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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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herkam.«
    »Gilbert hat mich nicht berührt«, beharrte sie. »Ich bin noch Jungfrau.«
    Er lächelte, ohne zu wissen, warum er sich erleichtert fühlte. Meist zog er erfahrene Frauen für sein Vergnügen vor und keine zimperlichen Jungfrauen, die aus Scham und Schmerz vor der männlichen Lust wimmerten. Aber der Gedanke, bei diesem Mädchen der erste zu sein, erfüllte ihn mit einem ungewohnten Gefühl der Fürsorglichkeit. Er empfand gleichzeitig Scheu und brennende Ungeduld. Mehr als alles andere jedoch, wollte er die Angst vertreiben und den Glanz der frisch entdeckten Leidenschaft auf ihr Gesicht zaubern.
    Ehe sie sich ihm entwinden oder ausweichen konnte, hob er sie in seine Arme und legte sie sanft aufs Bett. Sie tastete nach den Fellen und versuchte sie sich überzuziehen. Seine Hand hielt ihr Handgelenk mit einem sanften Griff fest. Er schüttelte den Kopf.
    »Könnten wir nicht wenigstens die Kerzen und die Leuchter auspusten?«
    »Nein«, lächelte er. »Eure Erscheinung bereitet mir Vergnügen. Warum wollt Ihr Euch im Dunkeln verbergen?«
    »Es ist unschicklich«, bestand sie drauf.
    »Zwischen Mann und Frau gibt es keine Scham und nichts Unschickliches. Fürchtet Ihr Euch vor meinem Anblick?«
    »Nichts kann mich zum Fürchten bringen!« brauste sie auf. »Ihr seid nicht anders als alle anderen Männer.«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Alaine war der Anblick eines nackten männlichen Körpers nicht unbekannt, aber noch niemals hatte sie eine so prachtvolle Gestalt wie die Roriks gesehen. Breite Schultern die sich langsam zur schlanken Taille hin verjüngten, schmale Hüften und gerade muskulöse Beine. Die Narben von vergangenen Schlachten zeichneten sich an manchen Stellen auf seinem Körper ab und hoben seine muskelpralle, fast animalische Vollkommenheit nur noch hervor. Bei jeder Bewegung war das Muskel- und Sehnenspiel unter geschmeidiger Haut zu erkennen. Alaine ertappte sich dabei, wie sie hingerissen das Flackern des Kerzenlichts auf den Muskelwölbungen seines Brustkorbs betrachtete.
    »Bestehe ich die Probe?« fragte er leise lachend.
    Alaine riß den Blick von ihm fort und wurde aus Verlegenheit rot. Sie wich der Berührung seines Armes aus, als er es sich neben ihr auf dem Bett bequem machte. Sie rutschte bis ganz ans andere Ende der Bettkante, von wo aus sie ihn mißtrauisch beäugte.
    »Was soll das?« fragte er verärgert. »Fürchtet Ihr mich so sehr, daß Ihr scheut, noch ehe ich Euch berührt habe?«
    Sie starrte ihn mit aschgrauer, verzweifelter Miene an und spürte in der Magengrube einen stechenden Schmerz. Die Scham über ihre Schwäche bedrückte sie unendlich, aber sie war außerstande, sich vom Fleck zu rühren. Gunnor hatte von Schmerz und Erniedrigung gesprochen, die erduldet werden mußten; Joanna hatte sie über ihre Pflicht aufgeklärt; aber niemand hatte sie auf die schiere Körperlichkeit Roriks vorbereitet, der nun am anderen Ende des Bettes aufgestützt lag, männlich, animalisch, mit den Augen eines hungrigen Wolfes, der ein fettes Schaf zu verschlingen gedenkt.
    Ihre Mischung aus Trotz und Verzweiflung rührte Rorik. Aus irgendeinem Grund mißfiel es ihm, der Anlaß für soviel Angst bei dem Mädchen zu sein.
    »Mylady«, sagte er sanft, indem er seine drängende Begierde bezähmte und seiner Stimme Geduld auf zwang. »Es liegt mir fern, Gewalt anzuwenden, um meine Lust zu befriedigen. Wenn Ihr wirklich soviel Angst habt, laßt uns abwarten, bis der Zeitpunkt gekommen ist, an dem Ihr eher bereit seid, den Pflichten einer Ehefrau nachzukommen.« Er war selbst überrascht über sein Angebot. Es sah ihm gar nicht ähnlich, mit den Frauen barmherzig umzugehen. Und diese hier verdiente seine Rücksichtnahme am allerwenigsten.
    Verdutzt sah sie ihn an. Sie hatte eine brünstige Bestie erwartet, die sich mit Vergewaltigung das holte, was sie wollte. Wenn er die Güte besaß, ihr diesen Aufschub zu gewähren, könnte dann diese Sache wirklich so scheußlich sein, wie sie sie sich vorstellte?
    »Nein.« Sie bemühte sich mit fester Stimme zu reden, dennoch klang sie brüchig. »Das Warten zehrt an mir. Bringt die Sache zu Ende. Ich könnte nicht noch einen ganzen Tag darauf warten und darüber nachgrübeln.«
    Rorik unterdrückte ein Lächeln. »Dann kommt her, meine Gemahlin. Die Sache ist schwer aus dieser Entfernung zu vollziehen. Und ich habe das Gefühl, nähere ich mich Euch, schlüpft Ihr sofort aus dem Bett.«
    Widerstrebend schob sich Alaine stückchenweise

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