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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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würde er bestimmt hier sein und sie befreien.
    Doch so sehr sie diesen Moment auch herbeisehnte - ein Teil von ihr fürchtete sich vor dem bevorstehenden Konflikt, der nur schlimm ausgehen konnte. Männer wie ihr Vater, ihr Onkel Jasper und Rhys nahmen kriegerische Aktionen sehr ernst. Der Kampf um Rosecliffe - und um sie - würde für irgendjemanden tödlich enden.
    Hinter ihr quietschte die Tür in den Angeln. Sie wirbelte herum und bekam rasendes Herzklopfen, weil sie glaubte, es wäre Rhys. Aber es war nur Tillo, der auf der Schwelle stand.
    »Er ist im Stall und wetzt seine Waffen«, berichtete der alte Spielmann, so als hätte er ihre Ängste erraten. Errötend wich sie seinem wissenden Blick aus und starrte ihre mit Farbe beschmierten Hände an. Tillo trat ins Zimmer und betrachtete das riesige Wandgemälde. »Du besitzt ein seltenes Talent Kind.«
    »Ich hasse es!«, murmelte Isolde, verwundert darüber, dass er sie plötzlich duzte. Tillo war ihr sympathisch, weil er sich nicht scheute, Rhys die Leviten zu lesen, und in mancher Hinsicht erinnerte er sie an Newlin.
    »Du hasst dein Talent?«
    »Ich hasse dieses Gemälde.«
    Tillo sah sie erstaunt an. »Aber es ist ein Meisterwerk.«
    Isolde warf ihren Pinsel so heftig in die Schüssel, dass schmutziges Wasser über den Rand spritzte. Gereizt wischte sie die Pfütze auf dem Tisch mit einem Lappen ab. »Es hätte kein Meisterwerk werden sollen.«
    »Aha ... « Tillo nickte. »Ich verstehe.«
    »Tatsächlich?«, fragte Isolde sarkastisch.
    »Ja.« Der Spielmann stieß einen schweren Seufzer aus. »Es gibt Frauen, deren Schicksal es zu sein scheint, den eigenen Untergang herbeizuführen. Warum das so ist, weiß ich nicht.«
    Heiße Schamröte überflutete Isoldes Gesicht. »Rhys hat offenbar geprahlt - das hätte ich mir denken können. Aber er lügt! Es stimmt - ich habe mich Reevius hingegeben«, gestand sie mit flammenden Wangen. »Aber seit ich seine wahre Identität kenne, wehre ich jeden Annäherungsversuch energisch ab.«
    »Zu spät«, kommentierte Tillo und deutete auf das große Gemälde, wo der Wolf - die Wölfin? - dem Drachen zu Füßen lag. »Viel zu spät.«
    Tränen brannten in Isoldes Augen. »Für ihn wird es zu spät sein, wenn mein Vater zurückkehrt.«
    »Ja, an jenem Tag wird jemand sterben müssen.«
    Bei diesen ernsten Worten lief Isolde ein eisiger Schauer über den Rücken. Tillo hatte ausgesprochen, was sie selbst befürchtete. Der alte Mann ließ sie nicht aus den Augen. »Du willst doch nicht dass Rhys stirbt, oder?«
    »Ich ... ich ... es ist mir egal, was ihm zustößt«, stammelte sie verwirrt.
    Tillo schlug mit seiner Krücke auf den Boden. »Ich habe keine Zeit für Lügen!« Gleich darauf verriet sein faltiges Gesicht dass er seinen Zorn bereute. »Wir alle haben keine Zeit für Lügen«, wiederholte er ruhiger.
    »Was ich will, spielt doch sowieso keine Rolle!«, rief Isolde. »Begreifst du das denn nicht? Sie werden kämpfen, ob ich will oder nicht!«
    Doch Tillo schien in Gedanken versunken zu sein. Plötzlich schlug er den weiten Umhang zurück, unter dem er normalerweise seinen ausgemergelten, vom Alter gebeugten Körper und die knochig-en Arme versteckte, löste die Schnüre, die das Kleidungsstück am Hals zusammenhielten, und ließ es auf den Boden fallen. Dann zog er sich auch die eng anliegende Kapuze vom Kopf.
    Isolde starrte ihn befremdet an. »Möchtest du baden? In der Küche ist es viel wärmer als in diesem Zimmer.«
    »Ich bin eine Frau«, erklärte Tillo kämpferisch.
    Eine Frau? Isolde war wie vom Donner gerührt. Wie konnte dieser alte Spielmann eine Frau sein? Aber jetzt griff er nach hinten und löste seinen grauen Nackenknoten auf.
    Ihren grauen Nackenknoten, korrigierte Isolde sich gleich darauf. Kein Zweifel: Tillo war wirklich eine Frau!
    »Aber ... aber warum gibst du dich denn als Mann aus?«, stammelte sie fassungslos.
    Seufzend fuhr Tillo sich mit den Fingern durch die langen grauen Haarsträhnen. »Eine allein stehende Frau ist niemals in Sicherheit.«
    »Ja ... ja, das verstehe ich. Aber warum ... warum vertraust du ausgerechnet mir dein Geheimnis an? Weiß Rhys, dass du eine Frau bist?«
    »Ich brauche deine Hilfe«, gab Tillo zu. »Und du brauchst meine Hilfe.«
    »Rhys weiß nicht Bescheid?«
    Tillo runzelte die Stirn. »Er braucht es nicht zu wissen.«
    »Aber du hast doch keine Angst vor ihm, oder?«
    Tillo presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Als Mann - sogar als alter

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