Die Herrin von Rosecliffe
überlegte. Er sah, wie Tillo aus dem Raum schlurfte, gebeugter als gewöhnlich, so als drückte ihn eine schwere Last. Rhys wusste, dass die weite Reise für den alten Mann sehr hart gewesen war, aber er hatte darauf bestanden mitzukommen.
Rhys beobachtete auch Newlin, der kurz nach Tillo humpelnd die Halle verließ, und nahm sich vor, am nächsten Morgen seinen treuen Gefährten auszufragen, worüber er mit dem Barden von Rosecliffe gesprochen hatte. Newlin hatte seine Verkleidung als Spielmann Reevius zweifellos durchschaut ihn aber nicht verraten. Aus welchem Grund? Rhys war jedenfalls nicht gewillt sein Schicksal von den seltsamen Entschlüssen eines alten Krüppels abhängig zu machen, auch wenn dieser angeblich über magische Kräfte verfügte ...
Doch im Moment trat die Gefahr, die Newlin für ihn darstellte, in den Hintergrund. Rhys hatte jetzt andere Dinge im Kopf. Die Halle war leer, die Treppe lockte und er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen.
Fünfundzwanzig breite Steinstufen führten ihn ins erste Stockwerk, fünfzehn weitere in die zweite Etage, wo Isolde wartete. jener Teil von ihm, der alle Engländer hasste und den Fitz Hughs vor zwanzig Jahren Rache geschworen hatte, nahm alles genau zur Kenntnis: die Zahl der Stufen, die Lage der Fenster, sogar die Anordnung der Fackeln in den Wandhaltern. Im Geist notierte er jede Einzelheit, die ihm nützlich sein könnte, falls er gezwungen sein sollte, hier einen Kampf auf Leben und Tod zu führen.
Doch ein anderer Teil von ihm - der Mann, der eine Frau begehrte - registrierte, dass er keinem Dienstboten begegnete, dass die Tür zum Schlafzimmer von Isoldes Eltern halb offen stand und im weichen goldenen Schein einer Kerze das massive Ehebett mit prächtigen blauen Seidenvorhängen zu sehen war.
Rhys betrat das Zimmer und schloss hinter sich die Tür. Im Augenblick hatte er keinen anderen Wunsch, als Isolde zu entkleiden und in Besitz zu nehmen. Er war erregt und dieses Katz-und-Maus-Spiels mehr als überdrüssig. Sie war reif für eine Verführung, und er wollte sie haben. Aber wo steckte das schöne kleine Luder?
Die Türangeln quietschten. Rhys wirbelte auf dem Absatz herum und riss seinen Dolch aus der Scheide. Verdammt sie hatte ihn in eine Falle gelockt!
Er machte sich auf einen Angriff gefasst doch es war nicht Osborn in Begleitung von Soldaten, der im Türrahmen stand, sondern Isolde ... Beim Anblick seiner gezückten Waffe erbleichte sie.
»Was ... was ist los? Warum hast du ... ?«
»Nichts ... « Rhys steckte den Dolch wieder weg, packte sie bei den Schultern und umarmte sie stürmisch. Sein Herz klopfte immer noch viel zu schnell, viel zu laut.
»Aber warum ... Warte ... « Isolde stemmte sich von seinem breiten Brustkorb ab.
Er hielt sie an den Armen fest und schaute ihr tief in die Augen. »Du warst nicht im Zimmer«, erklärte er. »Dann öffnete sich die Tür, und ich- befürchtete, dass euer Wachhund - der Hauptmann - mir gefolgt sein könnte. Zum Glück ist das nicht der Fall. Und jetzt
sind wir allein ... Komm, Isolde, du brauchst keine Angst vor mir zu haben.« Rhys zog sie so fest an sich heran, dass ihre straffen Brüste an seinen harten Brustkorb gedrückt wurden, was seine Erregung nur noch steigerte. »Komm, küss mich Küsse ... «
Isolde schwankte zwischen ihrem Verlangen und dem unbehaglichen Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Irgendwie hatten seine Worte nicht ganz wahr geklungen. Doch sein Mund berührte den ihren, sie war von seinen starken Armen umschlungen und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Vernunft und Anstandsgefühl wurden von den Bedürfnissen ihres Körpers erstickt. Reevius knabberte an ihrer Unterlippe, saugte sich an ihren Lippen fest schob seine Zunge zwischen ihre Zähne, drang in ihren Mund ein und entfachte damit ein Feuer, das sich in Windeseile ausbreitete und ihren Bauch in ein loderndes Inferno verwandelte.
Ohne zu wissen, wie es geschehen war, lag sie plötzlich auf dem großen Bett und er küsste sie immer noch leidenschaftlich, raubte ihr den Verstand ... Im schwachen Kerzenschein nahm sie ihn nur als dunkle Silhouette wahr, und hätte sie nicht sein Gewicht auf sich gespürt so hätte sie vielleicht geglaubt alles sei nur ein Traum. Aber der Mann war real, und trotz ihrer Erregung wurde sie plötzlich von Gewissensbissen geplagt und riss sich von seinen Lippen los.
»Wir ... wir können nicht ... «
»Doch, wir können!« Er bemächtigte sich wieder ihres Mundes,
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