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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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fast seine Kräfte, in dieser Nacht auf sie zu verzichten. Aber es war vernünftiger abzuwarten, bis Isolde zu ihm kam. Dann würde sie ihm hinterher wenigstens nicht vorwerfen können, sie vergewaltigt zu haben. Und sie würde bald zu ihm kommen, daran zweifelte er nicht mehr. Schon bald würde er für seine Geduld belohnt werden, ihren warmen weichen Körper in Besitz nehmen, sie keuchen, stöhnen und schreien hören, ihr - und sich selbst - höchste Lust bescheren ...
    »Heilige Mutter Gottes!«, murmelte er mit geschlossenen Augen, überwältigt von diesen herrlichen Zukunftsvisionen. Irgendwie brachte er es fertig, in sein Zimmer zu gehen, ohne die Tür laut zuzuschmettern, und seine geliebte Laute vorsichtig auf eine Truhe zu legen. Doch als sein Blick auf den Entwurf des Wandgemäldes fiel, stieß er die schlimmsten Flüche aus, die er kannte -auf Walisisch, Englisch und Französisch.
    Isolde hatte genau das gezeichnet, was er von ihr verlangt hatte - den Furcht erregenden Drachen, der den Wolf bezwang. Das Bild sollte den Sieg des walisischen Patrioten über die Fitz Hughs symbolisieren, doch als Rhys seine heiße Stirn an die kalte Steinmauer von Rosecliffe lehnte und eine Hand auf sein steifes Glied presste, fühlte er sich nicht wie ein Sieger, sondern eher wie ein Opfer.
    Warum nur begehrte er ausgerechnet die Tochter seines Feindes so, rasend, wie er noch nie irgendeine Frau begehrt hatte? Es war absolut widersinnig ...
     
    Die große Halle hatte sich geleert. Nur Linus und Gandy saßen immer noch beisammen.
    »Ich will nicht gegen ihre Familie kämpfen«, klagte der Riese niedergeschlagen und sah seinen schlauen kleinen Freund Hilfe suchend an. Doch der Zwerg war damit beschäftigt Cidu zu streicheln, der auf seinen Schoß gesprungen war. Nach einigen Sekunden fuhr Linus fort: »Wenn Rhys sie bei sich behält wird ihre Familie gegen ihn kämpfen. Aber wenn er sie gehen lässt ... «
    »Auch dann wird ihre Familie gegen ihn kämpfen«, fiel Gandy ihm ins Wort.
    »Aber ich will nicht mehr kämpfen!«
    »Dann lass es eben sein.«
    Linus kratzte sich am Kopf. »Ich will aber auch nicht dass er kämpft. Er sollte endlich damit aufhören.«
    »Ich glaube nicht dass er das kann. Außerdem ist das nur seine eigene Angelegenheit.«
    »Aber er ist unser Freund!«
    In diesem Augenblick kam eine kleine dunkle Gestalt die Treppe herab. Gandy rutschte erschrocken von seinem Hocker, und Cidu sprang vorsichtshalber auf Linus' Schoß, weil der Riese ihn besser beschützen konnte. Doch es war nur der alte Barde von Rosecliffe, der auf sie zugehumpelt kam, wobei sein ganzer Körper hin und her schwankte wie ein Boot bei schwerem Seegang.
    »Kommst du aus ihrem Zimmer oder aus seinem? Oder verbringen sie die Nacht vielleicht sogar zusammen?«, fragte Gandy ihn zwinkernd.
    Newlins faltiges Gesicht verzog sich zu einem gütigen, nachsichtigen Lächeln. »Sie haben sich im zweiten Stock widerwillig voneinander getrennt. Leider steht so vieles zwischen diesen beiden jungen Menschen ... « Er hinkte zum Kamin und wärmte seine Hände über dem schwach glimmenden Feuer. Wie immer trug er einen mit Bändern geschmückten weiten Umhang.
    »Es ist kalt und bald wird es noch kälter werden ... «
    »Der Winter ist eben nicht mehr fern«, antwortete Linus.
    »So ist es«, nickte Newlin und lächelte dem gutmütigen Riesen freundlich zu. So ist es ... Und ich befürchte, dass uns ein besonders kalter Winter bevorsteht.«
    »Kein ideales Wetter für die Belagerung einer Burg, würde ich sagen«, warf Gandy ein.
    Der Barde fixierte ihn mit einem Auge, während das andere in weite Ferne gerichtet war. »Die bittere Kälte könnte für diese Belagerung sogar von großem Vorteil sein.«
    Gandy kicherte. »Man merkt dass du von Kriegsführung keine Ahnung hast.«
    Newlin schwieg, lächelte und trat noch näher an den warmen Kamin heran. Ich spreche nicht von Kriegsführung, dachte er.
    Tillo, der allein in einer dunklen Ecke der Halle saß, schaute bestürzt auf. Kein Krieg? Aber was dann? Was hatte der Barde gemeint? Und dann drehte Newlin sich unerwartet um, durchforschte die Dunkelheit und schaute Tillo direkt in die Augen.
    Der Spielmann presste eine zitternde Hand an seine Brust. Wie war es möglich, dass er Newlins Gedanken gehört hatte? Und - noch wichtiger -, konnte der rätselhafte Barde umgekehrt auch Tillos Gedanken hören? Ein kalter Schauer lief Tillo über den Rücken, denn er hatte sein Geheimnis sehr lange erfolgreich

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