Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
Instinktiv schloss er die Augen, als das Gold über sein Gesicht strömte. Als er die Augen wieder öffnete, war er vollständig in eine makellose Lage aus Gold gekleidet.
»Gold scheint mir nicht sehr geeignet zu sein für eine Rüstung, Tochter«, sagte Vendevorex. »Es ist zu weich und zu schwer, als dass er sich noch frei bewegen könnte.«
»Das Gold ist lediglich eine ästhetische Komponente«, sagte Jandra. »Die Rüstung beinhaltet tatsächlich verschiedene Elemente, darunter auch Titan. Es gibt nicht viele Dinge, die in der Lage sind, da hindurchzuschneiden. Das zusätzliche Gewicht wird durch die Kraft des Hautpanzers wettgemacht, wodurch sich Hex’ Stärke um ein Zehnfaches steigern wird.«
Hex breitete die Flügel aus. Sie sagte die Wahrheit. Er bemerkte keinerlei zusätzliches Gewicht. Er fühlte sich immer noch nicht gut, aber er hatte nicht mehr das Gefühl, als wäre er im Begriff zusammenzubrechen.
Er sah sich unter den zwanzig Männern und Frauen um, die vor Schmerz stöhnend auf dem Boden lagen. Einige der Statuen standen noch, als wären sie von Jandras Beschwörung nicht beeinflusst worden.
»Waren das Gefangene, die man in die Hüllen gesteckt hat?«, fragte er.
»Nein. Bei den Statuen handelt es sich um eine Art Kunst. Manche standen jahrelang ununterbrochen an einer Stelle. Die Besucher dieses Gartens mussten dann versuchen, die echten Statuen von den lebenden zu unterscheiden. Sie sind wie sehr, sehr, sehr, sehr langsame und konzentrierte Pantomimen.«
»Wieso haben sie jetzt Schmerzen?«
»Sie leiden unter drastischem Nanitenentzug«, sagte Jandra. »Die Stadt weiß übrigens, dass wir hier sind. Seht mal nach oben.«
Hex blickte zum Himmel hoch. Die Sterne wurden durch eine Armee herannahender Engel verdeckt.
»Haltet sie von meinen Haaren fern«, sagte Jandra. »Ich muss die Antenne errichten.«
Bitterholz wusste, dass er entsprechend beeinflusst worden war, um an diesem Kampf teilzunehmen. Er dachte an Zeekys Vermutung, dass Jandra gerettet werden könnte, und legte den neuartigen Pfeil an die Bogensehne. Wenn dieser Schaft so mächtig war, wie Jazz behauptet hatte, konnte er dann auch sie töten?
Unglücklicherweise war dies nicht der geeignete Augenblick, um darüber nachzudenken. Ein Schwarm strahlender Engel schwebte auf ihn zu. Trotz ihrer Flügel waren diese Wesen eindeutig fehl am Himmel. Sie schienen aus geschnitztem Marmor zu sein, zu schwer, um etwas anderes zu tun als nach unten zu trudeln.
Wenn diese Kreaturen so wie Gabriel oder Hezekiah waren, stellten sie in diesem Moment schon allein aufgrund ihrer großen Anzahl eine größere Bedrohung dar als die Göttin. Aber die Engel trugen keine sichtbaren Waffen. Ihre Gesichter waren
gelassen, bar jeder Gefühle. Sie wirkten, als würden sie kommen, um sich ein Bild über die Situation zu machen, aber nicht um zu kämpfen.
Gegen so mächtige Feinde war das Überraschungsmoment ein Vorteil, auf den Bitterholz nicht verzichten konnte. Wie so oft in seinen Kämpfen, würde er auch diesmal seine Feinde als Erste bluten lassen. … sofern sie, was er bezweifelte, überhaupt Blut hatten. Ein Pfeil mit einem Regenbogen an der Spitze schoss von seiner Sehne in einem glühenden Bogen weg und traf den nächsten Engel mitten in die Stirn. Die geflügelte Statue verlor die Kontrolle über ihren Flug, und der Körper krachte von Krämpfen geschüttelt nach unten und auf die Granitfliesen, die den Brunnen umgaben. Ein Schauer aus Kies und Staub wirbelte himmelwärts.
Die anderen Engel verharrten augenblicklich in der Luft und blickten Bitterholz aus schmalen Augen an, während sie die Bedrohung abschätzten, die von ihm ausging. Bitterholz musste nicht erst nachdenken. Ein zweiter Pfeil raste gen Himmel, dann ein dritter, ein vierter, bis aus seiner Bogensehne ein Stakkato aus einem einzigen, gezupften Ton erklang. Drei weitere Engel fielen still vom Himmel, ohne dass ihre Gesichter irgendwelchen Schmerz verrieten. Sie krachten auf den Boden und zerbarsten.
Ein starker Wind fegte plötzlich über Bitterholz, als Hex mit den Flügeln schlug und sich auf die Engel stürzte. Sie waren nur hundert Fuß über ihm, was für den riesigen Drachen, der vom Kopf bis zum Schwanzende etwa fünfzig Fuß maß, kaum zwei Körperlängen waren. Sie hatten keine Zeit, ihre Aufmerksamkeit auf ihn zu richten, da hatte er schon den ersten Engel in seinem Maul. Er peitschte den Kopf herum und schleuderte den Engel gegen einen seiner Brüder. Die
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