Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
ganze Zeit über aufmerksam zugesehen hatte, sagte: »Achtung. Ich selbst habe mich zwar der Gewaltlosigkeit verschrieben, aber meine Anhänger verteidigen mich mit aller Kraft.«
»Dann habe ich ja Glück, dass ich nicht vorhabe, Euch anzugreifen«, sagte Shay und erhitzte die Klinge so sehr, dass sie weiß glühte. Rauch stieg von den fransigen Kanten seines Ärmels auf. Das Heft des Schwertes beschützte seine Hand, aber die Luft war so heiß, dass er kaum atmen konnte. Er biss die Zähne zusammen und schwang die Waffe kraftvoll auf die Kugel.
Das Schwert prallte von ihr ab. Ein stechender Schmerz schoss sein Handgelenk hoch.
Er fühlte sich benommen, weil er die Luft angehalten hatte, und ließ die Hitze der Klinge wieder zu einem dumpfen Kirschrot verebben. Die Luft um ihn herum wirbelte, während die Temperatur abfiel. Er musterte die Kugel und runzelte die Stirn. Das Stroh um sie herum brannte, und eine schwarze, glasige Furche befand sich dort auf dem Boden, wo das Schwert aufgekommen war. Die Kugel hatte nicht einmal einen Kratzer abbekommen.
Er trat das Strohfeuer aus und hob die Kugel wieder hoch.
»Das war mein bester Versuch«, sagte er. »Könnte Flitzer sie aufbeißen?«
»Ich bin ziemlich sicher, dass er das nicht kann«, sagte Zeeky.
»Und wenn er sie verschluckt, könnte es Wochen dauern, bis, äh, sie wieder herauskommt.«
Shay nickte. »Vielleicht gibt es etwas in Atlantis, das die Leute befreien kann. Ich sollte jetzt gehen, ich muss Jandra und die anderen einholen. Ich meine, Jazz und die anderen.«
»Ich komme mit dir«, sagte Zeeky und löste die verschränkten Beine, um sich richtig in den Sattel zu setzen. »Bitterholz kämpft wahrscheinlich bereits gegen die Atlanter. Hoffen wir, dass wir Jazz finden, bevor sie fertig sind.«
»Du hast Recht. Wenn sie Bitterholz und Hex nicht mehr braucht, wird sie sie töten.« Er reichte ihr die Kugel.
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist der letzte Teil der Zukunft, den sie mir erzählt haben. Sie sagten, du wärst es, der sie durch das Tor trägt.«
Shay runzelte die Stirn. Wenn diese Geister die Zukunft vorausgesehen und gewusst hatten, dass er sie durch das Tor bringen würde, hatten sie dann auch gesehen, wie Jazz Jandra in Besitz nahm? Und wenn ja, wieso hatte Zeeky ihn dann nicht gewarnt? Alles, was danach geschehen war, hätte dann vermieden werden können. Aber er beschloss, dass jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt war, Zeeky deshalb Vorhaltungen zu machen. Er legte die Kugel in die einzige Tasche, die er noch trug – Jandras Rucksack –, und setzte sie vorsichtig oben auf ihren Umhang. Er tastete mit den Fingern über den seidenen Stoff. Obwohl noch Erde vom Graben daran war, als sie Jazz’ Herz befreit hatten, konnte er auch den kristallklaren Teich unter dem Wasserfall riechen.
Die Kehle schnürte sich ihm zu, als er daran dachte.
Er zwang das Schwert wieder zu einer leuchtendgelben Flamme zurück und erhob es in Richtung Tor. Die Leere im Regenbogen verschlang das Licht, enthüllte aber nichts, nicht einmal Schatten. Er atmete langsam durch die Nase ein und
starrte in die Dunkelheit. Selbst seine Knochen fühlten sich kalt an, trotz der Hitze des Schwertes.
Ins Ungewisse zu springen war die Tat von Helden. Er war nur ein dürrer ehemaliger Sklave mit einem gequälten Herzen und einer ungewöhnlich klaren Handschrift. Es war vielleicht gut, dass er die Zukunft nicht kannte. Er schloss die Augen und sprang. Das Letzte, das er hörte, bevor die Leere ihn verschluckte, war Flitzer, der ihm klappernd auf den Fersen folgte.
Kapitel Dreißig
Zaubertricks
D a Hex schon zuvor durch ein Unterraumtor gereist war, war er auf die beunruhigende Empfindung des Nichts vorbereitet, die ihn in dem Augenblick erfasste, als er durch das Tor trat. Blasphets Beschreibung, dass der Tod sich anfühlte, als würde man aus seinem eigenen Körper herausfallen, kam dieser Erfahrung sehr nahe, wenn sie sie auch nicht ganz traf. Den Bruchteil eines Augenblicks lang hörte Hex einfach auf zu existieren, und alle seine Sinneswahrnehmungen endeten.
Als er auf der anderen Seite wieder auftauchte, war der erste Sinn, der zurückkehrte, die Wahrnehmung von Berührung. Die Luft war angenehm mild. Es war Nacht, und er befand sich in einem hübschen Garten, der mit Statuen ausstaffiert war, männlichen und weiblichen Nacktheiten von äußerster Vollkommenheit und Haut und Haaren aus kostbaren Metallen, Gold, Platinum und Palladium. Leuchtend rosafarbene und
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