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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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gegessen hatte. Sie erwog, ob es klug sei, in ihrer Kammer zu verharren, als sie ein Getöse unten im Burghof aufschreckte. Sie warf einen Blick aus dem Fenster und versuchte trotz der Dämmerung zu erkennen, welcher Tumult das Vergnügen jäh unterbrochen hatte. Ein kleiner Haufen Männer bewegte sich auf das Tor zu. Sie erkannte Roriks hohe Gestalt und die kleinere und gedrungenere von Sir Guillaume. Die anderen drei in ihrer Begleitung konnte sie aus dieser Entfernung nicht erkennen. Eine weitere Gruppe von etwa zehn Mann kam ihnen entgegen. Diese größere Schar wurde von den Wächtern aus dem Wachtturm umzingelt. Die große, schlaksige Gestalt an ihrer Spitze ähnelte beinahe – nein! das war unmöglich! Garin! Niemand anderer konnte es sein.
    Alaine schnappte ihren Umhang und stürzte aus der Kammer. Atemlos erreichte sie den Burghof und zwängte sich durch die Menschen. »Garin!« schrie sie und drängelte sich vor. »Ach, Garin!« Ihr fehlten die Worte.
    »Meine Herrin.« Garin sah sie prüfend an. Hatte er blaue Hecken oder irgendwelche Zeichen von Gewalt erwartet, dann mußte er jetzt enttäuscht sein. Sie war jedoch von einer Blässe, die er nie zuvor an ihr gesehen hatte. Eine neue Schwermut und Reife umgab sie, die nicht zu dem ihm wohlbekannten Bild der unbefangenen Kindfrau passen wollten. »Die Nachricht von Eurer Hochzeit haben schließlich auch die finstersten Winkel des Waldes erreicht. Ich bin gekommen, um sie selbst aus Eurem Mund zu hören.«
    »Es ist wahr. Sir Rorik ist mein Oberlehnsherr und der neue Gebieter auf Ste. Claire.« Oh, Garin! weinte sie innerlich. Törichter, törichter Garin! Warum seid Ihr nicht eher gekommen?
    Ein Schatten von Mutlosigkeit verdüsterte Garins Gesicht. Er wandte sich wieder an Rorik. »Meine Sache scheint verloren. Mein Vorhaben war es, die Dame zu verteidigen. Doch wie ich sehe, benötigt sie die Dienste meines Schwertes nicht mehr. Daher erbitten ich und meine Gefolgsmänner Eure Vergebung und den Eintritt in Eure Dienste, wenn Ihr uns aufnehmen wollt.«
    Roriks Gesicht war undurchdringlich. Alaines Herz tuckerte ängstlich.
    »Die Zeit für eine Vergebung ist längst verstrichen, Herr Retter von Ste. Claire.« Er blickte den jungen Mann aus kalten Augen an, die nichts von seinen Gedanken verrieten. »Eure Herrin hat schon vor etlicher Zeit verkündet, daß sich alle ihre treuen Mannen mir ergeben sollten. Habt Ihr es denn nicht vernommen?«
    »Die Kunde hört ich wohl«, gestand Garin mit kleiner Stimme. »Aber ich habe ihr keinen Glauben geschenkt. Ich dachte, man hätte sie dazu gezwungen.«
    Die harten Gesichtszüge Roriks milderten sich etwas. Er blickte leicht belustigt. »Es ist schier unmöglich, Lady Alaine irgend etwas aufzuzwingen.«
    Garins Mund verzog sich zu einem unsicheren Lächeln.
    Alaine trat vor und legte die Hand auf Roriks Arm. »Rorik, bitte.«
    Der harte Muskel seines Armes zuckte bei ihrer Berührung zusammen. Sie kämpfte gegen den Wunsch an, ihre Hand wie von einem heißen Ofen wegzuziehen. In ihren Augen lag ein stummes Flehen. Nie hatte sie irgend etwas für sich erbeten. Doch Garin war ihr treuer Freund, ihr Herzensbruder. Für Garin würde sie bitten und betteln.
    Rorik seufzte. »Wie nennt Ihr Euch, Herr Retter?«
    »Ich bin Garin de Longchamps, mein Herr.«
    »Nun, Garin de Longchamps, da meine Herrin so viel Wert auf Euer Leben legt, und heute ein Festtag ist, vergebe ich Euch und Euren Mannen. Ich benötige dringend gute, treue Krieger. Wenn Ihr ein solcher seid, so ist uns beiden gedient.«
    Die verkrampfte Haltung Garins lockerte sich etwas bei der Verneigung vor seinem neuen Herrn. Alaine stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Ich schenke Euch als Hochzeitsgeschenk dieses Mannes Leben, meine Gemahlin«, wandte sich Rorik zu ihr. »Erweist er sich jedoch als unwürdig, könnte ich mich an Euch sowie an ihm mit der Peitsche schadlos halten.« Um seine Mundwinkel lag ein Lächeln und strafte seinen harten Worte Lügen. »Ist dies Garin, der älteste Knappe Eures verstorbenen Vaters, für den Eure Stiefmutter so voller Lob war?«
    »Garin war der älteste Knappe meines Vaters, mein Herr.«
    Rorik musterte den hochgewachsenen Jüngling eindringlich. »Ihr scheint mir für die Stellung eines Knappen schon über die Jahre hinaus zu sei, guter Garin; sollten die Mühen, die Ihr mir bereitet habt, Zeichen Eures Könnens sein, dann habt Ihr allerdings Eure Sporen verdient. In einer Woche findet zum Abschluß unserer

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