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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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Leidenschaft an einem dünnen knabenhaften Mädchen zu befriedigen, wie er sie nannte, den Appetit verdorben?
    Erregung gesellte sich nun zu ihrem aufgeregt knurrenden Magen. Sie schleuderte die Felle von sich und schritt entschlossen auf den Kleiderschrank zu. Alle ihre Kleider und sonstige Habe waren am Tag schon ins herrschaftliche Gemach gebracht worden und waren dadurch etwas durcheinandergeraten. So brauchte sie etwas Zeit, das Gesuchte zu finden, aber schließlich zog sie einen wollenen Mantel hervor und wickelte sich ihn über die Schultern. Er verhüllte sie vom Hals bis zu den Zehenspitzen. Trotzig wickelte sie den Mantel enger um sich und ließ sich neben dem Kamin nieder. Sie hatte nicht die geringste Absicht, im Bett zu sitzen und wie eine Jungfrau auf dem Opferaltar steifgefroren zu warten, während Rorik im warmen Saal feierte.
    Ihre Rebellion war nur kurzlebig. Etwa ein paar Minuten später dröhnten schon schwere Stiefel auf den Steinstiegen, die zum Gemach führten. Männerstimmen erschollen in Gesang und derbem Gelächter in Begleitung zu den gefürchteten Schritten.
    »Euer Täubchen erwartet Euch, guter Rorik«, lallte eine unbekannte Stimme. »Braucht Ihr Hilfe, das zarte Vögelein zu rupfen?«
    »Nein, der braucht keine Hilfe!« entgegnete eine andere. »Die Jagd ist vorüber, und das Beutetier artig in der Schlinge. Und unser Rorik ist stets ein Mann gewesen, der die Jagd mit einem ordentlichen und tiefen Stich bis zum Schaft beendet.«
    Betrunkenes Gelächter folgte und der Lärm von jemanden, der schwer gegen die Tür stolperte. Alaine zuckte zusammen.
    »Die arme Maid wird wahrscheinlich am Morgen ein Kind in sich wachsen und sprießen fühlen, so gut weiß dieser Ritter mit seiner Waffe umzugehen!« Sir Guillaume prustete mit dröhnender Lautstärke.
    Noch mehr Gelächter erscholl. Jetzt war eine Stimme aus dem Saal unten zu hören. »Nehmt Euch in acht, Sir Rorik. Ist die Hetzjagd mal vorbei, wird das Vergnügen schal und das Blut erkaltet. Setzt Euren Stich am besten so lange Eure Waffe geschärft ist!«
    Das Lachen schwoll an, als sich die Tür zum Gemach öffnete. Ein Schlurfen und Scharren folgte, als Rorik die Tür allen, die Anstalten machten, ihm zu folgen, ins Gesicht schlug und den Riegel energisch vorschob.
    »Hinweg mit euch, ihr Trunkenbolde!« befahl er mit gespielter Strenge. »Dies ist eine Angelegenheit, die ich selber zu erledigen gedenke. Vergnügt euch mit Bier, oder sucht euch euren eigenen Zeitvertreib für diese Nacht.«
    Dann wandte er sich um und erblickte seine Braut, die kerzengerade am Feuer saß, eingehüllt in einen schlichten Wollmantel, die jede Kurve und Wölbung ihres jungen Körpers verbarg. Mit diesem Anblick hatte er nicht gerechnet. Die Zecher hatten ihn unten im Saal aufgehalten, während ihm die Lenden schmerzten bei der Vorstellung wie sie nackt und warm in seinem Bett lag.
    Er runzelte fragend die Stirn. »Begrüßt Ihr so Euren Eheherrn, meine Gemahlin? Ihr gleicht einem in Wolle gewickelten Eiszapfen. Ich habe mit einem wärmeren Anblick gerechnet, der meine Augen willkommen heißen würde.«
    »Mir war kalt«, erklärte Alaine. Ihre klappernden Zähne waren der Beweis ihrer Worte.
    »Euch wird nicht mehr lange kalt sein«, versprach er lächelnd. »Gebt mir das.«
    Alaine schreckte zurück, als er nach ihrem Mantel greifen wollte. »Ihr habt getrunken«, bemerkte sie vorwurfsvoll.
    »Natürlich habe ich getrunken. Es ist mein Hochzeitstag.«
    »Ihr seid berauscht«, klagte sie ihn an, heimlich hoffend, es wäre wahr.
    Er lachte. »Nicht einmal annähernd, meine kleine Braut. Seid unbesorgt, ich kann meiner Pflicht ganz wie ein guter Ehemann nachkommen. Tatsache ist, es drückt mich schon sehr, meine Arbeit zu verrichten.«
    Alaines Augen wanderten von seinem Gesicht hinab und wurden tellergroß. Die Wölbung, die ihr da entgegendrängte, war nicht zu übersehen. Sogar die Tunika, die bis über seine Hüften fiel, konnte sein heftiges Verlangen auf das Kommende nicht verbergen.
    »Schluß mit dem Spiel, Alaine.« Seine Stimme klang warm und sanft, wie sie es nie von ihn erwartet hätte.
    Ihr argwöhnischer Blick heftete sich wieder auf sein Gesicht. Seine Augen bohrten sich in ihre. Die Kälte darin war geschwunden und einer heftigen Glut gewichen. Trotz ihres Sanftmuts hatten seine Worte etwas Bezwingendes, die sie dazu brachte, seinem Befehl nachzugeben. Sie hatte ja auch gar keine andere Wahl, erinnerte sie sich mit innerer Aufruhr. Das war

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