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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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verschmutzten Streifen Fleisch aus dem Brustkorb riss.
    Der fünfte Mann erreichte ihn nicht mehr, denn er drehte sich in einem einzigen Schritt um und schoss in den Wald zurück. »Ein Spion!«, schrie er. »Ein Blauer! Wir brauchen Bogen! «
    Die beiden Menschen, die er zum Stolpern gebracht hatte, hatten sich fast wieder aufgerappelt, wenn auch einer noch unbewaffnet war. Graxen hüpfte zurück und brachte sich in Sicherheit, dann hob er den Kopf und sprang zu den Sternen hinauf.
Er wollte ein gutes Stück außer Reichweite sein, bevor die Bogenschützen bereit waren. Das Adrenalin, das von dem kurzen Kampf durch ihn hindurchströmte, erwies sich als gutes Heilmittel gegen seine Erschöpfung.
    Ein Blauer? , dachte Graxen, während er höher kletterte. In der Dunkelheit mussten alle Himmelsdrachen ähnlich aussehen. Er holte tief Luft; der Sauerstoff klärte seinen Geist und erfrischte seine Kräfte. Er entschied sich für ein neues Ziel. Er würde nicht mehr versuchen, das Nest zu erreichen. Aber er würde den verlassenen Turm finden und dort die Nacht verbringen. Und bei Tagesanbruch würde er Nadala einen Brief schreiben.
     
    Eine scharfe Kühle herrschte, als er schließlich nachts beim Turm ankam. Die Struktur war nicht sehr beeindruckend, sie bestand lediglich aus vier rebenumrankten Mauern aus uralten Ziegelsteinen, die etwa vierzig Fuß hoch waren. Im Palast gab es ein paar Zimmer, in die dieser »Turm« gut hineingepasst hätte. Die Mauern erweckten den Eindruck, als wären sie durch einen etwas heftigeren Windstoß leicht zum Einsturz zu bringen. Graxen suchte eine Stelle auf der Mauer, die ihm etwas stabiler erschien, und ließ sich darauf nieder. Seine Muskeln hatten aufgehört zu brennen – er spürte sie überhaupt nicht mehr. Er war taub geworden vor Müdigkeit.
    Der Turm hatte einen quadratischen Grundriss und war halb so breit wie hoch. Das Dach des Gebäudes war seit langem eingebrochen. Als er nach unten blickte, konnte er in der verworrenen Dunkelheit schwache Hinweise auf das erkennen, was einmal Treppenstufen und Holzböden gewesen sein mussten, die jedoch schon lange am Verrotten waren. Schwaches Licht sickerte durch die Fenster, in denen noch Reste von Glasscherben steckten. Graxen vermutete, dass Menschen den Turm errichtet
hatten, aber zu welchem Zweck, konnte er nicht erkennen. Um das Gebäude herum erstreckte sich nichts als Wildnis. Es war, als wäre der Turm von einem fortgeschritteneren Ort weggegangen und hätte dann begonnen zu verwildern.
    Wie Nadala beschrieben hatte, stand in der südwestlichen Ecke des Gebäudes ein einzelner steinerner Wasserspeier und starrte auf das Unkraut weiter unten. Seine geöffneten Kiefer enthüllten mit Flechten bewachsene Fänge, zwischen denen gerade genügend Platz war, um ein gefaltetes Stück Papier dazwischenzuschieben, so dass es vor den Elementen geschützt sein würde.
    Der Wasserspeier sah aus wie eine riesige Katze mit Mähne. Seine Flügel standen auf eine Art und Weise vom Rücken ab, die für Graxen keinerlei Sinn ergab. Bildete diese Skulptur ein echtes Tier ab? Es war üblich, dass Himmelsdrachen sich mit den darstellenden Künsten beschäftigten, aber dann bildeten sie Kreaturen und Erscheinungen nach, die sich in der Realität fanden. Er empfand es als beunruhigend, dass jemand absichtlich ein Tier gestaltet hatte, das offensichtlich keinen Platz in der Welt der Körper hatte. Welcher Geist mochte sich veranlasst gesehen haben, sich einen so unpraktischen Hybriden auszudenken?
    Wie auch immer, je länger er die Skulptur musterte, desto deutlicher hatte er das Gefühl, dass sie ganz so fremd doch nicht war. Dieses Ding hätte nicht existieren sollen; es war das Produkt unbekannter Schöpfer, die es vor langer Zeit in einer Welt zurückgelassen hatten, die sich aus seiner Existenz nichts machte. Graxen legte eine Vorderklaue auf die steinerne Mähne der Kreatur, als er plötzlich ein Gefühl von Vertrautheit verspürte.
    Er griff in seine Tasche und zog ein kleines, gebundenes Buch heraus. Wie die meisten Biologen reiste er nie ohne Notizbuch.
Er öffnete es und suchte nach einer leeren Seite. Dann holte er ein Tintenfass heraus und eine Feder, die er aus seinen eigenen Federschuppen gemacht hatte, und legte beides auf den behelfsmäßigen Tisch, den der Rücken des Wasserspeiers darstellte.
    Er nahm den Stöpsel vom Tintenfass, so dass sich das angenehme Aroma von Walnuss und Essig verbreitete. Dann tauchte er die Feder in den Krug

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