könnte. Die Botschaft der Herrin von Avalon hörte sich Vortigern jedoch sehr aufmerksam an. Zum Wohl Britanniens schien er sogar bereit, sich mit seinem alten Rivalen zu treffen, wenn die Begegnung auf neutralem Gebiet stattfinden würde. Genau das hatte Ana ihm vorgeschlagen. Taliesin und Viviane konnten mit dieser Zusage mehr als zufrieden sein.
    Danach führte sie ihr Weg nach Westen zu den Festungen, die die Sachsen noch nicht heimgesucht hatten. In Glevum scharte Ambrosius Aurelianus Krieger um sich. Sein Vater hatte sich als Kaiser ausgerufen und gegen Vortigern um die Vorherrschaft in Britannien gekämpft. Er hörte sich die Botschaft der Herrin nachdenklich an. Ambrosius war ein Christ der philosophischen, rationalen Art, achtete die Druiden als Philosophen und hatte Taliesin schon früher getroffen.
    Er war ein großer Mann in den Vierzigern mit dunklen Haaren und besaß die Adlernase eines Römers. Die meisten seiner Krieger waren junge Männer. Einer von ihnen, ein hoch aufgeschossener Blonder, war in Vivianes Alter. Er hieß Uther. Taliesin sagte gutmütig spottend, sie habe eine Eroberung gemacht, aber Viviane ging nicht auf die Anspielung ein und gönnte auch dem jungen Krieger keinen einzigen Blick. Im Vergleich zu Prinz Vortimer schien Uther noch ein Kind.
    Ambrosius zeigte Verständnis für ihre Klage gegen Bischof Germanus, denn die Männer von Kultur, die der gallische Bischof mit Vorliebe angriff, gehörten der Klasse an, der auch der Kaiser entstammte. Venta Belgarum lag allerdings in einem Landesteil, der inzwischen weder zu seinem noch zu Vortigerns Machtbereich gehörte. Die Männer der Kirche ließen sich von einem weltlichen Fürsten ohnedies kaum etwas vorschreiben. Ambrosius reagierte zwar sehr viel höflicher als der Großkönig, doch Viviane ahnte, daß das, was er unternehmen würde, auch nicht von großem Nutzen war.
    Während sie und Taliesin nach Avalon zurückritten, dachte Viviane daran, die Mörder von Fortunatus mit einem Fluch zu belegen. Nur die Vermutung, daß der alte Priester ihnen wahrscheinlich verziehen hatte, hielt sie davon ab.

    Die Samenkörner zu einer britischen Einheit waren gesät, doch sie begannen erst im folgenden Jahr zu keimen. Die Nachricht hatte sich verbreitet, daß die Sachsen im Osten von Cantium neue Truppen zusammenzogen. Vortimer war entschlossen, sie diesmal endgültig zu vernichten, und wandte sich hilfesuchend an Avalon. So kam es, daß die Herrin kurz vor Beltane die heilige Insel verließ und in Begleitung ihrer Tochter, dreier Priesterinnen und des Barden zu einem Treffen mit den Herrschern Britanniens nach Osten reiste.
    Man hatte als Ort der Ratsversammlung Sorviodunum gewählt. Es war eine kleine Stadt am Ufer eines Flusses, wo der Weg von Norden auf die große Straße von Venta Belgarum stieß. Nach Norden hatte man einen weiten Blick über die Ebene. Als die Reisegesellschaft aus Avalon eintraf, waren auf den Wiesen Zelte aus dem Boden geschossen wie eine neue Art Frühlingsblumen.
    »Wir im Osten haben unser Blut vergossen, um Britannien zu verteidigen«, erklärte Vortigern auf seiner Bank unter der Eiche. Er war kein großer Mann, aber immer noch kräftig. Seine Haare wirkten grauer, als Viviane sie von ihrem Besuch in Erinnerung hatte.
    »Auf dem letzten Feldzug hat mein Sohn Caitgern an der Furt von Rithergabail den Bruder von Hengist erschlagen und dabei selbst das Leben verloren.« Er hob die Stimme und rief: »Unsere Männer waren die Mauer, die die Sachsen von deinen Mauern ferngehalten haben!« Er wies auf die Ziegeldächer von Sorviodunum, das friedlich in der Sonne

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