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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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und hatte während der Schlacht in der Freien Stadt Verluste erlitten. Die Walküren hatten Hunderte bei Blasphets Anschlag auf das Nest verloren. Nur eine Kombination aus verschiedenen Streitmächten machte es überhaupt möglich, die Ordnung in dem zerrissenen Land wiederherzustellen.
    Bazanel konnte an seinen Krallen abzählen, wie oft er in Gegenwart eines Weibchens von seiner Art gewesen war – auch wenn er weniger Krallen hatte als die meisten. Die Fortpflanzung wurde streng von der Matriarchin geregelt, der Leiterin des Nests, die die genetische Bestimmung der Himmelsdrachen beaufsichtigte. Männliche Himmelsdrachen, die sich als Gelehrte hervortaten, bekamen die Chance sich fortzupflanzen, damit ihre wünschenswerten Fähigkeiten in der Spezies erhalten blieben.
    Bazanel war mittlerweile vierundfünfzig Jahre alt und dennoch noch nie ins Nest eingeladen worden, obwohl er weithin als der kenntnisreichste Chemiker galt, den die Biologen jemals hervorgebracht hatten. Zweifellos war diese Nichtbeachtung auf seinen körperlichen Zustand zurückzuführen. Er hatte schon immer ein besonderes Interesse an dem Studium instabiler Chemikalien gehabt. Ein Nebeneffekt dieses Interesses war, dass mehr als die Hälfte seines Körpers von Narbengewebe gezeichnet war. Er war auf dem rechten Ohr vollständig taub und auf dem linken von einem ständigen Klingeln geplagt. Beide Flügel waren durchlöchert, so dass er nicht fliegen
konnte. Sein einst schöner Schwanz war nur noch ein Stummel. Und doch, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, waren seine Fortpflanzungsorgane noch intakt. Genetisch gesehen war er ein vollständiges Wesen. Die Matriarchin musste das wissen. Wieso wurde er dann so geringgeschätzt?
    Die Walküre hieß Rachel; sie hatte mehrere Verbrennungen am Hals, die noch immer rot und geschwollen waren. Während des Angriffs auf das Nest hatten einige von Blasphets Streitkräften grobe Flammenwerfer eingesetzt; zweifellos hatte sie an dieser Schlacht teilgenommen.
    »Seid Ihr sicher, dass man Salpeter in dem Guano von Fledermäusen finden kann?«
    »Oh, ja«, sagte Bazanel. »Sogar reichlich. Es gibt auch noch viele andere Quellen – in beinahe jedem Urin sind die notwendigen Komponenten enthalten. Höhlen bieten den Kristallen lediglich eine angenehme, stabile Umgebung zum Wachsen.«
    »Bei allem, was Ihr über die Zutaten wisst, was glaubt Ihr, wie viel Schießpulver die Rebellen in dieser kurzen Zeit hergestellt haben könnten?«
    »Im Prinzip schon so einiges«, sagte Bazanel. »Ein Teil der alten Wasserbauten in diesem Gebiet ist seit Jahrhunderten die ungestörte Heimat von Fledermäusen.«
    Rachel nickte langsam. »Wir setzen ziemlich viel Vertrauen in Euch, dass Ihr das richtig erkennt.«
    »Vertrauen ist nicht nötig«, sagte Bazanel. »Es geht um Chemie. Wenn man die Formeln befolgt, die ich Euch gegeben habe, werdet Ihr ganze Fässer mit Schießpulver herstellen können. Darauf setze ich meinen Ruf als Gelehrter.«
    »Nicht Euer Ruf als Gelehrter macht uns Sorgen«, sagte Rachel. »Sondern Euer Ruf, sorglos zu sein.«
    »Ich verstehe«, sagte Bazanel. Ihr Gebrauch des Wortes »unser«
erregte sein Interesse. War dies die Meinung der Matriarchin?
    »Im Laufe der letzten drei Jahrzehnte habt Ihr vier Türme auseinandergenommen, an sechs anderen unterschiedliche Schäden angerichtet, zwei Schüler getötet und siebzehn menschliche Sklaven und unzählige mehr verletzt. Ihr habt Glück, dass Ihr noch am Leben seid. Noch mehr Glück, denke ich, dass Chapelion Euch in Eurer Position lässt. Im Nest würde eine derartige Sorglosigkeit nicht geduldet werden. «
    Bazanel zog seine Schultern zurück und reckte das Kinn nach oben. Rachels Worte verrieten eine derart erschütternde Unwissenheit, dass er, falls der Verstand aller weiblichen Himmelsdrachen so begrenzt war, dankbar war, dass er nie zur Fortpflanzung eingeladen worden war.
    »Chapelion hat begriffen, dass ich die Arbeit eines Pioniers leiste. Ich habe die Grenzen des Wissens erweitert. Meine Narben sind Ehrenabzeichen, keine Male der Scham. Ich glaube, dieses Treffen ist damit beendet. Kehrt mit meinem Bericht zu Chapelion zurück. Er wird die Intelligenz haben, um den Schatz anzuerkennen, den ich ihm gebe.«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, drehte er sich um und humpelte zur Wendeltreppe, die an der Außenseite des Turmes nach unten führte. Rachels Vorwurf schwärte in seinem Geist. Sorglosigkeit? Sorglosigkeit? In dem Augenblick seiner Demütigung

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