Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
über den Boden schlurfenden Hufen. Ihr eigener knurrender Magen.
Dann erklang ein Stück voraus ein Geräusch, das sie nicht
einordnen konnte – wie ein Scharren, Kratzen oder Klacken. Sie blieb stehen. Es hörte sich an wie Klauen, die auf Stein klopften, und es kam näher. Ferkelchen spannte sich an; er wirkte plötzlich verängstigt.
»Ist da jemand?«, fragte sie.
Das Scharren hörte auf. Jetzt konnte sie das tiefe, langsame Atmen eines Tieres vor sich hören.
»H-hallo?«, fragte sie.
»Hallo«, sagte eine Stimme. Sie klang nach einem Mann, aber nicht nach einem aus ihrem Dorf. Den Akzent hatte sie noch nie zuvor gehört.
»Wer bist du?«, fragte sie.
»Ich heiße Adam«, sagte der Mann. »Und du musst Zeeky sein.«
»Woher kennst du meinen Namen?«
»Die Göttin hat dich gesät«, antwortete Adam. »Ich bin gekommen, um dich zu ernten.«
Diese Antwort verwirrte Zeeky, aber ihre Aufmerksamkeit wanderte von dem Mann weg zu dem Tier, das ihn begleitete. Es kam näher. Sein heißer Atem wogte über sie hinweg wie feuchter Wind; ein Geruch nach toten Dingen schwang darin mit. Dann drehte der Wind, als das Tier tief schnüffelte. Sie war nur noch einige Zoll von ihm entfernt. Etwas Feuchtes strich sanft über ihre Wangen. Sie berührte ihr Gesicht und begriff, dass es sich um die Zunge des Tieres handelte, die ihr Gesicht erforschte. Sie streckte die Hand aus und strich über die Nase des Tieres. Sie war hart und glatt und kühl und voller Schuppen von der Größe ihrer Handfläche – sie hatte das Gefühl, dass es ein Drache war, wie der, den Bitterholz getötet hatte. Das Tier schleckte mit seiner gespaltenen Zunge über ihre Finger. Zeeky konnte erkennen, dass es ihr nichts tun wollte – es war lediglich neugierig. Wegen der Richtung, aus der der Mann gesprochen
hatte, vermutete sie, dass er auf dem Tier ritt, was bedeutete, dass es zahm war.
»Schön, dich zu treffen«, sagte sie, an den Drachen gerichtet. »Ich bin froh, dass du mich gefunden hast. Kannst du im Dunkeln sehen?«
»Die Langwyrmer können mit Hilfe eines Organs in ihrer Schnauze verschiedene Abstufungen von Hitze sehen«, sagte Adam. »Es hilft ihnen, sich in absoluter Dunkelheit zurechtzufinden. «
»Und wie kannst du sehen?«, fragte Zeeky Adam.
»Ich zeige es dir.« Das Knirschen von Kohle erklang, als er aus dem Sattel sprang. Er ging zu ihr und kam sehr nah an sie heran, wobei sie feststellte, dass er sehr viel besser roch als der Langwyrm. Er legte ihr etwas Kaltes und Metallisches in die Hand. Es war eine Metallscheibe mit einer Lücke an dem einen Ende. Sie fühlte sich an wie das Visier, das Ferkelchen dem von Bitterholz getöteten Reiter weggenommen hatte. Der Gegenstand befand sich immer noch in ihrer Tasche.
»Setz es auf«, sagte er.
Sie bedeckte die Augen mit dem Visier und konnte plötzlich völlig klar sehen. Adam hockte vor ihr. Im Gegensatz zu dem ersten Reiter sah er gut aus; er hatte eine Mähne aus kastanienbraunen Haaren und jungenhafte Gesichtszüge. Jetzt stand er auf und lächelte. »Besser, als in der Dunkelheit herumzustolpern, oder?«
»Wir sind gut zurechtgekommen«, sagte Zeeky. »Ferkelchen hatte sich nicht verirrt.«
»Nicht?«, fragte Adam und wirkte skeptisch. »Ich wusste nicht, dass Schweine sehen können, wenn es pechschwarz ist.«
»Er kann mit seiner Nase fast besser sehen als mit den Augen«, sagte Zeeky und kniete sich neben Ferkelchen. Ferkelchen wandte ihr die Schnauze zu, während sie die Tasche über
ihrer Schulter öffnete und das Visier herauszog. Er legte seine Schnauze ruhig in ihre Hände, als sie ihm das Visier aufsetzte. Ferkelchens Kopf war größer als ihrer und würde in ein paar Monaten zu groß für das Visier sein. Jetzt jedoch grunzte er anerkennend.
»Ja«, sagte sie. »Das ist besser, nicht wahr?«
»Das stimmt«, sagte Adam. »Du verstehst das Schwein?«
»Natürlich«, sagte Zeeky. »Mama hat gesagt, ich wäre mit der Fähigkeit geboren worden, mit Tieren sprechen zu können. Ich konnte mit Mulie sprechen, unserem alten Jagdhund, bevor ich mit Mama sprechen konnte.«
Zeeky betrachtete den Langwyrm genauer und kratzte ihn hinter dem Kiefer. Er neigte den Kopf, um sich der Berührung entgegenzustrecken. Seine Klauen krümmten sich in dem festgetretenen Kohlenstaub.
»Ja, ich weiß, dass du das magst«, sagte sie.
»Du verstehst Trisky auch?«
»Ist das sein Name? Trisky?«
»Ihr Name. Ihr ganzer Name lautet Triskaidekaphobia.«
»Das ist ein komischer
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