Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
immer noch mit Cynthia zusammen?«
»Nein«, sagte der Mann. »Ich habe sie nie wiedergesehen. Du bist Vendevorex? Du hast überlebt?«
»Ja und ja«, antwortete Vendevorex. »Und wenn du nicht mit Cynthia zusammenarbeitest, wer bist du dann?«
»Ich bin Bitterholz«, erwiderte der Mann.
»Ich verstehe«, sagte Vendevorex und runzelte die Stirn. »Dann vermute ich, dass du mich jetzt töten willst.«
Bitterholz schüttelte den Kopf. »Ich habe mich bereiterklärt, dich zu verschonen. Ich habe es Jandra versprochen.«
»Jandra«, sagte Vendevorex und erinnerte sich an den Grund, weshalb er hier war. Mit einem Gedanken umgab er den Homunkulus mit einer dünnen Bleischicht, dann wandte er sich von Bitterholz ab und ging zu seiner auf dem Boden liegenden Schülerin. Er kniete sich neben sie und streckte die Hand aus, um nach dem Puls in ihrer Kehle zu tasten, dann berührte er sanft die Wunde über ihrem Ohr. Jandra stöhnte leise und drehte ihren Kopf zur Seite.
In diesem Moment liefen drei Wachen um die Ecke des nächsten Gebäudes.
»Halt!«, rief einer.
»Nein«, sagte Vendevorex und griff in seinen Beutel mit dem Pulver. Er ließ seine staubbedeckten Klauen in die Richtung der drei grünen Drachen schnellen. »Meine Freunde und ich werden in Ruhe gelassen werden.« Vendevorex schloss seine Klauen in einer dramatischen Geste. Plötzlich begannen die Speere, die die Drachen trugen, zu glühen. Dann flatterte ein Flügel von Vendevorex und schickte eine Brise über den staubigen Boden. Die Speerschäfte zerkrümelten zu Asche und wurden von dem Windstoß davongetragen.
Der Anführer der drei Drachen blickte bestürzt drein. Seine Augen richteten sich auf seine leeren Hände, dann blickte er auf den Körper des getöteten Soldaten, ehe er sich der erstarrten Gestalt des schwarzgewandeten Mannes zuwandte und schließlich seine Aufmerksamkeit auf Vendevorex richtete. In dem Gesicht des Anführers flackerte plötzlich Erkenntnis auf.
»Ihr seid der Zauberer!«, schrie er.
»Ihr habt recht«, entgegnete Vendevorex.
»Ahhhh!«, riefen sie einstimmig. Ihre Schuppen waren plötzlich aufgerichtet, als sie sich umdrehten, um zu fliehen.
»Halt!«, befahl Vendevorex. »Wenn Ihr wegzulaufen versucht, werde ich Eure Beine ebenso leicht auflösen wie die Speere. Ich möchte, dass wir zu einem Einverständnis kommen.«
Die drei Wachen machten nicht einen einzigen weiteren Schritt. Vendevorex konnte ihre Muskeln zittern sehen, als würden sie sich gegen eine unsichtbare Kraft wehren, die sie wegzureißen drohte.
»Ihr solltet wissen, dass ich Euch jetzt, da ich Eure Gesichter gesehen habe, jederzeit mit einem Gedanken töten kann«, sagte Vendevorex. »Ich kann es so schnell und leicht machen wie mit Euren Waffen, aber ich kann Eure Qual auch verlängern. Es hängt ganz von meiner Stimmung ab. Ich verschone Euch unter einer Bedingung: Ihr dürft mit niemandem über das sprechen, was Ihr heute hier erlebt habt. Haben wir uns verstanden?«
»J-ja, Herr.«
»Dann geht«, sagte Vendevorex.
Die drei Drachen stolperten übereinander, als sie ihre Schwänze hochhielten und die Nebenstraße entlangliefen.
»Es war dumm, sie gehen zu lassen«, sagte Bitterholz. »Um sie zum Schweigen zu bringen, hättest du sie töten müssen.«
»Ich sehe keine Notwendigkeit für Blutvergießen«, erwiderte Vendevorex. »Ich fürchte, dass in den kommenden Tagen noch genug Blut vergossen werden wird. Und jetzt sei ein guter Kerl und trage Jandra für mich, ja?«
»Ich bin kein Sklave, der sich von deiner Art herumkommandieren lässt«, erklärte Bitterholz.
»Nein, natürlich nicht«, sagte Vendevorex. »Wie auch immer, angesichts deines Status als legendärer Held vermute ich, dass du zu ritterlich bist, um Jandra einfach mitten auf der Straße liegen zu lassen, oder?«
Bitterholz funkelte ihn an. »Ich werde ihr helfen, aber versuche nicht, mich zu manipulieren.«
»Einverstanden«, sagte Vendevorex. »Ich hasse es, diesen Gefallen von dir erbitten zu müssen. Ich würde Jandra selbst tragen, aber ich bezweifle, dass du die Kraft hast, unseren Freund hier zu schleppen.« Vendevorex ging zu dem erstarrten Körper des Mannes mit der Axt und hob ihn mit einem Ächzen hoch.
»Was hast du mit Hezekiah gemacht?«, fragte Bitterholz, während er seine Arme unter Jandras Schultern und Knie schob.
»Es ist nicht leicht zu erklären«, erwiderte Vendevorex, dessen Stimme angespannt klang, als er versuchte, Hezekiahs schweren Körper in
Weitere Kostenlose Bücher