Die Herrin von Rosecliffe
brechen, den ich mir selbst vor vielen Jahren gegeben habe! Ich muss meinen Vater endlich rächen - und Rosecliffe muss mir gehören.«
»Rosecliffe könnte dir gehören, ohne dass jemand dafür sterben muss.«
Sie schauten einander lange in die Augen. Isolde traute sich nicht zu blinzeln, um diesen intensiven Blickkontakt nicht zu unterbrechen. Schließlich war es Rhys, der wegsah.
»Du bist eine Frau«, sagte er seufzend. »Du kannst das nicht verstehen. Aber ich bin ein Mann, genauso wie dein Vater und Onkel, und wir kämpfen um das, was wir haben wollen.«
»Ich kämpfe auch, Rhys - allerdings nicht mit dem Schwert, sondern mit den Waffen einer Frau. Ich glaube, dass du mich liebst.« Ihre Stimme zitterte bei diesen Worten. Was, wenn sie sich irrte? Trotzdem fuhr sie unbeirrt fort: »Und ich weiß, dass ich dich liebe. Heirate mich, Rhys! Unsere Ehe würde diese unselige Fehde zwischen unseren Familien für immer beenden. Lass uns heiraten, Rhys. Ich bin die Erstgeborene und ... «
Er schob sie von sich und starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Dein Bruder wird Rosecliffe erben.« Seine Hand fuhr durch die Luft. »Außerdem würde eine Verbindung zwischen uns nichts an der Vergangenheit ändern.«
»Doch, denn du könntest sie endgültig begraben und aus Liebe auf deine Rache verzichten.« Als er wieder heftig den Kopf schüttelte, stieg Panik in Isolde auf. »Bitte, Rhys! Ich liebe dich.«
Sein Gesicht verzerrte sich vor Qual. Jeder Muskel seines harten Körpers zitterte. Es war ein erschreckender Anblick, und doch schöpfte sie daraus ein wenig neuen Mut und legte ihm sanft eine Hand auf die Wange. »Begreifst du denn nicht, welch ein Segen unsere Liebe sein könnte?«
»Versuch nicht mich zu umgarnen!«, rief er barsch, doch zugleich griff er nach ihrer Hand und drückte sie an das Kettenhemd. »Wenn du mich wirklich liebst, musst du mich so akzeptieren, wie ich bin. Ich kann mein Schicksal nicht ändern.«
Isolde brach vor Mitleid fast das Herz. Er sehnte sich verzweifelt nach ihrer Liebe - nach der Wärme, die ihm nie im Leben zuvor zuteil geworden War. Aber er verlangte von ihr ein viel zu großes Opfer. Konnte sie einen Mann lieben, der ihre Familie abschlachten wollte?
»Ich kann nicht bei dir bleiben, Rhys«, murmelte sie.
»Nicht wenn du meinen Vater und Onkel töten willst, denn ich liebe auch sie.«
Rhys schleuderte ihre Hand von sich, sodass sie rückwärts taumelte. »Dann geh zu ihnen! Du kannst nicht sowohl mich als auch meine Feinde lieben. Geh!«, knurrte er durch die Zähne. »Geh sofort!«
Isolde wich einige Schritte zurück und kreuzte ihre Arme vor der Brust. »Ich bleibe hier.« Sie zitterte am ganzen Leibe, und auch ihre Stimme zitterte. »Ich bleibe hier - in meinem Zuhause.«
»Nein!«
Rhys handelte rein instinktiv, als er sie packte und über seine Schulter warf. Sein Herz krampfte sich vor Schmerz zusammen, als er es in den hintersten Winkel seiner Brust verbannte. Um ein Haar hätte sie ihn dazu gebracht ihr seine Liebe zu gestehen. Doch ihre angebliche Liebe war nicht bedingungslos. Sie verlangte von ihm dafür einen viel zu hohen Preis!
»Nein, Rhys! Nein, tu das nicht!«, schrie Isolde und versuchte sich zu befreien. Doch er stählte sich gegen die Verzweiflung in ihrer Stimme. Er wusste, was er tun musste, und würde sich von ihr nicht von seinem Weg abbringen lassen. Sie zappelte, trat nach ihm, trommelte mit den Fäusten auf seinen Rücken, aber er hielt sie eisern fest und eilte mit ihr die Treppen hinab.
Von Anfang an hatte er gewusst wie töricht es war, der Anziehungskraft dieser Frau zu erliegen. Er hatte gewusst dass es purer Wahnsinn war. Doch er hätte sich niemals träumen lassen, dass die unvermeidliche Trennung ihn fast um den Verstand bringen würde.
Als er den Hof erreichte, hatte sie den Kampf aufgegeben. Aber das machte seine Aufgabe nur noch schwieriger. Eine strampelnde und um sich schlagende Isolde nicht zu beachten war nicht leicht gewesen. Aber sie nicht zu beachten, wenn sie weich und warm über seiner Schulter hin& wenn ihr seidiges Haar seinen Nacken streifte und der Duft von Lavendel ihm in die Nase stieg, war ein Ding der Unmöglichkeit.
»Rhys«, flehte sie ihn an. »Lass mich runter und überleg noch einmal, was du wirklich willst. «
»Ich weiß genau, was ich will«, entgegnete er rau. »Ich habe es immer gewusst.«
Ohne die bestürzten Gesichter der Burgbewohner zu beachten, trug ei Isolde durch den Hof zum
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