Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
ich Euch für den klügsten Drachen von allen halte. Eure Aufgabe besteht darin, Euch die wirksamste Methode auszudenken, mit der die Menschen ausgelöscht werden können. Ihr seid erfahren darin, Krankheiten zu heilen. Könntet Ihr nicht eine Krankheit erfinden, die nur die Menschen tötet?«
»Nein«, sagte Vendevorex.
»Dann vielleicht ein Gift, das unseren Zielen dient, etwas, das man in ihre Brunnen tun könnte.«
Vendevorex schloss die Augen, schüttelte den Kopf und nahm einen tiefen Atemzug … einen Atemzug, der in Zanzeroths
Ohren ein gutes Stück weit hinter der Stelle war, an der der Zauberer stand. Spielte sein einzelnes Auge ihm einen Streich?
»Ich habe damit nicht gemeint, dass ich nicht tun kann, was Ihr verlangt«, erklärte der Zauberer, als würde er mit einem Kind sprechen. »Ich will es nicht tun, weil ich diese Idee abscheulich finde.« Der Zauberer sah sich im Raum um. »Kanst, Euer Schweigen überrascht mich nicht. Ihr habt niemals auch nur den kleinsten Anschein erweckt, dass Ihr Rückgrat besitzen würdet. Aber Ihr, Metron, müsstet es besser wissen. Und Zanzeroth – Ihr habt dem König doch stets die Wahrheit gesagt … Wollt Ihr jetzt nicht für die Wahrheit eintreten?«
Zanzeroth nickte. »Ihr habt recht, Zauberer. Herr, lasst mich offen sprechen. Ich glaube nicht, dass Bitterholz sich außer unserer Reichweite befindet. Ihr habt die Jagd zu früh abgebrochen. Seine Spur könnte noch warm sein. Dieser Völkermord, von dem Ihr träumt, ist unnötig. Dennoch habt Ihr jede Schlacht gewonnen, die Ihr jemals gefochten habt. Ich zweifle nicht daran, dass Ihr dieses Ziel erreichen werdet, wenn Ihr das wollt. Ihr habt meine Loyalität. Wenn Krieg gegen die Menschen geführt werden soll, Herr, werde ich an Eurer Seite stehen.«
»Ihr seid ein Haufen von Feiglingen«, sagte Vendevorex. »Ich will damit nichts zu tun haben.«
»Ich habe mit dieser Reaktion gerechnet«, sagte Albekizan. »Eure enge Freundschaft zu dem menschlichen Mädchen – Jandie? Jandra? Ich glaube, sie benebelt Euer Urteilsvermögen. Wenn Ihr nicht freiwillig helfen wollt, solltet Ihr Folgendes bedenken: An diesem Morgen habe ich den
Befehl gegeben, alle Menschen innerhalb der Burg zusammenzutreiben und zu töten.« Während der König sprach, sah er zu Bander hinüber, der den Wachen zunickte. Sie zogen ihre Schwerter und bewegten sich auf den Zauberer zu. Albekizan sprach weiter. »Ich habe Euer Schätzchen bisher verschont. Unterstützt mich, und das Mädchen wird am Leben bleiben – und der letzte Mensch sein, der noch einen natürlichen Tod zugestanden bekommt. Widersetzt Euch mir, und sie wird sterben. Es ist eine einfache Wahl.«
Vendevorex musterte gelassen die herannahenden Wachen, dann sah er dem König geradewegs in die Augen. »Wenn dem Mädchen auch nur ein einziger Kratzer zugefügt wird, werdet Ihr das bitter bereuen!«
»Droht mir nicht, Zauberer«, knurrte der König. »Bander! Legt diesen Narren in Ketten. Ein paar Tage im Kerker werden ihm helfen, seine Meinung zu ändern.«
»J-j-ja, Herr«, sagte Bander. Seine Arme zitterten, als er den Speer auf Vendevorex richtete. »H-Heb deine Klauen hoch über den Kopf!«
»Gern«, erwiderte der Zauberer und breitete die Schwingen aus. Der Rubin in seiner silbernen Schädelkappe glühte hell. Mit einem Knistern zerbröselte Banders Speer zu Asche. Die schwarzen Teilchen wirbelten dem erschreckten Drachen von den Klauen, flogen in einem dunklen Strom auf den Zauberer zu und hüllten ihn in einen Wirbel aus Schatten.
»Tötet ihn!«, rief Albekizan.
Die Wachen setzten sich in Bewegung. Ein beschwertes Netz wurde über den schwarzen Strudel geworfen, und der Luftzug der Bewegung veranlasste den kleinen Tornado, zu
einer sich ausbreitenden Wolke zusammenzusinken. Ein Erddrache nach dem anderen sprang auf die Aschewolke zu und griff sie an. Der Klang von Stahl auf Stahl und dann von dem Zerfetzen von Muskeln und dem Bersten von Knochen hallte durch die Halle.
Zanzeroth zog sein Jagdmesser, eine Klinge von einem Schritt Länge, die in den Händen aller anderen ein Schwert gewesen wäre. Er schwang sie mit einem Ächzen, verfehlte den schwarzen Strudel, während die Klinge unter dem Schnabel einer der Wachen vorbeizischte und durch die offene Tür flog, ehe sie sich in den Mörtel der Steinwand dahinter bohrte.
Inzwischen hatte die Asche an Kraft verloren und schwebte auf den Boden. In dem Durcheinander der blutverschmierten Gliedmaßen war schwer zu
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