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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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konnte. »ja«, flüsterte sie mit trockenem Mund.
    »Gut. Es freut mich, dass dein Selbsterhaltungstrieb dir noch nicht ganz abhanden gekommen ist.«
    »Ich mag Angst haben«, brauste Isolde wieder auf, »aber ich lasse mich von dir nicht kleinkriegen! Und ich weigere mich, neben dir zu essen, solang du dir anmaßt auf dem Platz meines Vaters zu sitzen und so zu tun, als wärest du der Burgherr!«
    Ihr Giftpfeil hatte ins Schwarze getroffen: seine Augen sprühten vor Zorn. Doch seiner Stimme war nichts davon anzumerken.
    »Du wirst mit mir hier in der Halle speisen, Isolde«, sagte er eisig und zog sie noch dichter an sich heran. »Oder ist es dir vielleicht lieber, wenn wir unser Mahl zu zweit in meinem Zimmer einnehmen?«
    »Nein!«
    »Das reicht jetzt wirklich«, ertönte eine ruhige Stimme neben ihnen.
    Es war Tillo, der ihr unerwartet zu Hilfe eilte, und Isolde hätte ihn vor Dankbarkeit am liebsten umarmt weil er als Einziger den Mut aufbrachte, seinen Gefährten zurechtzuweisen. Doch zugleich hatte sie Angst um den Spielmann, der mindestens doppelt so alt und nur halb so groß wie Rhys war.
    »Misch dich nicht ein!«, warnte Rhys ihn denn auch, leichenblass vor Zorn.
    Isolde vergaß ihre eigene Furcht. »Lass deine Wut nicht an Tillo aus! Nur ein außergewöhnlich tapferer Mann wagt es sich einzumischen, wenn ihm keine Waffe zur Verfügung steht - außer der leisen Stimme der Vernunft.«
    Rhys' Raubtierauge kehrten von Tillo zu ihr zurück. Seltsamerweise wirkte er ruhiger als zuvor. »Du brauchst meinen Freund nicht zu verteidigen. Ich habe großen Respekt vor seiner Tapferkeit - und vor seiner Loyalität.« An Tillo gewandt fügte er hinzu: »Setz dich wieder hin und mach dir keine Sorgen - ihr wird nichts Schlimmes zustoßen.« Sein scharfer Blick schweifte durch die ganze Halle, von einem neugierigen Gesicht zum anderen, so als wollte er allen seinen Willen aufzwingen. Erst danach konzentrierte er seine Aufmerksamkeit erneut auf Isolde.
    »Nachdem du nicht gewillt bist, an meiner Seite zu essen, bleibt dir nur eine Möglichkeit.« Als sie erleichtert aufatmete, fuhr er gnadenlos fort: »Nein, ich meine nicht dass du sofort ins Turmzimmer zurückkehren sollst. Das darfst du noch nicht.«
    »Und was soll ich dann tun?«, fragte sie misstrauisch.
    »Wenn du nicht die Rolle der Herrin von Rosecliffe spielen willst wirst du eben in die Rolle einer Dienerin schlüpfen müssen.«
    »Das habe ich doch schon den ganzen Tag über getan«, murmelte Isolde.
    »Meiner privaten Dienerin«, stellte Rhys klar und zerrte sie zum Ehrentisch, wo er endlich ihren Arm losließ und auf dem Stuhl ihres Vaters Platz nahm. »Du wirst mir die Speisen servieren und Wein einschenken. Ferner wirst du meine Kleider stopfen, meine Stiefel putzen und andere Arbeiten für mich verrichten. Es sei denn, du geruhst doch noch, hier gemütlich mit mir zu speisen. « Er deutete einladend auf den leeren Stuhl der Hausherrin.
    Isolde runzelte die Stirn und rieb sich das schmerzende Handgelenk. Wie war es nur so weit gekommen? Sie hatte sich doch so fest vorgenommen, jede offene Konfrontation mit Rhys zu vermeiden! Stattdessen hatte sie ihn vor den Augen seiner Spießgesellen und der Dienstboten geohrfeigt - und jetzt warteten alle gespannt, wie dieser, Machtkampf ausgehen würde.
    Was sollte sie machen?
    Ihn zu bedienen wäre demütigend. Doch es wäre noch unerträglicher, neben ihm zu sitzen. Verdammt, sie hätte ihn nicht so provozieren dürfen! Jetzt war sie in einer noch schlimmeren Lage als bisher, denn wenn sie sich nicht auf die eine oder andere Weise seinem Willen beugte, könnte er eine dritte Variante erzwingen ... Nein, alles, nur das nicht!
    So schwer es ihr auch fiel - sie musste wieder kapitulieren. »Also gut dann werde ich dich eben bedienen«, erklärte sie mit trotzig gerecktem Kinn.
    Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus - ein arrogantes, triumphierendes Lächeln, das Isolde noch mehr beunruhigte als seine bisherige grimmige Miene. Legte er es bewusst darauf an, sie bis zur Weißglut zu reizen und anschließend -zu bestrafen? Und sie fiel jedes Mal darauf herein!
    Mit dem erneuten festen Vorsatz, ihre Gefühle in Zukunft unter Kontrolle zu halten, nahm sie einem verschreckten Pagen den Weinkrug ab und füllte Rhys' Becher. Sie würde dem Kerl beweisen, dass ihr Wille stärker war als der seine ...
    Für die interessierten Zuschauer war das dramatische Intermezzo in der Halle damit beendet. Das Abendessen

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