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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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und setzte die Spitze auf dem Pergament auf.
    Graxen stand da, ohne auch nur einen einzigen Muskel zu bewegen, und die Sekunden wurden zu Minuten und die Minuten zu etwas, das gut und gern eine Stunde gewesen sein musste, als er noch immer nicht in der Lage war, den ersten Buchstaben zu schreiben. Sein Geist verwandelte sich in ein Gewirr, das nicht einmal der einfachste Gedanke durchdringen konnte.
    Liebste Nadala? Liebe? War »Liebe« eine anmaßende Begrüßung für einen Soldaten, der in so vielerlei Hinsicht immer noch ein Fremder war? Vielleicht sollte er einfach mit ihrem Namen beginnen. Nadala? Buchstabierte man Nadala N-a-da-l-a? Es klang so. Aber Graxen klang, als würde es G-r-a-k-s-e-n buchstabiert werden, und das war falsch.
    Ein Teil von ihm wollte alle Vorsicht und Angst beiseiteschieben. Geliebte Nadala? Nein, das grenzte an Irrsinn. Liebe war ein Gefühl der Sonnendrachen und Menschen; als Wort wurde es gewöhnlich von Himmelsdrachen nur benutzt, wenn sie über Bücher sprachen. Was tat er hier? Das hier war eine Übung in Sinnlosigkeit. Ein geistig gesunder Drache wäre schlafen gegangen und hätte diese ganze Angelegenheit am nächsten Morgen weiterverfolgt. Natürlich wäre ein geistig gesunder Drache auch nicht so lange in der Dunkelheit geflogen, über alle Erschöpfung und Hoffnung hinaus. Er hatte bereits seinen Mangel an Gesundheit bewiesen. Mein Liebling Nadala? Vielleicht
sollte er sie den Wahnsinn sehen lassen, der ihn verzehrte. Wenn sie Angst bekam, dann war das eben so. Besser, sie kannte die Wahrheit.
    Er bemerkte, dass es kälter wurde, und zitterte.
    Dann erinnerte er sich an die ersten Worte, die er zu ihr gesagt hatte.
    In zittrigen, ungleichmäßigen Buchstaben schrieb er: »Es ist kühl heute Nacht.«
    Und dann, nur einen Augenblick später, riss er das Blatt aus dem Buch, zerknüllte es und warf es weg. Seine Blicke folgten der weißen Papierkugel auf ihrem Weg nach unten. In den ersten Momenten ihres Fluges begriff er, wie sehr sie ein Bild von ihm selbst war – angefüllt mit bedeutungslosen Worten, durch die Luft auf den Waldboden fallend wie Abfall. Wenn Worte geschrieben, aber nie gelesen wurden, existierten sie dann überhaupt?
    Das Papier fiel noch ein paar weitere Sekunden in einem kleinen, von der Mauer wegführenden Bogen hinunter. Wenige Zoll vom Boden entfernt kam ein großer, dunkler Schemen herangeflogen und schnappte es auf. Laub wirbelte vom Waldboden auf, als die geflügelte Kreatur sich nach oben schwang. Graxens Herz machte einen Satz, als die dunkle Gestalt sich in eine erkennbare Person verwandelte, während lange, blaue Schwingen sie höher brachten, über das Dach des Gebäudes hinaus. Die Sterne wurden plötzlich verdeckt durch das eindeutige Profil eines Himmelsdrachen.
    Der Drache flog eine Kurve und drehte sich um, ehe er in der typischen Körperhaltung in der anderen Ecke des Gemäuers landete. Selbst in der Dunkelheit erkannte Graxen das Schuppenmuster und die schlanke, symmetrische Muskulatur. Sie hatte ihre Rüstung abgelegt und trug nur eine kleine Ledertasche an einem Band um den Hals.

    »Nadala?«, fragte er und hatte das Gefühl, in einem Traum gelandet zu sein.
    Nadala antwortete nicht. Sie faltete das zerknüllte Stück Papier auseinander und las es. Dann runzelte sie die Stirn.
    »Es ist kühl heute Nacht?«, fragte sie. »Könntest du vielleicht in deinen zukünftigen Briefen von etwas Bedeutungsvollerem schreiben als dem Wetter?«
    »Ich … bei allem, was recht ist, ich hatte es weggeworfen«, sagte er. »Ich muss den richtigen Brief erst noch schreiben.«
    »Du bist den ganzen Weg bis hierher geflogen, ohne dir die Mühe zu machen, vorher den Brief zu schreiben?«, fragte sie.
    »Ich wusste nicht, dass du hier sein würdest«, sagte er.
    »Ich wusste auch nicht, dass du hier sein würdest«, sagte sie, »und trotzdem habe ich dir vorher einen richtigen Brief geschrieben. « Sie klopfte mit einer Vorderklaue auf die Ledertasche.
    »Ich hatte gehofft, dich und deine Gruppe einzuholen, bevor ihr das Nest erreicht«, erklärte er. »Ich habe mich beeilt, weil ich Zorasta dazu bringen wollte, zurückzukehren.«
    »Sie wird irgendwann zurückkehren«, sagte Nadala. »Durch unseren Weggang werden die Gespräche im Chaos enden. Shandrazel wird einen großen Teil seines diplomatischen Geschicks dafür einsetzen müssen, Zorasta zur Rückkehr zu bewegen. Und dann, wenn er gerade aufgegeben hat und ohne sie weitermachen will, wird Zorasta

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