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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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verspottest.«
    »Ich fürchte, mein Hals wird nicht so leicht zu erdrosseln sein«, sagte Blasphet. »Heute habe ich meine Klauen mit einem höchst wirkungsvollen Gift belegt. Ein Kratzer, und du wärst innerhalb eines Herzschlags tot.«
    »Drohst du mir?«
    »Nein. Wenn ich entscheide, dass es an der Zeit für dich ist zu sterben, wirst du sterben, aber heute ist nicht dieser Tag. Nicht, wenn du mir die richtige Antwort auf eine höchst dringliche Frage gibst.«
    »Ich kenne deine Frage«, sagte Albekizan. »Die Ergreifung von Bitterholz ändert nichts. Du kannst mit deiner Arbeit in der Freien Stadt fortfahren.«

    »Es fühlt sich hohl an, nicht wahr?«, fragte Blasphet, während er näher kam.
    »Was meinst du damit?«
    »Es sieht so aus, als hättest du seit Tagen nicht mehr gegessen oder geschlafen. Ich vermute, du hast sowohl den Appetit verloren als auch deine Ruhe, seit du erfahren hast, dass er ergriffen worden ist.«
    »Ich mache mir nichts aus deinen Spekulationen«, sagte Albekizan.
    »Ich werde sie dennoch äußern. Ich glaube, du spürst eine Enttäuschung, mit der ich seit langem vertraut bin: die Leere des Todes. Wie kannst du Bitterholz wehtun, jetzt, da du ihn hast? Der Tod wird ihn nur deinem Griff entziehen. Du willst, dass er tot ist, und du willst, dass er leidet, und beides schließt einander aus.« Blasphet schüttelte den Kopf, als würden die armseligen Möglichkeiten ihn traurig stimmen. »Was wird es sein, Bruder? Folter oder Auflösung? Der Schmerz zu wissen, dass er noch lebt, oder die Wut und Enttäuschung angesichts des Wissens, dass er nicht länger leidet?«
    »Du … könntest recht haben«, erwiderte Albekizan. »Du überraschst mich mit deiner Weisheit, Bruder. Dann sag mir also, was ist die Antwort? Wie füge ich ihm über den Tod hinaus Schmerz zu?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Blasphet. »Und selbst wenn ich es wüsste, warum sollte ich mich entscheiden, deine Qual zu beenden? Ein Grund, warum du noch lebst, ist der, dass ich dein Leiden genieße.«
    Albekizan empfand nicht zum ersten Mal Bewunderung für den kalten, verdrehten Geist seines Bruders. Leiden
oder Tod: Er hatte das Problem so beredt umfasst. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, beides zu haben …
    Albekizan kicherte. Plötzlich war die Lösung offensichtlich.
    »Habe ich dich erheitert?«, fragte Blasphet.
    »Du hast mich inspiriert, mein Bruder«, sagte Albekizan und spürte, wie das Feuer in seine Gliedmaßen zurückkehrte. »Du hast mich in der Tat inspiriert.«

Kapitel Achtzehn
Spiegelungen
    J andra hatte nicht gewusst, was sie in der Freien Stadt zu erwarten hatte, aber sie hatte ganz sicher nicht mit so etwas gerechnet. Es gab tausende vollkommen neuer Häuser in ordentlichen Reihen, die spärlich, aber ausreichend mit Möbeln ausgestattet worden waren. Die Heime waren gegenüber den Behausungen, in denen sie bei den Drachen gelebt hatte, bescheiden, aber sie waren weit besser als die Hütten, die es um den Palast herum gegeben hatte. Die Stadt roch auch besser als jede andere menschliche Siedlung, die sie jemals aufgesucht hatte; in Richmond hatte es immer nach Fischeingeweiden und Mist gestunken. Die Freie Stadt verströmte den angenehmen Geruch von frischen Kiefernholzspänen und neuer Farbe. Da waren sogar frisch gepflanzte Blumen in Fensterkästen.
    Jandra hatte mit grausamen Wachen und Ketten gerechnet, und sie war fest davon ausgegangen, dass es noch mehr Hunger und Durst als auf dem Marsch hierher geben würde. Stattdessen gab es Hallen für Festmahle, in denen dreimal am Tag Mahlzeiten ausgegeben wurden, in Form von
gebratenem Fleisch und frischem Gemüse, und es gab reichlich frisches, klares Wasser. Zuerst hatte sie befürchtet, dass das Essen vergiftet sein könnte … aber nachdem sie gesehen hatte, wie andere Leute zugriffen, hatte auch bei ihr der Hunger die Vorsicht besiegt.
    Vielleicht war das Beunruhigendste an der Freien Stadt, dass Jandra sich dort so sehr zu Hause fühlte. Sie hatte ihr Leben lang in einer Burg gelebt, die für Sonnendrachen errichtet worden war. Sie war daran gewöhnt, an Tischen zu sitzen, die doppelt so hoch waren wie sie selbst. Ein Drachenbecher war ein Eimer für sie. In den Bibliotheken hatte sie manchmal Bücher gefunden, die so groß und schwer waren, dass sie sie nicht hatte aus den Regalen ziehen können. Sie hatte einfach nie in die Welt der Drachen gepasst. Die Freie Stadt war von Menschen für Menschen errichtet worden, wenngleich diese dabei von

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