Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
den groben Hundehaaren fest, um nicht herunterzufallen, als Mörder um eine steile Kurve des Pfades preschte.
Zeeky schnappte nach Luft.
Vor ihnen lag das Dorf Großschleck, aber es bestand aus
nichts weiter als einem Haufen rauchender Trümmer. Mörder antwortete auf Zeekys Reaktion, indem er stehen blieb; offenbar war er genauso erstarrt vor Schreck wie sie.
Bitterholz sprang von dem Ochsenhund herunter. »Warte hier«, sagte er, bevor er den Pfad zu Fuß weiterging. Das Dorf war erst vor einigen Stunden in Brand gesetzt worden, wie er aus den Überresten schloss. Was einmal das Zuhause von Menschen gewesen war, war jetzt nichts weiter als Glut und Asche, die einen Nebel aus Qualm erzeugten. Kohlenstaub hing über dem Dorf und verlieh den verkohlten Resten den übelkeiterregenden Gestank von faulen Eiern.
Bitterholz suchte auf dem Boden nach Spuren, während er sich dem Dorf näherte. Wenn eine Drachenarmee dies getan hatte, so war sie jedenfalls nicht über diesen Pfad gekommen. Natürlich konnten Sonnendrachen oder Himmelsdrachen dafür verantwortlich sein; sie hätten fliegen können. Aber aus einem Grund, den er niemals verstehen würde, begaben sich die geflügelten Drachen gewöhnlich nicht in dieses Gebirge.
Er schlich vorsichtig näher, während er sich nach natürlichen Schutzmöglichkeiten umsah, für den Fall, dass er sich vor einem Angriff aus der Luft retten musste. Da er unbewaffnet war, suchte er auf dem Boden nach einem guten, schweren Stein, an denen es in Großschleck glücklicherweise nicht mangelte. Als er dann einen faustgroßen, glatten Stein in die Hand nahm, sah er daneben eine Kerbe. Es war das Zeichen einer Klaue … eines Drachen? Sie war zu klein für einen Sonnendrachen, und was immer diesen Abdruck hinterlassen hatte, war schwerer als ein Himmelsdrache. Rasch fand er ein Dutzend weiterer solcher Abdrücke, dann noch mal etwa einhundert, in allen Richtungen und vermischt mit den Fußabdrücken von Menschen. Seltsamerweise sah er kein Blut. Er schnüffelte in der Luft und fand keinerlei Hinweis auf den süßlichen, überdeutlichen Geruch
nach verbranntem Menschenfleisch. Die Drachen – wenn tatsächlich sie angegriffen hatten – mussten die Dorfbewohner gefangengenommen haben.
Es wurde bereits dunkel und kalt, als er auf ein Rechteck aus Asche und geschwärzten Stämmen stieß, das einmal eine Blockhütte gewesen war. In der Mitte erhoben sich die Überreste einer aus Steinen aufgeschichteten Feuerstelle. Der Rauch tänzelte wie Geister, als der Wind winzige Aschestücke über den Steinherd wehte. Bitterholz sah einen heruntergefallenen Schürhaken, ein längliches Stück schwarzes Eisen mit einem gegabelten Ende und einem mit Draht umwickelten Griff. Er nahm ihn auf; er war noch heiß genug, dass die Haut eines normalen Menschen Blasen geworfen hätte, aber seine Hände waren so hart wie Lederhandschuhe. Der Schürhaken lag gut in der Hand. Er hatte schon mit schlechteren Waffen Drachen getötet.
Dann richteten sich seine Nackenhaare auf. Etwas kam weiter vorn durch den Wald, und zwar schnell und in seine Richtung. Fast klang es wie die Schritte von Menschen. Bitterholz drückte sich an die Feuerstelle. Wenige Augenblicke später lief ein Junge an ihm vorbei; er atmete schwer, und Tränen liefen ihm über die rußverschmierten Wangen. Der Junge war älter als Zeeky, gertenschlank und hatte leuchtend blonde Haare in einem ähnlichen Ton wie sie. Der Junge sah Bitterholz aus dem Augenwinkel und drehte sich nach ihm um, was ihn zum Stolpern brachte. Er rutschte durch die Asche und wirbelte einen Schauer dunkelroter Funken auf, als er stürzte. Bitterholz packte den Schürhaken fest mit der linken Hand und machte sich bereit, den faustgroßen Stein in seiner Rechten zu werfen.
Als der Junge sich auf die Beine kämpfte, sah Bitterholz Blut auf seinem Hemd aus Sackleinen. Der Junge warf einen Blick über die Schulter, an Bitterholz und der Feuerstelle vorbei zu
dem Wald dahinter. In seinen aufgerissenen Augen stand Entsetzen.
Es raschelte so laut, als wäre eine kleine Armee im Anmarsch.
Jeder Muskel in Bitterholz’ Körper war angespannt. Der Schmerz in seiner Brust verschwand, als der Geruch eines Reptils zu ihm getragen wurde – ein Drache! Aber welcher Art?
Ein Kopf, so groß wie ein Pferdekopf und kupferfarben wie der eines Drachen, schoss dicht über dem Boden am Kamin vorbei. Dem langen Hals der Kreatur folgten Schultern und dicke, kräftige Beine, die in Klauen mit drei
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