Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
Vom Netzwerk:
es für wahrscheinlich,
dass Nadala ungläubig reagieren würde, wenn er ihr erklärte, worum es in dem Paarungsprozess ging. Er würde ihr vorsichtig jeden Schritt als logische Folge des vorherigen darlegen müssen.
    Er verlor die Zeit aus dem Blick, während er das Handbuch studierte. Die Sonne war fast untergegangen, als er die Seite umblätterte und sich einer detaillierten Zeichnung des Fortpflanzungsorgans eines männlichen Sonnendrachen gegenübersah. Das Organ war etwa lebensgroß dargestellt und erstreckte sich diagonal über zwei Seiten. Es war in lebhaften Wasserfarben in Rot und Pink gezeichnet und schien im nachlassenden Licht zu glühen.
    Ein Schatten fiel auf das Buch.
    »Was liest du da?«, fragte eine weibliche Stimme neugierig.
    Graxen wirbelte herum. »Nadala!«, japste er. »Ich hatte dich nicht gehört!«
    »Ich kann so leise landen wie eine Pusteblume, wenn ich das will«, sagte sie. »Ist das hinter dir ein Buch?«
    Graxen streckte die Flügel aus, um zu verhindern, dass sie einen Blick auf das Buch werfen konnte. Er wusste nicht, wie ihre Reaktion auf das grelle Material sein würde.
    »Es ist eine Anatomiearbeit«, erklärte er. »Von Sonnendrachen. «
    »Kann ich sie sehen?«, fragte sie.
    »Es ist möglich, dass du Anstoß daran nimmst«, sagte er. »Es ist Zufall, dass – «
    »Rück zur Seite«, befahl sie und reckte ihren langen Hals über seine Schulter, um einen Blick auf das verborgene Material zu werfen.
    Plötzlich wurde sie sehr ruhig.
    »Große Güte«, sagte sie einen Moment später.
    »Bitte vermerke, dass dies nicht das Organ eines Himmelsdrachen
ist«, sagte er. »Ich möchte nicht, dass du besorgt wirst. Oder enttäuscht.«
    Sie machte einen Schritt zurück und streckte ihre Vorderklauen aus. Instinktiv legte er seine in ihre. Sie drückte sie sanft, als sie einander in die Augen sahen.
    »Ich finde es bezaubernd, dass du verlegen bist«, sagte sie.
    »Ich hoffe, du wirst es auch weiterhin bezaubernd finden«, sagte Graxen. »Ich fürchte, in den kommenden Tagen werde ich wiederholt verlegen sein.«
    »In den kommenden Tagen, den kommenden Wochen, den kommenden Jahren«, sagte Nadala und drückte seine Klauen fester. »Ich habe mich entschieden, Graxen. Ich verlasse das Nest. Du und ich, wir werden uns gemeinsam ein neues Leben irgendwo aufbauen, selbst wenn wir dazu das verfluchte Gebirge überqueren müssen.«
    »Ich bin glücklich, das zu hören«, sagte Graxen. »Es macht mich sogar noch glücklicher, dir sagen zu können, dass es so weit nicht kommen wird. Es gibt die – wenn auch kleine – Chance, dass unsere Liebe von der Matriarchin genehmigt werden könnte.«
    Nadala schüttelte den Kopf. »Du machst dir Illusionen, wenn du dich solchen Phantasien hingibst. Ich weiß, dass du ihr Sohn bist, aber die Matriarchin wird uns nie gestatten, zusammen zu sein. Und was ist, wenn sie zulässt, dass wir uns paaren? Ich will kein kurzes Stelldichein, das in einer Schwangerschaft endet. Ich möchte dich als meinen Lebenspartner. Wieso sollten nur die Sonnendrachen das Vergnügen einer lebenslangen Liebe kennen?«
    »Es ist, als würdest du die Worte sprechen, die in meinem Herzen ruhen«, sagte Graxen. »Die Matriarchin wird mir nicht zuhören. Aber da ist jemand, auf den hört sie vielleicht. Tatsächlich hat sie einmal auf ihn gehört, ansonsten würde ich nicht existieren.«

    »Wovon sprichst du?«
    »Von meinem Vater«, sagte Graxen.
    »Metron?«, fragte sie.
    Graxen hatte das Gefühl, als würde er jeden Moment von der Mauer fallen. »Du … du weißt es? Aber wie kannst du das wissen?«
    »Alle im Nest wissen es«, sagte Nadala. »Es wird in der Nacht darüber geflüstert, wie sogar die Matriarchin einmal die Liebe erfahren hat. Es ist eine Geschichte, die in den einen Scham erweckt und in den anderen Hoffnung.«
    Graxen zitterte. Nadala strich über seine Vorderklauen.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    »Mein ganzes Leben lang ist das mein großes Rätsel gewesen«, sagte er. »Ich hätte jeden Preis bezahlt, hätte ich erfahren, wer mein Vater war. Und jetzt erfahre ich, dass alle im Nest die Wahrheit gekannt haben? Es ist schwer zu akzeptieren, dass das Geheimnis, nach dem ich mich am meisten gesehnt habe, für die Hälfte unserer Art Allgemeinwissen war.«
    »Ich wusste nicht, dass du das nicht wusstest«, sagte Nadala. Sie klang entschuldigend. »Als ich dir gesagt habe, dass Spatz von Metrons Bruder gezeugt worden war, dachte ich, du würdest verstehen, dass ihre

Weitere Kostenlose Bücher