Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
eine Verwirrung in seinem Blick, als hätte er mit dieser Frage nicht gerechnet. Dann lag wieder die kühle Maske auf seinem Gesicht. »Weil ich euch hasse. Ich hasse es, wie Menschen zu Sklaven gemacht werden. Ich werde so lange Drachen töten, bis die Menschen frei leben können.«
»Wie edelmütig«, sagte Albekizan. »Für deine Mitmenschen zu kämpfen.«
»Ich tue, was ich tun muss«, erwiderte Pet. »Ich würde jetzt sofort gegen Euch kämpfen, wenn ich frei wäre.«
»Ich glaube dir«, sagte Albekizan.
»Herr«, sagte Zanzeroth. »Ich möchte Euch um einen Gefallen bitten. Ich wäre gern der Henker dieses Mannes. Mit Eurer Erlaubnis würde ich gern sein Leben beenden.«
»Ich werde über diese Bitte nachdenken«, sagte Albekizan. »Und jetzt geht, ihr alle. Bringt Bitterholz in den Kerker, und sorgt dafür, dass er hinter Schloss und Riegel bleibt, während ich über sein Schicksal nachdenke.«
»Ja, mein König«, sagte Zanzeroth. Als er sich umdrehte, hatte Metron das sichere Gefühl, dass er in dem guten Auge des Jägers einen Blick durchtriebener Befriedigung gesehen hatte.
Pertalon zog Pet weg.
Tanthia knurrte. »Das ist eine Schandtat, Kanst. Ihr habt meine Schwägerin getötet und ihren Besitz missbraucht. Dieser Mann ist zu jung, um Bitterholz sein zu können. Ihr habt Euren Verstand verloren.«
»Er ist zusammen mit belastendem Beweismaterial ergriffen worden«, sagte Kanst und hielt ein in Seide gehülltes Bündel hoch. Albekizan nahm es an sich und wickelte es aus. Es enthielt einen Bogen und drei Pfeile, die mit den karmesinroten Flügelschuppen eines Sonnendrachen befiedert waren. Bodiels?
»Dies ist ein vernichtender Beweis«, sagte Albekizan mit ausdrucksloser Stimme. »Gut gemacht, Kanst. Und jetzt geht. Da ist so vieles, über das ich nachdenken muss.«
Kanst und Zanzeroth gingen, schon bald gefolgt von Tanthia. Metron wunderte sich über die düstere Stimmung des Königs. War es möglich, dass die Wut, die so hell in ihm gelodert hatte, sich schließlich von allein in Asche verwandelt hatte? Er musste es wissen.
»Herr«, sagte er.
»Was ist, Metron?«
Metron warf einen Blick zurück zu den Schatten. Blasphet
war noch da, still und stumm wie eine Statue. »Darf ich offen mit Euch sprechen, Herr?«
»Wir werden uns ein andermal unterhalten«, sagte Albekizan.
»Aber …«
»Metron, Eurem alten Amt gebührt ein hohes Maß an Achtung, selbst seitens eines Königs. Aber maßt Euch nicht an, meine Befehle in Frage zu stellen. Ich habe Euch gesagt, dass Ihr gehen sollt. Eure Bitte um eine Audienz ist angekommen. Ich werde Euch rufen, wenn ich bereit bin.«
»Ja, Herr«, sagte Metron und wandte sich ab. Aber Ihr solltet lieber bald mit mir sprechen, dachte er. Bevor ich gezwungen bin, mich auf meine Allianz mit Eurem Bruder zu verlassen.
Albekizan sah zu, wie der Hohebiologe langsam aus der Halle schlurfte. Er wunderte sich, dass er so gelassen mit dem alten Narr umgegangen war. Er hatte oft das Gefühl, dass er seinen Beratern zu viel Vertrautheit im Umgang mit ihm gestattete. Der verfluchte Vendevorex war schuld daran, zweifellos. Er hätte dem Zauberer schon vor einem Jahrzehnt seinen schlanken Hals brechen sollen. Es hätte ihm viel Kummer erspart.
Die Tür schloss sich hinter Metron, und Albekizan blieb mit den Fackeln zurück, die überall in der Halle brannten, die Lebensflammen seiner Ahnen, denen jetzt die Flamme eines Abkömmlings hinzugefügt worden war. Albekizan betrachtete die Fackel, die sein Sohn gewesen war und neben dem Thron brannte; er fragte sich, ob Bodiel die Anwesenheit
von Bitterholz in diesem Raum mitbekommen hatte. Er fragte sich, ob sein Sohn noch alle Sinne besaß, die er im Leben besessen hatte, und plötzlich wünschte er sich, dass Metron noch da wäre, denn es war seine Aufgabe, eine Antwort auf eine solche Frage zu liefern.
»Ich habe diesen Blick schon zuvor auf deinem Gesicht gesehen. Etwas bekümmert dich, Bruder.«
Albekizan blickte von der Fackel weg und sah in die Schatten. Seine Augen passten sich an, und er konnte Blasphets dunkle Gestalt ausmachen.
»Ich hatte dir aufgetragen zu gehen«, sagte Albekizan.
»Das hast du getan. Und doch bin ich geblieben. Deine Worte mögen für andere das Gesetz sein, Bruder, aber ich tue, was ich will.«
»Ich dachte gerade daran, wie nützlich es sein könnte, einen meiner Berater zu erdrosseln. Es würde die anderen im Zaum halten. Du forderst das Schicksal heraus, indem du mich
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