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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Vendevorex, kletterte durch das Loch in der Wand und machte sich sichtbar. »Ich fliege dich hier raus.«
    Jandra rannte an seine Seite. Sie hielt inne, als sie die lange offene Wunde an seiner Wange sah.
    »Du blutest«, sagte sie.
    »Das ist nicht wichtig. Ich werde mich darum kümmern, wenn Zeit dazu ist. Jetzt müssen wir fliegen.«
    »Aber du bist seit Jahren nicht mehr in der Lage gewesen, mich irgendwo hinzutragen«, sagte Jandra, während zu hören war, wie die Wache sich mit dem Schlüssel am Schloss zu schaffen machte. »Oh, wir hätten vorher besser über das hier nachdenken sollen!«
    »Das habe ich getan«, sagte er. »Mit deinem Gewicht zu fliegen ist nicht so sehr das Problem. Es geht darum, abzuheben. Aber mit einem Absturz von vierzig Fuß kann ich genügend Geschwindigkeit aufnehmen, um dich zu tragen. Und jetzt komm!«
    Jandra stellte sich vor ihren Lehrer und legte die Arme um seinen Hals, wie sie es viele Jahre zuvor getan hatte, als er sie in dem Geschirr getragen hatte. Dann schlang sie
ihre Füße gleich unterhalb der Flügelfalten um seine Taille. Der Nebel wirbelte, als sich die Tür öffnete.
    Vendevorex sprang. Jandra schloss die Augen, während sie nach unten sackten. Wind pfiff an ihren Ohren vorbei. Dann drehte sich ihr der Magen um, als die nach unten gerichtete Bewegung sich abrupt in eine vorwärtsgerichtete verwandelte. Vendevorex ächzte bei jedem Flügelschlag. Sie öffnete die Augen und sah die Steinmauer des Innenhofs nur wenige Schritt voraus. In dem kurzen Zeitraum, als sie die Augen wieder schloss, lenkte Vendevorex sie jedoch nach oben über die Mauer hinweg, wich ihr um wenige Zoll aus. Stechender Schmerz wie von unzähligen Nadelstichen prickelte über ihren Hinterkopf, als der raue Stein an ihren wehenden Haaren zerrte.
    Sie öffnete die Augen wieder und stellte fest, dass sie oberhalb des Waldes flogen. Ein Stück entfernt konnte sie das silbern glitzernde Band des Flusses sehen. Dann stiegen sie noch höher empor, und es kam ihr so vor, als könnte sie in unendliche Ferne blicken. Es war eigenartig, dass Nostalgie in ihr aufkam, während sie um ihr Leben flohen, besonders angesichts der entsetzlichen Dinge, die sie mitangesehen hatte. Der Anblick der Welt von so hoch oben brachte jedoch früheste Kindheitserinnerungen zurück, während der Wind an ihr vorbeistrich und sie sich an Vendevorex klammerte, um Wärme und Schutz zu erhalten.
    »Es gibt ein Problem«, sagte Vendevorex. Seine Stimme war bei dem Wind kaum zu hören. »Wir werden verfolgt.«
    Jandra warf einen Blick zur Burg, sah zwanzig Himmelsdrachen vom Dach aufsteigen. Es war die Elitetruppe, die
Luftwache – die schnellsten, wendigsten Flieger in Albekizans Armee. Ihr Herz verkrampfte sich.
    »Oh, nein«, sagte sie. »Du wirst ihnen niemals entkommen können, wenn du mich tragen musst! Du … du solltest versuchen, dich zu retten.«
    »Komm bloß nicht auf die Idee, loszulassen«, sagte Vendevorex. »Unsere einzige Chance besteht darin, uns unsichtbar zu machen. Du wirst die Illusion erschaffen müssen. Ich bin im Augenblick zu angespannt, um mich zu konzentrieren. «
    »I-ich tue es«, sagte Jandra. »Ich habe es geübt.«
    »Sei vorsichtig. Du wirst sehen, dass der Wind es dir schwer macht, die Illusion zu erzeugen.«
    Wohl eher, dass er es unmöglich macht, dachte Jandra. Vendevorex war gut genug, sich auch bei Wind und Regen unsichtbar zu machen. Er konnte unsichtbar gehen und fliegen, während Jandra die Wirkung nur dann aufrechthalten konnte, wenn sie sich nicht bewegte. Jetzt jedoch konnte sie Ven diese Zweifel nicht mitteilen.
    Sie hielt sich mit dem linken Arm noch stärker am Hals ihres Mentors fest, während sie mit der rechten Hand in den Beutel mit dem silbrigen Staub fuhr, den sie am Gürtel trug. Der Wind riss den größten Teil des Staubes weg, kaum dass sie ihre Hand herausgezogen hatte, und beförderte ihn so jenseits ihrer Kontrolle. Sie runzelte konzentriert die Stirn, als sie sich jedes einzelne Staubpartikelchen geistig vorstellte und spürte, wie es zu Leben erwachte. Dann ließ sie den Staub los, behielt mit einiger Mühe genügend davon um sich herum, um die Lichttäuschung zu ermöglichen. Der Stirnreif, den sie trug,
erwärmte sich, als sie das Feld ausdehnte und die Bewegung des Staubes ihrem Willen unterwarf, so dass die Partikel in einer Sphäre wirbelten, die groß genug war, um Vendevorex’ Flügelspanne mit aufzunehmen. Plötzlich wurde das Sonnenlicht düsterer, als die

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