Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
hatten. Bitterholz kannte den Schmerz plötzlich fehlender Zähne, aber er hatte nicht die Zeit, dem Drachen jetzt sein Mitgefühl auszusprechen.
Plötzlich erwachte der Dschungel selbst zum Leben. Die Äste der Bäume bewegten sich auf Hex zu und warfen lange Lassos aus Reben aus. Hex schnaubte und trat um sich, sprang vom Boden hoch und schlug mit den mächtigen Flügeln. Bitterholz wurde von dem heftigen Wind beinahe umgeweht.
Hex’ Versuch zu fliehen erwies sich als zwecklos. Die Reben schossen weiter von den Bäumen weg und wickelten ihn in ein Netz aus Grün. Ihr Gewicht drückte ihn nieder. Bitterholz drehte sich um und wollte mit Zeeky wegrennen. Adam und Trisky standen immer noch wie erstarrt da; zweifellos waren sie schockiert, als sie sahen, dass die Göttin zerschlagen im Staub lag. Zeeky war nur wenige Zoll von Triskys Kiefer entfernt; wenn Adam sich erholte, konnte es sehr ungemütlich werden.
Bitterholz streckte die Hand aus, um Zeeky an sich zu reißen und sie aufzunehmen, während er an ihr vorbeirannte. Aber Zeeky ließ sich nicht so leicht aufnehmen. Sie stand da, als würde sie tausend Pfund wiegen. Bitterholz wurde von den Füßen gestoßen, als sein Versuch abrupt zum Stillstand kam. Er rutschte über das Gras, während er versuchte, das gerade Geschehene zu verstehen, und rollte sich auf den Rücken, als Zeeky von oben geflogen kam; ihr kleiner Fuß landete mit atemberaubender
Kraft auf seinem Oberbauch. Er krümmte sich, unfähig zu atmen. Es war, als hätte ihr Tritt ihm den Bauchnabel ans Rückgrat gepresst.
Sein Blickfeld wurde verschwommen, während er noch versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben.
»Was ist los mit euch?«, knurrte Zeeky. »Geht ihr immer in anderer Leute Häuser und zerbrecht alle schönen Dinge? Ich sollte dich geradewegs töten, Arschloch!«
»Göttin, bitte«, sagte Adam, sprang von Trisky und warf sich vor Zeeky auf den Boden. »Verschont ihn. Er weiß nicht, was er tut.«
Zeeky runzelte die Stirn. Sie starrte Bitterholz an, und in ihren Augen stand Blutgier. Dann entspannte sie sich genauso schnell und lächelte.
»Oh, wieso nicht?«, sagte sie. »Du wirst verschont, Papa Bitterholz. Aber ich warne dich.« Zeeky beugte sich herunter und schwenkte einen Finger vor seinem Gesicht. »Wenn du noch ein einziges von meinen Spielzeugen kaputt machst, breche ich dir deine Arme und Beine und schmeiße dich mitten ins Nest mit nichts als einem Bitterholz-Namensschild um den Hals. Meine befreundeten Walküren würden dich liebend gern als Zielscheibe bei ihren Übungen benutzen. Verstanden?«
Bitterholz verstand in der Tat. Zeeky war eine Maschine wie Jandra und wurde genauso wie Jandra durch den Geist der Göttin belebt. Er hätte wissen müssen, dass Zeeky nicht ohne Ferkelchen hier auftauchen würde.
»Wenn du Zeeky verletzt, töte ich dich«, flüsterte Bitterholz.
»Ja, ja«, sagte die falsche Zeeky und verlagerte den Fuß so, dass er auf Bitterholz’ Kehle drückte, ihn festnagelte und ihm den Atem nahm, bis die Welt verklang.
Kapitel Einundzwanzig
Die letzten, leicht zu tötenden Drachen
P et bekam die Möglichkeit, in Ragnars Zelt zu schlafen, um sich von dem qualvollen Ritt zu erholen. Als er erwachte, brach die Nacht bereits an. Rufe in der Ferne hatten ihn aus dem Schlaf gerissen, aber als er sich aufsetzte, war alles ruhig. Vielleicht hatte er die Stimmen nur geträumt. Er hatte nicht gut geschlafen. Sein Bett bestand aus einer Schilfgrasmatte auf kaltem, nacktem roten Ton. Man hatte ihm eine kratzige Wolldecke gegeben, die einmal weiß gewesen sein mochte, aber jetzt ein düsteres, ungleichmäßiges Beige zeigte und so ungewaschen roch wie Ragnar. Trotz des Gestanks zog Pet die Decke fester um sich, als er sich auf seine schmerzenden und von Blasen übersäten Beine erhob. Er trat ins letzte Sonnenlicht des Tages, und seine Zähne klapperten. Die Luft war erfüllt vom Geruch der Lagerfeuer und zahllosen Eisentöpfen mit schwarzen Bohnen und gesalzenem Schweinefleisch.
Es war eigenartig ruhig im Lager. Überall standen Männer bei Feuerstellen und richteten ihre Blicke auf Ragnar, der sich über ein gefallenes Pferd beugte und einer Frau aufhalf. Pets vom Schlaf umwölkter Geist brauchte eine Sekunde, um sie zu erkennen. Es war Lin, die Schwester der Schlange, die sich unterwegs von Shanna und ihm getrennt hatte. Sie sah aus, als hätte
sie seit Tagen nicht geschlafen. Ihr gestürztes Pferd schien noch zu leben, aber es hatte Schaum vor dem Maul; die
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