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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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vor allem – auf ihre Freundschaft angewiesen. Aber heute fühlte er sich weder sonderlich unreif noch war er brüderlich gestimmt. Das Gewicht des jüngsten Sieges bei Val-es-Dunes lastete schwer auf den Schultern dieses Jünglings, der vor der Zeit hatte zum Manne reifen müssen.
    »Wie kommt es«, bemerkte er eisig, »daß mich alle meine Ratgeber ständig daran erinnern, ich sei eben erst den Windeln entwachsen, wo ich mich doch heute abend um Jahre älter fühle als ihr beiden Greise?«
    »Manche Männer reifen nur körperlich«, antwortete Rorik mit einem Seitenblick auf Sihtric.
    »Darin gebe ich Euch völlig recht«, antwortete William bedeutungsvoll an Rorik gewandt. »Nun ist ja nichts Schlimmes passiert. Es ist immerhin besser, die Männer sehen zu, wie Ihr euch im Staub wälzt, statt jedem Weiberrock im Dorf drüben nachzustellen. Ich habe schon genug Ärger mit den aufgebrachten Vätern, die für die verlorene Jungfernschaft ihrer Töchter Entschädigung verlangen.«
    Sihtric schnaubte. »Kein Grund zur Sorge, mein Herr. Da drüben im Dorf befindet sich kein Frauenzimmer über sechs Jahre alt, die ihr nicht schon verlustig gegangen ist, noch ehe wir eintrafen.«
    »Sehr wahr«, antwortete William und verzog das Gesicht. »Sie leben wie die Schweine und vermehren sich wie die Karnickel.«
    Gemeinsam schritten sie auf Roriks Zelt zu, wo sie mit verängstigter Miene Roriks Knappe Timor empfing, den seine Wachstumsjahre plagten.
    »Mein Herr!« Die Augen des Jungen weiteten sich beim Anblick seines Herrn in der Gesellschaft von keinem geringeren als dem Herzog persönlich.
    »Scher dich weg«, befahl William nicht unfreundlich. »Ich wünsche mit deinem Herrn unter vier Augen zu sprechen.«
    Timor senkte den Kopf und verschwand wortlos, als die Männer sich duckten und rasch ins Zelt traten.
    »Das ist aber eine üble Wunde auf deinem Rücken«, bemerkte Sihtric, als sie sich dem Licht der Laterne näherten. »Laß mich sie lieber verarzten, ehe sie zu eitern beginnt.«
    »Hände weg«, antwortete Rorik mit finsterem Blick. »Es ist nichts Schlimmes.«
    Sihtric lachte stillvergnügt in sich hinein. »Deinen bösen Blick kannst du dir bei mir sparen, Junge. Ich bin keine schüchterne Jungfrau, die vor deinem düsteren Aussehen auf und davonläuft.«
    William ließ sich auf dem Strohlager nieder und sah dem Nordmann zu, wie er Schmutz und Sand aus der klaffenden Rückenwunde Roriks entfernte. »Es will mir nicht in den Kopf, Sir Rorik, wie Ihr am gestrigen Tag, an dem die ganze Zeit gekämpft wurde, keine einzige Schramme abbekommen habt, und heute abend laßt Ihr Euch von einem Eurer eigenen Männer windelweich prügeln und zu Boden schlagen.« Williams Augen blitzten vor lausbübischem Vergnügen, und er sah plötzlich so jung aus wie seine Jahre.
    Rorik griente. »Der alte Ochse hat geschwindelt.« Sihtric träufelte eiskaltes Wasser über die Wunde, und Roriks Grinsen erstarrte unvermittelt zur Grimasse.
    »Ja, Bürschelchen, ich habe geschwindelt. Wie lange führen wir jetzt schon diesen Streit zwischen uns? Und wie lange schon versuchst du, mich zu besiegen? Dabei sage ich dir stets, an dem Tag, an dem du mich besiegst, stehe ich schon mit einem Fuß im Grab.«
    Rorik stöhnte auf, als der ältere Ritter einen halbwegs sauberen Verband auf die Wunde klatschte und ihn mit einer groben Bandage festband.
    William, der nie lange ruhig an einem Platz sitzen konnte, erhob sich und wanderte im engen Zelt auf und ab. »Es war eine entscheidende Schlacht gestern, meine Freunde. Ich bin Euch dankbar für Euren Beitrag zu meinem Sieg. Selbstverständlich werdet Ihr dafür angemessen entlohnt.«
    Rorik trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich verfüge über genügend Ländereien und Burgen, dank Eurer Großzügigkeit, mein Herr.«
    »Ja«, stimmte Sihtric zu. »Ich will nichts davon. Es genügt mir, diesem aufsässigen Jungen und Euch, meinem Herrn, zu dienen.« Er zog Roriks Bandage mit einem Ruck fester, damit der Verband auch wirklich sicher saß.
    Rorik bemerkte, daß William noch weiter ermuntert werden mußte. In der Tat, der junge Herzog besaß nicht viel Freunde. Nur wenige Männer folgten ihm, ohne zuerst an Gewinn und persönliche Macht zu denken. »Wir sind treue Männer, Sire.« Rorik suchte tastend nach den richtigen Worten, denn er war ein Mann, dem die Worte nicht leicht zuflogen. »Wir dienen Euch aus Liebe. Ihr habt uns Eure Freigebigkeit bewiesen, und wir sind sehr zufrieden.«
    »Ja, ihr beide

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