Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
dem am Boden liegenden Jäger. Die Kreatur wappnete sich. Die Asche um Bitterholz wurde von einem Luftzug aufgewirbelt, als ein großer Schatten über ihn hinwegflog. Mörder, der Ochsenhund, stieß ein donnerndes Bellen aus, dann vergrub er seine gewaltigen Kiefer in der kupferfarbenen Kehle der Echse. Der Langwyrm ließ Bitterholz los und rollte sich zusammen, um mit Klauen und Zähnen auf den riesigen Hund loszugehen.
Mörder riss den Kopf des Wyrms hin und her, und der gebrochene Kiefer schlenkerte herum. Die Bestie stieß eine Reihe von zischenden Kläfflauten aus, als Mörder sie auf den Boden nagelte und noch fester zubiss.
Obwohl die Schlange verlor, hörte sie nicht auf, blutige Stücke aus dem Fell des Hundes herauszureißen, während sie sich in einem Wirbelwind aus Klauen um ihn wickelte. Bitterholz kämpfte sich auf die Beine und nahm den Schürhaken in beide Hände, machte dann einen Satz auf den Langwyrm zu. Er ignorierte den schneidenden Schmerz in seinen verletzten Beinen, stieß der Bestie das Ende des Schürhakens mitten ins linke Auge und legte sein ganzes Gewicht in diesen Stoß. Die dünne Knochenschicht hinter dem Auge brach, und die Stange bohrte sich in das Hirn der Kreatur. Der Drache erschlaffte, die Klauen hörten endlich auf, sich zu bewegen.
»Jeremiah!«, rief Zeeky.
Bitterholz blickte den Pfad entlang und sah, dass der Junge zu Zeeky rannte.
»Ezekia!«, rief der Junge. Zeeky sprang in seine Arme, als der Junge sie erreichte. Die Beine des Jungen knickten unter dem Gewicht ein, und sie fanden sich beide auf dem Boden wieder.
Bitterholz riss den Schürhaken aus dem Auge des toten Reptils. Der weißhäutige Reiter war jetzt wieder auf den Beinen; er kehrte Bitterholz den Rücken zu. Doch als er Bitterholz näher kommen hörte, drehte er sich um. Er hatte seine Armbrust in den Händen, hob sie jetzt und drückte auf den Abzug.
Bitterholz’ Augen waren immer noch schnell genug, um die rasiermesserscharfe Spitze dabei zu verfolgen, wie sie durch die Luft auf ihn zugeschossen kam. Seine Arme fühlten sich wie Bleigewichte an, als er versuchte, den Schürhaken zu heben und den Bolzen abzulenken.
Sowohl zu seiner eigenen wie auch zur Verblüffung des Reiters
erreichten der Schürhaken und der Bolzen eine bestimmte Stelle vor Bitterholz’ Brust zum genau gleichen Zeitpunkt und prallten zusammen. Der Bolzen wurde nach oben abgelenkt und zischte, gefolgt von einem Funkenschweif, an Bitterholz’ linkem Ohr vorbei.
Der Reiter blickte verblüfft drein. Bitterholz hatte den gleichen Blick unzählige Male in den Augen von Drachen gesehen. Es war der Blick, der ihm ein gewisses Maß an Vergnügen bereitete, aber die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es kein Vergnügen war, das sich in die Länge ziehen sollte. Er zwang seine übel zugerichteten Beine zu den paar Schritten, die ihn noch von dem Mann trennten, und schwang den Eisenschürhaken in einem brutalen Bogen, hämmerte ihn seitlich gegen den Hals des Mannes. Der Hieb war so kräftig, dass er den Schürhaken verbog. Der Mann stürzte zu Boden, zuckte und verdrehte die Augen.
Bitterholz atmete tief ein. Seine Beine zitterten. Die Welt wurde wieder langsamer. Er musterte den hingestreckten Reiter. Obwohl ihm Blut aus den Ohren sickerte, atmete der Mann noch. Vielleicht würde er am Leben bleiben. Vielleicht würde er eine Antwort auf die Frage haben, was hier passiert war.
Andererseits war der Mann auf einem Drachen geritten, oder etwas, das einem Drachen sehr ähnelte. Bitterholz dachte an Frauen und Kinder, die von Reptilienklauen aus ihren Heimen gezerrt worden waren, und vor seinem geistigen Auge erschienen klar und deutlich Bilder von der Zerstörung Großschlecks. Er konnte die Schreie der Dorfbewohner hören, wie er vor zwanzig Jahren die Schreie seiner eigenen Familie gehört hatte.
Es gab nur einen einzigen Weg, diese Stimmen zum Schweigen zu bringen.
Er warf einen Blick über die Schulter und sah, dass Mörder
zurück zu Zeeky und dem Jungen humpelte, die auf dem Boden saßen und sich unterhielten. Niemand achtete auf ihn.
Bitterholz sank auf die Knie. Seine Arme verloren jede Kraft; seine Beine bluteten heftig. Er wollte vornüberfallen, wollte für immer schlafen.
Er konnte keine Ruhe haben, solange die Stimmen heulten.
Bitterholz hob den Schürhaken über den Kopf und schwang ihn dann nach unten, schlug ihn dem Mann mit voller Wucht ins Gesicht. Blut bildete sich auf den Lippen des Fremden.
Bitterholz starrte auf das
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