Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
Er kämpfte lieber in den Schatten.
Was natürlich im nächsten Moment ohnehin keine Rolle mehr spielen würde. Wie auf ein Kommando hoben die WyrmReiter alle gleichzeitig ihre Armbrüste und zielten auf Hex.
Bitterholz machte sich bereit; er wartete darauf, dass die Bolzen
abgeschossen wurden, damit er handeln konnte, bevor die Waffen neu geladen werden würden. In seinem Kopf stellte er sich bereits vor, welchen Pfad er beschreiten und welchen Wyrm er zuerst angreifen würde. Er konnte einen Langwyrm in zwanzig Sekunden töten; ein zweiter würde nur eine halbe Minute später fallen. Was danach geschah, konnte er nicht voraussehen; es gab zu viele verschiedene Möglichkeiten, um planen zu können. Er hoffte, dass sein Angriff genug Ablenkung bieten würde, dass Jandra sich unsichtbar machen und Jeremiah in Sicherheit bringen konnte. Er wünschte sich einen Augenblick mehr Zeit, um ihr seinen Plan mitzuteilen. Er würde ihren Instinkten vertrauen müssen.
Und dann war die Zeit des Planens vorüber, als der rachsüchtige Reiter »Feuer!« rief. Die Sehnen der Armbrüste erklangen mit einem einzigen, tödlichen Ton.
Kapitel Zehn
Die Schlacht von Stinktierloch
B itterholz griff an, als die Bolzen durch die Luft pfiffen. Ein Lichtblitz traf seine Augen. Die Bolzen flackerten, als sie von einem inneren Feuer erhellt wurden. Drei Fuß von Hex entfernt lösten sich die Geschosse in Rauchwolken auf.
»Ja!«, rief Jandra und klang sehr zufrieden. »Endlich!«
Hex blickte verblüfft auf die Staubwolke, die um ihn herumwehte. Dann zog er eine Grimasse, als würde ihm etwas wehtun, und nieste so laut und gewaltig, dass es in der Höhle wie Donner widerhallte.
Während sich alle Blicke auf Hex richteten, packte Bitterholz eine Schaufel, die an einem Minenwagen lehnte, und ging auf den Langwyrm zu, der ihm am nächsten war. Er sprang auf eine Kiste und stürzte sich von dort auf das Tier. Der Langwyrm schnellte herum; er hatte die plötzliche Bewegung wahrgenommen. Bitterholz stützte sich mit einer Hand auf der Drachenschnauze ab und schlug einen Purzelbaum über das mit scharfen Zähnen bewehrte Maul. Er landete auf dem Rücken des Tieres, zwei Schritte entfernt von dem Reiter, der seine Armbrust fallen ließ und hastig das Schwert zog.
Als die Waffe aus der Scheide glitt, wirbelte Bitterholz herum. Der hölzerne Griff der Schaufel zersplitterte, als er das eiserne
Blatt gegen den Kopf des Mannes schmetterte. Der Reiter fiel taumelnd aus dem Sattel und verlor dabei sein Schwert. Bitterholz ließ die Schaufel fallen und schnappte sich das Schwert, während er von dem Tier sprang. Er ging in die Hocke, als er auf dem Steinboden aufkam, und verbarg die Klinge unter seinem Umhang. Schatten auf dem Boden verrieten ihm, dass der Langwyrm sich wieder an ihn anschlich. Bitterholz wirbelte herum und stieß die Klinge von unten in den Unterkiefer der Kreatur. Der Langwyrm klappte abrupt das Maul zu, und heißer Speichel spritzte auf Bitterholz’ Wangen. Die vorderen sechs Zoll des Schwertes ragten wie ein blutiger Dorn aus der Schnauze des Tieres.
Bitterholz wappnete sich. Er hatte das Gehirn des Langwyrms nicht getroffen. Die Bestie krümmte sich vor Schmerz. Bitterholz umklammerte die Klinge mit beiden Händen, als er vom Boden hochgerissen wurde. Mit einem schmatzenden Geräusch kam die Klinge frei, und er ließ sich rückwärts auf den Stein sinken. Die Kreatur schüttelte den Kopf vor Schmerz. Bitterholz zielte sorgfältig und stieß das Schwert nach oben, die Beine weit gespreizt auf den Boden gestemmt, um eine möglichst große Hebelwirkung zu erzielen. Die Schwertspitze fand die von ihm gewünschte Stelle etwas weiter hinten am Kiefer. Diesmal bohrte sich die Klinge mit einem befriedigenden Knirschen in den Schädel der Kreatur. Ein Zucken lief der Länge nach durch den Langwyrm, und alle seine Klauen verkrampften sich. Bitterholz zog die Klinge wieder heraus, als das Tier erschlaffte. Noch während die Schlange zusammenbrach, sprang er zurück und suchte nach dem nächsten Opfer.
Keiner der Langwyrmer sah in seine Richtung. Zwei der übrigen Tiere kämpften gegen Hex, ein anderes war mit Mörder beschäftigt, und die letzte Kreatur war mitsamt Reiter von Flammen eingehüllt. Jandra richtete ihre ganze Aufmerksamkeit
auf die beiden zuckenden Körper, während ihre Hände in die Luft griffen. Es sah aus, als würde sie den von den Opfern aufsteigenden Rauch packen und zu einem festen Ball formen.
Zufrieden, dass
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