Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
gerechnet hatte. Die beiden anderen Männer, die sie einigermaßen gekannt hatte – Bitterholz und Pet –, wären erst einmal selbst über die Leiter geflohen und hätten sie sich selbst überlassen.
»Beeil dich«, sagte er.
Jandra stieg die Leiter hinunter. Anza war wieder auf der Straße; sie kauerte bei Vance. In beide Richtungen der Schmiedestraße gab es keinerlei Hinweis auf irgendeinen lebenden Drachen. Menschen liefen jetzt über die Straße, eilten von Haus zu Haus, um Verwundeten zu helfen und Tote zu zählen.
Shay kam jetzt ebenfalls auf das Vordach. Die Hitze, die aus den offenen Fenstern strömte, machte das Atmen mühsam. Sie ließen die Leiter auf die Straße hinunter und kletterten nach unten. Dann liefen sie zu Vance.
»Geht es ihm gut?«, fragte Jandra. Anza sah auf und runzelte die Stirn. Sie schüttelte den Kopf.
Vances Augen waren geöffnet und völlig geweitet. Sein Blick ging ins Nichts. Er blutete aus einer klaffenden Wunde am Schädel. »Wieso ist es so dunkel?«, flüsterte er. »Wieso ist es so dunkel?«
Jandra wandte sich ab. Sie fühlte sich vollkommen machtlos. Mit ihrem Flaschengeist hätte sie in Vance hineinsehen und die Art seiner Verletzung erkennen können. Sie hätte den Schaden reparieren können, angefangen auf der untersten zellulären Ebene. Sie sah sich zur Schenke um, als das Dach einstürzte und einen Wirbelwind aus Flammen gen Himmel schickte. »Dorny!«, rief sie. »Er ist noch im Keller!«
Sie warf Shay ihre Schrotflinte zu. »Die behindert mich nur.« Sie rannte los, schoss die Straße entlang, die um die Schenke herumführte. Ein Schatten verdunkelte die Nacht, und sie sah auf. Vulpinus? Aber es war nur Rauch, der den Mond verhüllte. Sie stolperte, als sie vor dem Eingang zum Keller ankam, landete hart auf dem Boden und rutschte durch den Dreck. Echs flog von ihrer Schulter. Jetzt fiel ein dunklerer Schatten über sie. Als sie ein metallisches Klirren rechts von sich hörte, stellten sich ihr die Nackenhaare auf. Und dann sah sie aus
dem Augenwinkel den dicken, geschuppten Fuß eines erwachsenen Erddrachen.
Der Erddrache grunzte, während sie herumrollte. Eine Streitaxt bohrte sich dort in den Boden, wo sie soeben noch gewesen war. Der Erddrache war vollständig gerüstet, trug eine Brustplatte, einen Helm und einen Schild.
»Böser Häuptling!«, schrie Echs und wirkte aufrichtig zu Tode erschreckt.
Der Erddrache knurrte, während er die Axt aus dem kalten Boden zog und über dem Kopf schwang, um erneut zuzuschlagen. Jandra hielt ihren Blick fest auf ihn gerichtet, und als er zuschlug, rollte sie wieder weg, um dem Hieb auszuweichen. Erddrachen waren stark, aber nicht besonders schnell – schon gar nicht, wenn sie vollständig gerüstet waren. Jandra stemmte sich mit dem Rücken gegen den Boden und trat mit beiden Füßen zu, zielte auf den Ellenbogen des Drachen. Ihre Füße fanden mit einem befriedigenden Knirschen ihr Ziel, und der Drache stieß ein Zischen aus und ließ die Axt los. Er taumelte zurück, und Schmerz flackerte in seinen Augen auf, verwandelte sich einen Augenblick später in Wut. Der Drache ließ den Schild fallen und machte einen Satz, um mit der freien Klaue auf Jandras Gesicht einzuschlagen. Sie rollte sich jedoch weg und nutzte ihren Schwung, um auf die Füße zu kommen, während der Erddrache mit lautem Klappern genau dort landete, wo sie eben noch gewesen war.
Noch bevor er aufstehen konnte, sprang sie über ihn hinweg und griff nach der Axt, die im Boden vergraben war. Die Waffe war unangenehm schwer; sie mochte etwa fünfzig Pfund wiegen. Sie hätte sie niemals benutzen können, hätte der Flaschengeist ihren Körper nicht neu eingestimmt. Jetzt aber wirbelte sie herum, nutzte den Schwung der Bewegung, um ihrem Hieb mehr Kraft zu verleihen. Der Drache hob gerade
den Kopf, als die Axt sich knapp unterhalb des Helms in seinen Hals grub. Der Aufprall riss ihr die Waffe aus der Hand. Sie sah nach unten und zuckte zusammen, als sie den großen, schwarzen Splitter sah, der sich in ihre Handfläche gebohrt hatte.
Der Drache brach leblos zusammen. Echs huschte zu ihm und stupste den Schnabel des halb enthaupteten Erddrachen an.
»Nicht bewegen?«, fragte er.
»Nicht bewegen«, sagte sie.
Sie drehte sich um, als sie Schritte hinter sich hörte. Es war Shay. Er starrte mit großen Augen auf den toten Drachen. »Alles in Ordnung? Ich habe Kampfgeräusche gehört.«
»Ich habe einen Splitter in der Hand«, sagte sie und hielt die
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