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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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ganzen Hass auf Rhys' Rücken und Hinterkopf.
    Doch er schien leider völlig immun gegen die Blicke zu sein, die sich wie Giftpfeile in seine breiten Schultern bohrten. Während Gandy, Linus und Cidu weiter für Unterhaltung sorgten, fiel Isolde unwillkürlich auf, dass seine rabenschwarzen Haare, obwohl er sie geschnitten hatte, immer noch etwas länger als üblich waren - so als wollte dieser Rüpel sich absichtlich nicht der Mode anpassen. Aber sie waren sauber und hatten im Licht der Fackeln einen bläulich-goldfarbenen Schimmer.
    Genauso waren auch seine Augen - schwarz wie die tiefe Mitternacht und zugleich leuchtend wie glühende Kohlen ...
    Isolde presste die Laute an ihre Brust während ihre Gedanken in gefährliche Bahnen abirrten. Oh, warum war er nicht Reevius geblieben, der betörende Spielmann, der ihr Herz im Sturm erobert und ihre Unschuld gestohlen hatte?
    Nein, nicht gestohlen, gestand sie sich ein. Sie war mehr als willig gewesen - bis zum Schluss. Gewiss, verführt hatte er sie in der Rolle des romantischen Sängers, doch auch seine wahre Identität hatte sie nicht daran gehindert in seinen Armen den Gipfel der Lust zu erleben ...
    Als hätte Rhys gespürt woran sie dachte, drehte er sich plötzlich um und sah sie an. Er sagte kein Wort blickte ihr nur tief in die Augen, so lange und intensiv, dass ihr schwindelig wurde. Isolde wollte die Lider schließen, denn sie befürchtete, dass er in ihrem Geist lesen könnte wie in einem offenen Buch. Doch sie war hypnotisiert von diesen geheimnisvoll leuchtenden schwarzen Augen, die jene Erinnerungen weckten, deren sie sich schämte und die sie dennoch nicht verdrängen konnte.
    »Du bist bereit für den Unterricht.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, die sich zudem so doppeldeutig anhörte, als wäre er immer noch Reevius.
    Isolde schluckte hart und rief sich streng ins Gedächtnis, dass er nicht Reevius war. Dass er niemals Reevius gewesen war. »Nein, ich bin nicht bereit und habe nicht das geringste Interesse an diesem Unterricht. Aber ich gehorche deinen Befehlen.«
    »Ausgezeichnet.«
    Hinter ihm verbeugten sich Gandy und Linus vor dem Publikum und wurden mit, tosendem Applaus belohnt. Mehrere Pagen und Küchenjungen umringten das Paar, denn trotz allem, was in Rosecliffe geschehen war, konnte niemand dem schlauen Zwerg, dem gutmütigen Riesen und ihrem geschickten Hündchen böse sein. Es bildeten sich auch andere kleine Gruppen - Männer würfelten an den Tischen, die wenigen Frauen plauderten im Hintergrund. Isolde bemerkte, dass Tillo und Newlin nirgends mehr zu sehen waren. Sie stand ganz allein Rhys gegenüber, der sie nicht aus den Augen ließ.
    »Komm!« Als er aufstand, wich sie unwillkürlich einen Schritt zurück. Ein leichtes Lächeln huschte über seine harten Gesichtszüge. »Entspann dich, Isolde. Solang du willfährig bist brauchst du meinen, Zorn nicht zu fürchten.«
    »Wie beruhigend«, murmelte sie.
    »Es wäre mir lieber, wenn wir unsere Unterhaltungen künftig auf Walisisch führen würden.«
    »Wie Ihr wünscht mein Herr«, antwortete Isolde sarkastisch in walisischer Sprache.
    Rhys musterte sie wieder lange und eindringlich,
    bevor er ihr mit einer Geste zu verstehen gab, dass sie ihn zum Kamin begleiten solle. »Spiel jenes Wiegenlied für mich«, befahl er, sobald sie auf einer Bank im Feuerschein Platz genommen hatten. »Ich meine das Lied, das du unten am Strand gespielt hast.«
    »Ich habe es vergessen.«
    »O nein, das hast du nicht.« Er rückte die Laute auf ihrem Schoß zurecht und schlang einen Arm um ihre Schultern. »Oder soll ich es dir vielleicht in Erinnerung rufen?«
    »Nein!« Isolde rutschte möglichst weit von ihm weg, legte ihre Finger so auf die Saiten, wie er es ihr beigebracht hatte, und beugte sich über das Instrument. Sie hatte rasendes Herzklopfen und traute sich nicht ihn anzusehen, denn ein einziger Blick in ihre Augen könnte ihm verraten, welche Wirkung seine Nähe auf sie ausübte.
    Eine verheerende Wirkung!
    Ich hasse ihn, rief sie sich ins Gedächtnis. Er ist nicht Reevius, sondern Rhys ap Owain, mein schlimmster Feind.
    Doch während sie die ersten Akkorde des einfachen Wiegenlieds spielte, gestand sie sich die schreckliche Wahrheit ein: dieser Mann übte eine magische Anziehungskraft auf sie aus, und ihre ganze Willenskraft reichte nicht aus, um sich aus seinem Bann zu lösen. Lag das daran, dass sie sich ihm schon hingegeben hatte? Würde sie jetzt zeit ihres Lebens von den

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