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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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seid treue Mannen. Das ist wahr. Ich bin wohl nicht an solche Loyalität gewöhnt.«
    William setzte sich wieder nieder und taxierte beide Männer. »Ihr werdet nie Grund haben, uns zu mißtrauen, mein Herr«, vergewisserte ihm Sihtric. »Warum so ein niedergeschlagenes Gesicht heute abend?«
    »Sehe ich niedergeschlagen aus?« fragte William. »Ich glaube, ich bin es tatsächlich. Manchmal ergeht es mir so nach einem Sieg. Aber bei einer Niederlage wäre ich noch weitaus betrübter.«
    »So ist es«, sagte Rorik zustimmend und zog ein sauberes Hemd und eine Tunika über seinen verletzten Rücken.
    »Dieses Rebellengesindel hat das abbekommen, was es verdient«, erklärte William. »Es soll mir dafür dankbar sein, daß ich nicht auch jene getötet habe, die auf der Flucht den Fluten des Orne-Husses entkommen sind.«
    »Wie großherzig von Euch«, pflichtete ihm Sihtric bei und überlegte insgeheim, hätte William jeden einzelnen Mann umgebracht, der in seinem gespaltenen Herzogtum auf Rebellion sann, verblieben ihm wohl herzlich wenige Vasallen.
    »Morgen werden sie mir den rechtmäßigen Treueeid leisten müssen. Ich werde jeden einzelnen von ihnen dazu zwingen, mir durch die Übergabe von Ländereien und Kriegern zu büßen, daß sie das Schwert gegen mich erhoben haben. Alle außer diesem Abschaum von einem Guy von Burgund, dem wird es am teuersten zu stehen kommen, daß er nach meinem Thron geschielt hat. Man konnte ihn nirgendwo unter den Überlebenden entdecken. Außerdem ist dieser Satansbraten zu gerissen, um im Fluß zu ertrinken.«
    »Ihr habt seiner Rebellion das Rückgrat gebrochen«, bekräftigte Rorik. »Er wird Euch keine Unannehmlichkeiten mehr bereiten.«
    »Niemand wird mir je wieder Unannehmlichkeiten bereiten«, fügte William mit einem harten Lächeln hinzu. »Und nie wieder werden diese Barone aus der Normandie mich bloß für eine Marionette halten, die sie zu ihrem Vorteil nach Belieben an den Fäden hin- und herziehen. Die Normandie gehört mir! Jeder Baron im Lande wird mich nunmehr anerkennen müssen, wenn er erfährt, was ich mit meinen treuen Mannen vollbringen kann. Beim nächsten Mal werde ich es nicht mehr nötig haben, Heinrich von Frankreich um Hilfe zu bitten, wenn so ein dahergelaufener Emporkömmling nach meiner Macht greifen will.«
    »Ihr habt gewiß vollkommen recht, mein Herr«, erwiderte Rorik leise seufzend. Seine Muskeln begannen von den Schlägen Sihtrics zu schmerzen. Er wünschte sich, William würde aufhören über seinen Sieg zu schwelgen und hinausgehen. Er wollte seinen matten Körper aufs Strohlager betten. Aber William sah ihn höchst merkwürdig an, und er befürchtete, daß sein Herzog noch nicht alles gesagt hatte, weshalb er ins Zelt getreten war.
    William betrachtete seine beiden treuen Gefolgsmänner mit offener Zuneigung. Keiner war ein so ergebener Gefolgsmann und tapferer Ritter in seinen Diensten, wie Sir Rorik Valois, der ihm immer wie ein älterer Bruder gewesen war.
    Steindrache hatten ihn die Mannen benannt, teils wegen seines Wappens – ein blutroter Drachen auf schwarzem Feld – und teils wegen seines energisch-schroffen Wesens. Das Wappen war eine passende Verkörperung seiner Tollkühnheit auf dem Schlachtfeld und seiner beharrlichen Weigerung, eine Niederlage anzuerkennen. »Ihr seht erschöpft aus, Rorik«, bemerkte William. »Vielleicht wird das Euch jetzt eine Lehre sein, an unseren Rasttagen auch wirklich auszuruhen.«
    Rorik grinste. In der Vergangenheit hatte er öfter mit den gleichen Worten dem ruhelosen Herzog ebendies empfohlen.
    »Es ist kaum zu glauben«, fuhr William fort, »daß Ihr vor zehn Jahren zu mir gekommen seid. Zwei Tage nachdem mein Onkel, der Erzbischof von Rouen starb, tauchtet Ihr in meinem Palast auf, um mir Eure Dienste anzubieten. Ihr ward kaum älter als ein Knabe, ausgehungert und in Lumpen, wie Eure bejammernswerte Gefolgschaft.«
    Rorik seufzte. Sihtric machte keinerlei Anstalten, seine Langeweile zu verbergen.
    »Schon gut, meine Herren«, lächelte William. »Ich sehe, meine weitschweifigen Ausführungen machen Euch ungeduldig. Ich habe jedoch eine Aufgabe für Euch, meine Freunde – eine, so glaube ich, die Euch gefallen dürfte.« Er machte eine Kunstpause in der Gewißheit, daß er ihre Neugier geweckt hatte. »Wie denkt Ihr darüber, Sir Rorik, mit einer Truppe meiner besten Krieger loszumarschieren und das zurückzuerobern, was Eurer Familie einst auf verräterische Weise gewaltsam entrissen worden

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