Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
Vom Netzwerk:
durch den Unterraum. Wenn ich durch sie hindurchgehe, gibt es nichts anderes mehr. Ich trete an einer Seite ein und an einer anderen aus. Aber vor tausend Jahren bin ich einem Mann begegnet, der sich in den Regenbogen verirrt hat. Sein Name war Alex Rein. Er war der erste Mensch, der jemals diese Tür benutzt hat, und er hat jahrelang im Unterraum überlebt. Er hat mir gesagt, da drinnen zu sein würde sich so anfühlen, als wäre man allmächtig. Er hat gesagt, von innen würde man alles sehen, was man will: die Zukunft ebenso wie die Vergangenheit. Es ist möglich, dass er vom Wahn besessen war, aber ich würde gern die Wahrheit wissen. Ich bin bereits unsterblich; allmächtig zu sein wäre ein netter Pluspunkt für mein Resümee als Göttin.«
    »Was hat Z-Zeekys Familie damit zu t-tun?«, fragte Jandra. Sie befand sich am Rand des Wahnsinns, als tausend Jahre unverdienter Erinnerungen sich in ihrem Geist festsetzten. Nur die Unterhaltung hielt sie noch im Hier und Jetzt.
    »Wenn irgendeine normale Person durch den Unterraum reist, bemerkt sie es nicht. Künstliche Wesen wie Gabriel berichten gar nichts. Aber wenn man einen Affen hineinschickt, kommt er nicht immer wieder raus. Alex Rein hatte sein Hirn durch dreißig Jahre Drogenmissbrauch ruiniert; etwas an seiner beschädigten Großhirnrinde gestattete ihm, das Unmögliche wahrzunehmen und sich an einem Ort zu verlieren, der
gar kein Ort ist. Ich habe seit Generationen sorgfältig an Zeekys Familie herumgedoktert und eine neue Art von Menschen mit einer funktionalen Form von Autismus hervorgebracht, die die höhere Gedankenwelt der Menschen mit ihrem eher ursprünglichen Affenhirn verbindet.«
    »D-du hast absichtlich den G-geist eines ganzen Dorfes beschädigt? «, fragte Jandra, während Schweiß über ihr Gesicht lief und auf den Boden tropfte. »Was hat dir das Recht dazu gegeben?«
    »Rechte sind ein philosophischer Mythos«, sagte Jazz. »Ich habe es getan, weil ich es tun kann.«
    Jandra wollte die Ahnenrache beschwören, um Jazz von Flammen verzehren zu lassen, aber ihr schmerzendes Hirn konnte sich nicht erinnern, wie das ging. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie noch wusste, wie man aufstand. Ihre eigenen Gedanken schienen in ihrem eigenen Kopf am falschen Platz zu sein, rüde beiseitegeschoben durch die Bombe mit Jazz’ Erinnerungen. Wie lange würde es dauern, ehe sie sich davon erholt hatte?
    »Willst du … willst du Zeeky in den Regenbogen werfen?«, fragte sie.
    »Nein. Das kleine Mädchen ist durch den Unterraum gereist, ohne verloren zu gehen. Aber ihre Mutter und ein paar andere nicht. Sie sind noch da drin, und ich weiß nicht, wie ich sie herausholen soll. Zeeky aber kann sie irgendwie da drinnen hören. Sie ist mein Schlüssel, um sie wieder zurückzuholen. Wenn sie erst wieder hier sind, werde ich ihr Hirn zerlegen und herausfinden, wie man hineinkommt.«
    Jandra kämpfte erneut darum, die Kontrolle über ihre Glieder zu gewinnen. Sie erhob sich in der partiellen Schwerkraft, reckte das Kinn und brachte den trotzigsten Blick zustande, zu dem sie fähig war.

    »I-ich werde nicht zulassen, dass du Zeeky etwas tust«, sagte sie.
    Jazz legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Nett«, sagte sie. »Ich mag diese Seite an dir. Den Widerstand. Ich hatte in der letzten Zeit nicht viele Herausforderungen. Es ist, warte, dreihundert Jahre her, seit ich die letzte Person gefunden habe, die wusste, wie man Schießpulver herstellen kann. Seither ist alles etwas langweilig geworden. Ich meine, ich halte mich beschäftigt, aber ich brauche von Zeit zu Zeit jemanden, der mir hilft, mich menschlich zu fühlen.«
    Während Jazz sprach, griff Jandra mit ihrem Geist aus und berührte den Nanoschwarm, der die tausend Jahre alte Frau umgab. Langsam legte sich der unsichtbare Staub auf Jazz’ Haut; er war zu schwach, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Dann zwang Jandra die Maschinen dazu, sich zu entfachen und Jazz in Flammen einzuhüllen.
    Nichts geschah.
    »Netter Versuch«, sagte Jazz und trat zu ihr. Sie hob die Hand und strich Jandra die Haare aus dem Gesicht. Jandra wollte ihre Finger wegschlagen, aber sie stellte fest, dass sie wieder keinerlei Kontrolle über ihre Arme besaß.
    »Dieser Blick in deinen Augen jetzt«, sagte Jazz und sah Jandra tief in die Augen. Jazz’ Augen waren erschreckend menschlich; dunkelblau bis grau, und an den Ecken waren leichte Krähenfüße. Da war nichts in ihrem Blick, das auf ihr Alter oder ihre Macht hinwies.

Weitere Kostenlose Bücher