Die Herrin von Rosecliffe
schwierigen Turnierkampf oder einem Sieg auf dem Schlachtfeld. Wieder einmal hatte er seine englischen Feinde in die Knie gezwungen!
Nur mit dem Unterschied, dass Isolde kein Mann war ...
Rhys rollte zur Seite, hielt seine Beute aber weiterhin fest umschlungen. Er wollte sich seinen Triumph nicht durch leise Gewissensbisse verderben lassen. Nein, jetzt galt es, den nächsten Schachzug sorgfältig zu überlegen. Er hatte ein Spiel auf Leben und Tod begonnen und würde es zu Ende führen.
TEIL II
»Und als er das Burgtor erreichte,
klopfte er weder an noch rief er seinen Namen.
Nein, er drückte den Bogen an seine Brust
und kletterte behände über die Mauer.«
Henry of Huntingdon
Kapitel 9
Isolde konnte ihn nicht ansehen. Sie konnte dem Mann, der sie auf dem Bett ihrer Eltern in den Armen hielt unmöglich in die Augen schauen.
Was hatte sie nur getan?
Sie kniff die Augen fest zusammen und versuchte die grässliche Wirklichkeit zu vergessen. Doch auch das gelang ihr nicht. Sie hörte sein Herz dicht an ihrem Ohr schlagen. Seine Brust hob und senkte sich genauso schnell wie die ihre. Sie lagen eng umschlungen da, verschwitzt mit schweren Gliedern - wie ein richtiges Liebespaar. Er war ihr erbitterter Feind, und sie hatte sich von ihm entjungfern. lassen. Noch schlimmer - es hatte ihr gefallen!
Sie hatte es mit allen Sinnen genossen!
»Allmächtiger«, flüsterte sie verzweifelt. »Heilige Mutter Gottes ... «
Rhys holte tief Luft und atmete langsam aus. »Für Gebete ist es zu spät Isolde.«
Als ob sie das nicht selbst wüsste! Mit einem entsetzten Aufschrei stieß sie ihn von sich und sprang vom Bett. Zu ihrer Verwunderung versuchte er nicht sie festzuhalten. Ihre Beine trugen sie kaum, ihre Hände zitterten, während sie das Hemd und den völlig zerknitterten Rock nach unten zerrte. Ihr Mieder wies feuchte Flecken auf, wo seine Lippen an ihren Brüsten gesaugt hatten.
»Jesus, Maria und Josef!«, stammelte sie und taumelte in Richtung der Tür.
Auf einen Ellbogen gestützt beobachtete Rhys grinsend ihre hektischen Bewegungen. »Willst du dich wirklich in diesem Aufzug deinen Leuten zeigen? jedem wird klar sein, was du getrieben hast, Isolde. Dein Gesicht ist noch gerötet, deine Lippen sind von meinen Küssen geschwollen. Und du riechst unmissverständlich nach der Lust, die wir gemeinsam genossen haben«, fügte er hämisch hinzu.
Unwillkürlich berührte sie ihre Lippen und fuhr sich mit den Fingern durch die wirren, Haare. Er hatte Recht: man würde es ihr sofort ansehen ...
»O Maria, Mutter Gottes«, murmelte sie wieder, ohne sich dessen bewusst zu sein. Was sollte sie 'nur tun? Was konnte sie jetzt noch tun?
Auf gar keinen Fall durfte sie in Panik geraten, ermahnte sie sich streng, und es gelang ihr tatsächlich, etwas Licht in ihr umnebeltes Gehirn zu bringen. Dieser Mann war ihr Feind - der Feind ihrer Familie. Er hatte sich listig in Rosecliffe Castle eingeschlichen aber es war ihre Schuld, dass man ihm das Tor geöffnet hatte! Sie war so stolz auf ihre Rolle als Burgherrin gewesen, hatte sich für besonders tüchtig gehalten ... Nun musste sie ihren Hochmut eben teuer bezahlen und ihren guten Ruf opfern, um Schlimmeres zu verhindern. Sie musste die Wache informieren ...
Nachdem sie diesen schweren Entschluss gefasst hatte, wollte Isolde aus dem Zimmer rennen. Doch Rhys reagierte blitzschnell: geschmeidig wie ein Raubtier holte er sie mit einem großen Satz ein und packte sie bei der Taille.
»Nein ... «
Er presste eine Hand auf ihren Mund, bevor sie um Hilfe schreien konnte. Obwohl sie wild um sich schlug, hob er sie hoch, warf sie auf das Bett und lähmte ihren Widerstand mit seinem Gewicht. »Du wirst nicht Alarm schlagen«, knurrte er, riss einen Streifen vom Saum ihres Kleides ab und knebelte sie damit.
»Du wirst mich nicht daran hindern, meine Pläne in die Tat umzusetzen.« Er drehte sie auf den Bauch und fesselte ihre Hände auf dem Rücken. Isolde trat nach ihm, aber er kniete sich auf ihre Beine und fesselte auch ihre Knöchel.
» Es ist mir durchaus nicht zuwider, Engländer zu töten«, erklärte Rhys ruhig.
Ein eisiger Schauer lief Isolde über den Rücken. Dieser walisische Fanatiker stieß keine leeren Drohungen aus - er würde ohne Skrupel alle Burgbewohner umbringen!
»Es ist mir keineswegs zuwider, Engländer zu töten«, wiederholte er, fügte jetzt aber hinzu: »Aber ich pflege ihr Blut nur zu vergießen, wenn mir gar keine andere Möglichkeit
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