Die Herrschaft der Orks
klirrend zu Boden fiel, und schloss für einen Moment die Augen – als ihm plötzlich jemand auf die Schulter tippte.
»Ja doch«, grunzte er. Er riss die Augen auf und fuhr herum. »Was ist denn jetzt wiedeee…!«
Das letzte Wort ging in ein helles Kreischen über.
Sie stand vor ihm.
Die Elfin.
Blasse Haut, blondes Haar, grässlich anmutige Erscheinung, geringschätziger Blick – keine Verwechslung möglich.
Rammar schoss in die Höhe.
»Wa-was hast du hier zu suchen?«, fragte er entgeistert.
»Ich bin hier, um dich zu erinnern«, erwiderte sie schlicht. »Du hast das Ziel deiner Mission aus den Augen verloren.«
»Mission?« Rammar hob die Brauen. »Was für eine Mission?«
»Genau davon spreche ich.« Ihr entschlossener Augenaufschlag erinnerte ihn an einst, und diese Erinnerungen waren nicht angenehm … »Weißt du noch, was ich dir auftrug, als wir uns das letzte Mal begegneten?«
»Das letzte Mal?« Rammars Züge hellten sich auf. »Das letzte Mal habe ich dich im Traum gesehen! Wahrscheinlich schlafe ich jetzt auch und du bist nur ein Hirngespinst. Ich bin auf meinem Felsbrocken eingeschlafen und träume, und sobald ich aufwache, wirst du verschwunden sein. Also lasse ich dich reden und gebe keine shnorsh auf dein dummes Elfengeschwätz.«
»Wenn das hier ein Traum wäre«, sagte sie, »würdest du dann dies hier spüren, ohne aufzuwachen?«
Unvermittelt donnerte ihre Faust in sein Gesicht.
Rammar hörte es knirschen, der Schmerz war so heftig, dass ihm Tränen in die Augen schossen.
»Verdammt!«, zeterte er, sich den schmerzenden Rüssel haltend. »Musste das sein?«
»Und?«, fragte sie ungerührt. »Aufgewacht?«
»Offenbar nicht«, gab er zu.
»Dann wäre das geklärt.« Sie nickte. »Und nun zurück zu eurem Auftrag. Die Zeit zerrinnt euch zwischen den Klauen, Rammar. Ihr müsst wiederherstellen, was einst gewesen ist, hast du das verstanden? Oder der Sturm, der aufzieht, wird alles vernichten!«
»Immer das gleiche wehleidige Gewäsch«, plärrte Rammar. »Bei euch Elfen gibt es ständig irgendwelche Stürme, und noch nie ist die Welt davon untergegangen.«
»Ein Teil der Welt ist bereits untergegangen«, beharrte sie. »Dunkelheit und Zerstörung herrschen in Erdwelt.«
»Und? Was kann ich dafür?«
»Die Prinzessin muss befreit werden! Ihr beide müsst Aryanwen retten!«
»Wir müssen gar nichts!«, tönte Rammar. »Ich habe es satt, von dir herumkommandiert zu werden, Elfenweib! Außerdem können mein Bruder und ich nicht einfach aus dem Stollen klettern, wie du vielleicht bemerkt haben wirst. Die Hutzelbärte haben dafür gesorgt, dass wir eine Verabredung haben, und zwar mit Kurul persönlich!«
»Und wenn ich dafür sorge, dass ihr freikommt?«
»Als könntest du das tun, du bist doch längst selbst in Kuruls Grube gefallen.« Rammar grinste wölfisch. »Und selbst wenn, wer sagt dir, dass wir nicht einfach abhauen und die Prinzessin in ihrem Gefängnis versauern lassen würden? Willst du uns wirklich so weit vertrauen?«
»Nein«, gab sie zu. »Du hast völlig recht, so geht es nicht.« Damit wandte sie sich ab und verließ ihn, so unvermittelt, wie sie aufgetaucht war.
»Ja, lauf nur davon!«, rief Rammar ihr hinterher, während sie in Staub und Dunkelheit verschwand. »Und bestell deinem Kopfgeldjäger schöne Grüße.«
Rammar bemerkte, wie etwas den Stollen erschütterte. Zuerst glaubte er, es wäre sein Bruder gewesen, der wieder die Felswand bearbeitete, deshalb drehte er sich zu ihm um, um ihn zurechtzuweisen – doch inmitten all des Staubs, der den Stollen erfüllte, konnte er Balbok nicht mehr erkennen. Rammar musste husten, während er merkte, wie eine weitere Erschütterung den Stollen erbeben ließ. Mehr noch, der ganze Berg schien plötzlich in seinen Grundfesten zu wanken – und plötzlich konnte Rammar im Staub eine hagere Gestalt erkennen.
»Ba-Balbok?«, würgte er, von Hustkrämpfen geschüttelt.
Die Gestalt kam näher. Eindrucksvoll schälten sich ihre Konturen aus dem Staub, und endlich konnte Rammar Einzelheiten erkennen. Er sah den wehenden Umhang, die furchterregenden Hörner, die Schädel am Gürtel – und plötzlich dämmerte ihm, wen er dort vor sich hatte.
Er war gekommen, um ihn zu holen.
Kurul persönlich.
15.
USGA!
Rammar sank auf die Knie – nicht so sehr, um seine Unterwürfigkeit zu demonstrieren, sondern weil seine weichen Beine ihm einfach den Dienst versagten.
»Jetzt ist es also so weit?« Er blickte an der
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