Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
wahre Macht in dieser Welt in den Händen halten. In meiner Wohnstätte gibt es weder Bibliotheken noch Kollegien. Ich habe keine Biologen, die mir Lügen ins Ohr flüstern und diese als kluge Ratschläge ausgeben.«
»Eure Unabhängigkeit ist bewundernswert«, sagte Vulpinus. »Ich kann jedoch nicht erkennen, wie meine Bitte nach einem Sklaven sie bedrohen könnte.«
»Ihr Sklavenjäger seid so stolz darauf, dass Ihr unter dem Lumpengesindel der Menschen Ordnung schafft. Aber wir erkennen jetzt die Mängel Eurer Methoden. Die Menschen haben das beschämendste und verfallenste Zeichen für Eure sogenannte Zivilisation übernommen, nämlich Drachenschmiede – die Gießereien, die die Armeen des Königs mit Schwertern, Speeren und Rüstungen versorgt haben.«
Vulpinus’ Kiefer mahlte. Es war ärgerlich zu hören, dass Rorg Shandrazels Versagen den Sklavenjägern anlastete, aber vielleicht lag darin sogar ein winziges Körnchen Wahrheit.
»Rorg, ich räume ein, dass Ihr Recht habt. Die Ereignisse nach Albekizans Tod entwickelten sich schneller, als ich erwartet hatte. Im Nachhinein scheint es offensichtlich, dass wir als Vorsichtsmaßnahme Drachenschmiede hätten sichern sollen. Trotz seiner Herkunft war Shandrazel in der Kriegskunst nicht
sehr bewandert. Ich selbst hätte ihn darin ausbilden müssen, wie man Sicherheitsvorkehrungen trifft. Das habe ich nicht getan. Jetzt allerdings werde ich diesen Fehler berichtigen, indem ich die Herrschaft über die Gießereien zurückerobere. Ich weiß, dass es hier einen Ausbruch von Gelbmund gab. Ich brauche einen Sklaven, der sich erst vor kurzem angesteckt hat und lange genug überleben wird, dass er nach Drachenschmiede reisen kann, ehe die Krankheit ausbricht, um dann dort richtig zu erkranken und schon bald das letzte Stadium zu erreichen. Die Rebellen schlafen in engen Unterkünften und essen dicht an dicht in Gemeinschaftssälen. Gegenwärtig genießen sie die Wohltaten eines gut errichteten Abwassersystems, aber ein Damm wird ihnen diesen Vorteil nehmen. Ein einziger infizierter Mensch sollte die Krankheit rasch verbreiten. Innerhalb eines Monats wird Drachenschmiede eine Geisterstadt sein.«
»Ein guter Plan«, sagte Rorg. »Einen, den ich vorhergesehen habe. Deshalb habe ich Eure Bitte abgelehnt. Das schändliche Zeitalter, in dem Drachen Werkzeuge benutzen, neigt sich dem Ende zu. Die Zukunft gehört meinesgleichen. Seht Euch meinen Sohn an, Thak.« Rorg deutete auf den jungen Drachenbullen, der neben ihm stand. Thak stand auf seinen Hinterklauen und reckte den Hals hoch in die Luft, so dass er Vulpinus überragte. »Er ist der Höhepunkt in meinem Stammbaum. Er und seine Brüder werden zum Palast von Albekizan reisen und Chapelion vom Thron stoßen. Er wird die engelsbefleckten Inhalte der Großen Bibliothek verbrennen und die Mauern einreißen. Die Wandteppiche werden zerrissen werden, die Skulpturen zu Kies zermalmt. Wenn Thak seinen Anspruch auf den Thron durchgesetzt hat, werden Drachenarmeen durch das ganze Königreich reisen und die Menschen in die Knie zwingen.«
»Das ist ziemlich kurzsichtig von Euch, Rorg«, sagte Vulpinus. »Die gegenwärtige Rebellion …«
»Bei meinen Sklaven gibt es keinerlei Hinweis auf Rebellion! Ich halte sie in einem Zustand, in dem sie unter ständigem Hunger und Schwäche leiden, und gestatte ihnen nur die magersten Brocken für ihre Arbeit. Trotz des Hungers arbeiten sie härter als zehn Sklaven in jeder anderen Behausung im Königreich. Und wisst Ihr auch warum, Vulpinus?«
»Die Knochenfelder vor Eurer Tür haben zweifellos eine antreibende Kraft.«
»In der Tat«, sagte Rorg. »Ich habe dieses Knochenfeld mit meinen eigenen Zähnen und Klauen errichtet. Thak wird Drachenschmiede nicht zurückfordern, Vulpinus. Er wird es dem Erdboden gleichmachen. Es wird keine einzige Mauer mehr stehen bleiben.«
Vulpinus sah zu Thak. Thak erwiderte den Blick mit hungriger Miene, als würde er abschätzen, was für einen Happen Vulpinus abgeben mochte. Vulpinus wandte sich wieder an Rorg. »Ich bewundere einen Drachen mit Visionen. Chapelion sucht einen neuen Sonnendrachen, dem er als König dienen könnte. Thak sieht aus wie einer. Wenn er den Thron haben will, werden wir ihn ihm geben – unter der Voraussetzung, dass er den Rat des Hohebiologen respektieren wird. Denkt gut über mein Angebot nach. Ihr würdet der Vater einer neuen Drachendynastie sein.«
»Ihr versucht uns zu geben, was wir uns aufgrund unserer überlegenen
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