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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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erstand ein bis dahin undenkbarer Plan vor seinem geistigen Auge.
    Die Handlung, die er in Betracht zog, verletzte den grundlegendsten moralischen Kodex der Himmelsdrachen, aber sie hatten ihn dazu getrieben. Es war an der Zeit, den beißendsten Brief zu schreiben, den ein Drache jemals geschrieben hatte, einen Brief, bei dem die Matriarchin vor Scham weinen würde,
wenn sie sich mit der gewaltigen Ungerechtigkeit konfrontiert sah, die sie begangen hatte.
    Seine Wut loderte immer noch, als er in sein Labor im Keller humpelte. Die kühle, moschusartige Luft beruhigte ihn etwas. Der vertraute Geruch seines Labors beschwichtigte ihn weiter. Er bemerkte allerdings auch, dass die Luft heftig nach Lampenöl roch.
    Als er die Tür aufstieß, fand er sein Labor vollständig dunkel vor. Wieso hatte Festidian zugelassen, dass die Lampen niederbrennen konnten? Der junge Biologe war gewöhnlich aufmerksamer.
    »Festidian?«, fragte er. Niemand antwortete.
    Bazanel betrat langsam das Zimmer und tastete sich vor, bis er gegen seinen Labortisch stieß. Seine vernarbten Klauen fuhren vorsichtig über die Tischplatte – und fanden schließlich den Becher, den er suchte. Und in dem sich ein Brocken Phosphor befand, unter einer fünf Zoll dicken Schicht aus Öl, die verhinderte, dass er in Kontakt mit der Luft geriet. Er fand ein Glasgefäß und schüttete den Inhalt des Bechers hinein. In der flachen Schale begann der jetzt der Luft ausgesetzte Phosphor schwach grün zu glühen. Sekunden später spuckte er Funken in alle Richtungen und setzte das Öl in Brand. Der Brocken leuchtete jetzt wie ein Stück von der Sonne. Harte Schatten wurden an die Wand geworfen. Der Phosphor zischte, während er verbrannte. Der Geruch erinnerte an gebratenen Knoblauch.
    »Festidian?«, rief er, diesmal kraftvoller. Wieder kam keine Antwort.
    Bazanel zuckte mit den Schultern. Vielleicht hatte Festidian sich in sein Zimmer zurückgezogen, um ein Nickerchen zu halten. Er hatte den jungen Drachen bis über den Punkt der Erschöpfung hinaus arbeiten lassen. Seit die Schrotflinte und
der Munitionsgürtel zum Kolleg der Türme gebracht worden waren, hatte Bazanel eine Uhr im Hinterkopf ticken gehört. Er erkannte sofort die Bedeutung der Mischung und wusste, dass es für das Überleben aller Drachen entscheidend war, den plötzlichen Machtvorteil der Menschen auszugleichen.
    Er ging zu einer der Lampen an den Wänden, um sie anzuzünden, damit er ein weicheres, gleichmäßigeres Licht hatte als den überaus energetischen Phosphorschimmer und das flackernde Öl. Und rutschte aus, als er sich der Wand näherte. Ein scharfer, stechender Schmerz schoss durch seine linke Hinterklaue.
    Öl bedeckte den Boden. Eine Glasscherbe ragte aus dem Ballen seiner Klaue. Die Laterne war zerbrochen – ein poliertes Kriegsbeil aus Stahl steckte in dem Zinngefäß, in dem sich das Öl befand. Die Glaskugel war weg. Die tiefen, flackernden Schatten hatten den Schaden vor ihm verborgen, bis er genau davor stand.
    »Oh, nein«, flüsterte er, als er die ganze Bedeutung dessen begriff, was er sah.
    Er wirbelte herum, rutschte erneut in dem Öl aus und griff nach der Tischkante, um sich festzuhalten.
    »Festidian?«, flüsterte er noch einmal, obwohl er jetzt wusste, dass er keine Antwort bekommen würde.
    Er sah über den Tisch zu dem verschlossenen Schrank hinüber, in dem er die selteneren Materialien aufbewahrte, die er studierte, darunter auch die kürzlich erhaltene Schrotflinte. Das Schloss war weg, das Holz zersplittert.
    Sein Blick suchte in den tanzenden Schatten. »Z-zeigt Euch«, sagte er. »Ich weiß, wer Ihr seid.« Sein pochendes Herz übertönte das Zischen des Phosphors.
    »Ihr … Ihr heißt Andzanuto«, wandte er sich weiter an seinen unsichtbaren Gast. »Das ist das Wort der Cherokee für
Herz. Dor Nachtigall hat mir erzählt, dass Euer Vater Euch Anza nennt. Er … Euer Vater … er nennt sich jetzt Burke. Vor zwanzig Jahren war er als der Maschinenbauer Kanati bekannt. Er war einmal mein Freund.«
    Wieder antwortete seinen Worten nichts als Stille. Er trat um den Tisch herum; seine Vorderklaue packte das dicke Eichenholz, um das Gleichgewicht zu halten. Wo war sie?
    »Es ist sinnlos, dass Ihr Euch versteckt«, sagte er. »Kanati hat Euch sicher nicht nur geschickt, weil er das Gewehr zurückhaben will. Die Waffe ist offensichtlich von ihm. Wer sonst hätte sich die Mühe gemacht, ein dekoratives Schuppenmuster einzugravieren? Zweifellos will er, dass Ihr alle

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