Die Herrin von Rosecliffe
Patriot und feuriger Krieger gewesen, der sein Land von den englischen Eindringlingen befreien wollte. Rhys wusste aber auch, wie heiß sein Vater das Territorium von Rosecliffe begehrt hatte, das damals Josselyns Onkel gehörte, dessen einzige Erbin sie war. Genauso heiß hatte er Josselyn selbst begehrt. Weder das Land noch die Frau war sein Eigen geworden. Doch nun, zwanzig Jahre später, gehörte seinem Sohn sowohl Rosecliffe als auch die Tochter jener Frau!
Es war ein berauschender Gedanke - jedenfalls solang er das Wissen verdrängte, dass er die Frau nicht mehr lange besitzen würde, selbst wenn es ihm gelingen sollte, Rosecliffe Castle zu behalten ...
»So, ihr zeigt euch also endlich!«, provozierte er seine Feinde und beugte sich gespannt im Sattel vor. »Wer will als Erster sterben?«
Obwohl ihre Mienen mörderisch waren, ignorierten sie seinen Spott. »Wie geht es Isolde?«, fragte Randulf, eine Hand am Schwertgriff. »Wie geht es meiner Tochter?«
»Es geht ihr gut. Seid ihr bereit, gegen mich zu kämpfen?«
»Es wird keinen Kampf geben - auf jeden Fall heute nicht«, erklärte Jasper ruhig.
Rhys starrte die Brüder ungläubig an. Trotz der Beleidigungen, die er ihnen soeben an den Kopf geschleudert hatte, hielt er sie im Grunde nicht für Feiglinge. Wollten sie die Konfrontation hinausschieben, um in der Zwischenzeit noch mehr Männer um sich scharen zu können?
»Ihr werdet jetzt gegen mich antreten - oder aber die Konsequenzen tragen müssen!«, schnarrte er.
Randulf Fitz Hugh versteifte sich vor Zorn und wollte sein Schwert zücken, doch sein Bruder fiel ihm in den Arm.
»Verdammt, habt ihr denn überhaupt kein Rückgrat?«, höhnte Rhys. »Muss ich absteigen und euch meine Handschuhe ins Gesicht schleudern, damit ihr euch wie Männer und nicht wie elende Würmer benehmt?«
Die Augen beider Männer schleuderten Blitze, doch sie wahrten immer noch mühsam die Beherrschung.
»Wir sind nur zu viert«, fuhr Rhys fort. »Ich weiß, dass ihr fast zwanzig seid. Und trotzdem habt ihr Angst vor mir!« Er schüttelte mitleidig den Kopf und wandte sich an seine nervösen Begleiter. »Schaut euch das gut an, Freunde! Zwanzig Normannen fürchten sich vor vier Walisern. Aber vielleicht haben sie ja Recht ... Sind wir nicht die Söhne von Drachen, die unerschrockensten Krieger der ganzen Insel?«
»So unerschrocken, dass du dich hinter den Röcken meiner Tochter verstecken musst!«, brüllte Randulf Fitz Hugh.
Rhys warf ihm einen eisigen Blick zu. »Sie war nur ein Lockvogel, der sicherstellen sollte, dass ihr schnell aus England zurückkehrt.«
»Der Wunsch, mein Zuhause zu befreien, wäre für mich Grund genug zur Eile gewesen. Nein, du hältst sie nicht deshalb fest, weil du glaubst, einen Lockvogel zu benötigen, sondern weil du nicht auf sie verzichten willst! Ich täte nichts lieber als dich auf der Stelle zu töten, aber ich kann es' nicht riskieren, solange meine Tochter sich in der Gewalt deiner Helfershelfer befindet. Ich darf ihr Leben nicht aufs Spiel setzen.«
Rhys starrte ihn verächtlich an. »Ich will nicht gegen dich kämpfen, sondern gegen den Mörder meines Vaters! Aber wenn du willst, nehme ich es auch mit dir auf - sobald er tot am Boden liegt!«
»Keiner von uns wird mit dir kämpfen, bevor Isolde in Sicherheit ist«, stellte Jasper klar. »Solltest du nämlich sterben, könnten deine Männer sich an ihr rächen.«
»Das würde niemals geschehen«, behauptete Rhys wider besseres Wissen. »Walisische Männer rächen sich nicht an Frauen!«
»Dein Vater hat es getan!«
Rhys zog scharf die Luft ein. Es lag ihm auf der Zunge, Jasper ' Fitz Hugh als Lügner zu beschimpfen, doch eine leise innere Stimme raunte, dass der Engländer die Wahrheit sagte. Owain ap Madoc hatte für die Befreiung von Wales gekämpft, was gewiss ein edles Ziel war. Doch er hatte nicht gezögert jeden zu misshandeln, der schwächer als er selbst war - Frauen, Kinder -sogar die eigene Ehefrau, sogar den eigenen Sohn ...
Rhys musste insgeheim zugeben, dass Fitz Hugh allen Grund hatte, Owains Sohn und dessen Leuten zu misstrauen. Was tun? Er musste so schnell wie möglich gegen die Fitz Hughs kämpfen, denn sie könnten bald Verstärkung erhalten. Aber sie würden erst kämpfen, wenn Isolde frei war.
Rhys fasste einen schweren Entschluss. »Also gut ich werde sie unverzüglich freilassen.« Schließlich hatte er ja immer gewusst dass er sie nicht behalten konnte. jetzt hatte die Stunde des Abschieds
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