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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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Hochzeitsfeier ein Turnier statt. Was würdet Ihr dazu sagen, an diesem Tag mitzuhalten, um unter Beweis zu stellen, daß Ihr würdig seid, in den Ritterstand zu treten? Besteht Ihr den Kampf, dann werde ich an Sir Geoffreys Statt, Euch Pferd und Waffen überreichen, und Euch zum Ritter erheben.«
    Garins Augen leuchteten auf. Doch seine Antwort klang mißtrauisch. »Ihr seid sehr großzügig, Sir Rorik. Doch lieber stelle ich meine Würdigkeit ohne Unterstützung unter Beweis.«
    Rorik grinste. »Das werdet Ihr, Garin. Zweifelt nicht daran.«
    Alaine unterdrückte gerade noch einen undamenhaften Freudenschrei und ihre Augen leuchteten dankbar. »Mein Gemahl … ich … danke Euch … ich …«
    Einen flüchtigen Moment lang schien er ihr warmes Lächeln erwidern zu wollen. Als ob er sich bei einem Fehler ertappt hätte, machte er gleich wieder eine verschlossene Miene. »Wir haben Gäste, um die wir uns kümmern müssen, Mylady.« Er bedeutete ihr, ihm vorauszugehen auf die wartende Menschenmenge zu.
    Sihtric behielt die beiden im Auge, wie sie in der Menge verschwanden, die, nun da sich die Abendschatten in fröstelnde Düsterkeit verwandelt hatten, von der behaglichen Wärme dem Bergfried zustrebten. Das verbissene Gesicht Roriks seiner frischvermählten Gemahlin gegenüber, hatte den Nordmann keinen Augenblick täuschen können. Verwundert mußte er den Kopf darüber schütteln, daß der unanfechtbare Steinerne Drache schließlich doch noch bezwungen worden war.

12
    Die Nacht hing drückend und schwarz über dem Land. Alaine stand am Fenster und blickte auf die finstere Ödnis hinaus, die ihr durch die Steinmauern hindurch ins Herz zu dringen schien. Vorbei die Wärme, die sie über Garins Glück erfüllt hatte. Die angespannte Unruhe, die ihr über den Tag geholfen hatte, war mit dem Sonnenuntergang geschwunden. Nun war es Nacht, und ihre Stunde der Wahrheit näherte sich.
    »Verhüllst du bitte das Fenster, Alaine?« Joannas Stimme zitterte leicht, als kalte Zugluft plötzlich die Flammen der Talgkerzen zum Tanzen brachte. »Komm her und laß dir von Hadwisa die Haare richten. Es wäre eine Schande für die Begegnung mit deinem Bräutigam, nicht geziemend hergerichtet zu sein.«
    Benommen befestigte Alaine wieder die dünnen Häute, die das Fenster bedeckten und schloß die Läden. Dann saß sie folgsam vor dem Feuer, und gab sich der beruhigenden Wirkung von Hadwisas Bürstenstrichen hin, die die innere Spannung ihres zierlichen Körpers etwas lösten. Joanna war ihr beim Ablegen ihrer prächtigen Hochzeitskleider behilflich gewesen. Nun trug sie rein gar nichts mehr am Leib. Widerwillig wanderten ihre Augen zu dem Riesenbett, das in der Mitte der Kammer wie eine anstößige Bedrohung emporragte. Die Vorhänge waren zurückgezogen, Leintuch und Felle aufgeschlagen. Einige Stunden zuvor war das Bett mit Rosenblättern bestreut und vom guten Pater Sebastian gesegnet worden, der nun im Saal unten kräftig becherte.
    Alaine ließ sich von Joanna zur Schlaf statte geleiten, die sie schicklich mit den Kissen im Rücken und den Fellen über ihrem Schoß darin bettete. Ihre Stiefmutter lächelte ihr ermunternd zu beim Anblick der aschgrauen Gesichtsfarbe der Braut. »Denk daran, jedes Mädchen muß eines Tages zur Frau werden, mein Liebes. Erfülle nur deine Pflicht und bereite deinem Mann Freude. Es wird alles gut.«
    Hadwisa küßte ihr die Wange und rieb ihre kalten Finger in ihren großen warmen Händen, als wollte sie ihren halbbetäubten Körper wieder zum Leben erwecken. »Keine Angst, Lämmchen. Kein Mann könnte Euch widerstehen. Ehe noch die Nacht vorüber ist, werdet Ihr den grimmigen Drache in ein artiges Schoßhündchen verwandelt haben. Denkt an meine Worte.«
    Alaine brachte eben noch ein Lächeln für ihre alte Amme zustande. »Es geht mir gut, Haddie. Wann hast du je erlebt, daß ich vor etwas Angst habe?«
    »Mein wackeres Mädchen.« Hadwisa schmunzelte und streichelte eine bleiche Wange.
    Dann war sie allein und erwartete die Ankunft ihres Gemahls und seiner Diener. Mit einem Mal schien die Kammer ohne die Anwesenheit ihrer Stiefmutter und ihrer Amme schrecklich kalt. Alaine bibberte und zog die Felle über die Schultern.
    Lange Minuten verstrichen, doch der Bräutigam kam nicht. Der Lärm des Zechgelages im Saal drang bis an Alaines Ohren. Sie fragte sich, was wohl ihren Mann von seiner Pflicht abhielt. Säumte er absichtlich, um ihre Angst noch zu vergrößern? Oder hatte ihm der Gedanke, seine

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