Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
Vom Netzwerk:
Stadium konnte die Krankheit eine Woche oder auch einen ganzen Monat bleiben. Schließlich wurde der betroffene Mensch etwa vierundzwanzig Stunden lang von etwas erfasst, das am besten als Ausbruch der Krankheit bezeichnet werden konnte. Er hustete, schniefte, übergab sich, hatte unkontrollierten Stuhlgang und Blasenentleerung und schwitzte, bis Blut aus den Poren sickerte. Fast die Hälfte der Opfer starb an der Krankheit. Das Tückische an ihr war, dass sie nicht nur in dem letzten, gewaltsamen Stadium ansteckend war, sondern auch bereits vorher. Eine Mutter, die ihrem Kind die Hand auf die Stirn legte, um zu sehen, ob es Fieber hatte, konnte sich mit der Krankheit anstecken und dann mit einem schlichten Kuss auf die Wange ihres Ehemannes an ihn weitergeben. Gelbmund konnte sich sogar durch den Umgang mit der Kleidung oder Bettwäsche eines Erkrankten verbreiten.
    Inzwischen gab es diese Krankheit nicht mehr ganz so oft im Königreich. Die meisten Sonnendrachen lebten mit guten hygienischen Voraussetzungen und Toiletten, was bedeutete,
dass die Sklaven nicht mehr mit so viel Mist in Berührung kamen. Die Bestien allerdings ließen den Stuhl fallen, wo sie gerade waren. Da es selbst für die Bestien unangenehm war, in einer Höhle zu leben, die voller eigener Exkremente war, war den menschlichen Sklaven die Aufgabe zugefallen, die Höhle regelmäßig auszumisten.
    Vulpinus sah schließlich das Knochenfeld, das den Eingang zu Rorgs Bau kennzeichnete. Weiße Knochen leuchteten eine halbe Meile weit in alle Richtungen auf dem grauen Winterboden: die von Vieh, Wild, Menschen, Schweinen und Erddrachen. Züngelnder Rauch stieg von hundert verstreuten Stellen vom Boden auf, aber diese Stellen beschränkten sich nicht nur auf das Knochenfeld. Eine Errungenschaft der Zivilisation hatten sich die Bestien immerhin erhalten. Da sie in der Dunkelheit nicht sehen konnten, benutzten sie Feuer, um ihre Heime zu beleuchten, verschmähten aber Metall- und Glaslampen zugunsten von Fackeln und Feuerstellen.
    Vulpinus schwebte in das schwarze Loch hinein, das den Eingang zu dem weiträumigen unterirdischen Königreich bildete, einem Netzwerk von Höhlen mit hundert Fuß hohen Decken. Einige der Kammern waren mehrere Morgen groß. Es war gefährlich, in einer Höhle zu fliegen. Jedes räumliche Orientierungsvermögen wurde durch den fehlenden Himmel verzerrt. Vulpinus allerdings war aufgrund seiner häufigen Besuche mit der Beschaffenheit dieses Ortes vertraut. Er schoss wie eine übergroße Fledermaus über die Köpfe der menschlichen Sklaven hinweg, die dabei waren, Mist in Eimern wegzuschaffen. Ein paar fette, schlafende Sonnendrachen blinzelten durch halbgeöffnete Lider, als der Luftzug, der durch Vulpinus entstand, ihre Federn aufwirbelte. Die Bestien scharten ihre großen Familien gewöhnlich um sich. Mindestens dreißig erwachsene Sonnendrachen teilten sich diese Höhle.

    Vulpinus bahnte sich seinen Weg zur Hauptkammer. Verblüfft stellte er beim Näherkommen fest, dass Musik zu hören war. Kein Gesang, sondern Noten von einem echten Musikinstrument. Die Töne hatten etwas von einer Glocke, aber Vulpinus spürte, dass es keine Glocken waren. Was erzeugte diesen tief bewegenden Klang?
    Als er die Hauptkammer erreichte, fand er die Antwort. Der Raum erstreckte sich über mehrere Morgen, und an den Rändern standen Menschen auf Leitern und schlugen mit großen Oberschenkelknochen auf die Stalaktiten, die von der Decke hingen. Die Schläge brachten die langen, schlanken Steinsäulen zum Zittern und erzeugten musikalische Töne. Die Männer folgten einem unsichtbaren Leiter, denn sie orientierten ihre Schläge zeitlich an einer langsamen, kummervollen Melodie aus tiefen und langen Tönen, die in der Kammer hin und her wanderten.
    In der Mitte des Raumes befand sich eine riesige Feuerstelle mit hell lodernden Flammen. Der scharfe Teerölgestank des Kiefernrauches überdeckte den durchdringenden Geruch nach Abwasser auf geschickte Weise.
    Ein Dutzend Drachen lag um die Feuerstelle herum. Weibliche Drachen, wie Vulpinus erkannte, da sie nicht ganz so groß waren und ein feineres Netz aus rubinroten Schuppen besaßen. Zweifellos Rorgs Harem. Sie alle starrten Vulpinus mit düsteren, gelangweilten Augen an, als er in ihrer Nähe bei der Feuerstelle landete.
    Gleich hinter der Feuerstelle lag Rorg auf einem riesigen Kissen aus Stein. Der alte Drachenbulle war abscheulich fett. Zweifellos war es viele Jahre her, seit er sich in die Luft

Weitere Kostenlose Bücher