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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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grässlichen Gestalt empor, die sich vor ihm aufgebaut hatte. Als Orkling hatte er sich Kurul stets in den grässlichsten Farben auszumalen versucht – nun musste er erkennen, dass selbst seine dunkelste Phantasie bei Weitem nicht ausgereicht hatte, um ihn sich vorzustellen.
    Die Haut des Donnerers war von Eiterbeulen übersät, in seiner Klaue hielt er einen Hammer, von dem Rammar wusste, dass er in der Lage war, schwarze Blitze der Vernichtung zu schleudern. An den Schädeln, die an dicken Ketten um seinen Leib hingen, klebten noch Blut und Reste von Haar, und der Gestank, der Kurul vorauseilte, war selbst für einen Ork kaum zu ertragen. Am grässlichsten jedoch war Kuruls Fratze, die, obschon im Staub nur undeutlich zu erkennen, so fürchterlich und mit glühenden Augen auf Rammar herabstarrte, dass dieser glaubte, unter ihren Blicken zu versteinern.
    »G…Gnade, großer Kurul«, hörte er sich selbst stammeln. »Ich will noch nicht in die Grube, hörst du? Ich f…fühle mich noch nicht reif genug für Luraks Pfff…Pfuhl! Ich biete dir aber meinen Bruder an, er ist ohnehin zu nichts zu gebr…«
    »Versprichst du, die Prinzessin zu befreien?«, fragte eine Stimme, tiefer und abgründiger als jeder Minenschacht, den Zwerge graben konnten.
    »K …korr« , versicherte Rammar ohne Zögern, »ich verspreche es. Aber wie …?«
    »Du dämlicher umbal !«, schalt ihn der Herrscher der Unterwelt, »kannst du noch nicht einmal erkennen, wenn du frei bist?«
    »Fff…frei?«, stotterte Rammar. »Aber …«
    Für Kurul war das Gespräch beendet. Er trat einen Schritt zurück, und die Staubwolke, die ihn so unvermittelt ausgespuckt hatte, hüllte ihn wieder ein.
    »Ich werde alles tun, was Ihr sagt, Gebieter!«, rief Rammar ihm beflissen hinterher, noch immer auf dem Boden kauernd. »Verlasst Euch auf Rammar den schrecklich … den Rasenden, Euren ergebenen Diener!«
    Als wäre dies sein Stichwort, hielt Kuruls schemenhafte Gestalt plötzlich inne, und er schickte sich an, zurückzukommen.
    »Shnorsh« , schalt Rammar sich flüsternd selbst. »Was hast du da bloß gesagt? Kannst du nicht einmal die Schnauze halten, du nichtsnutziger Fettsack?«
    Doch es war zu spät.
    Die Gestalt kam zurück. Ihre Konturen traten aus dem sich plötzlich lichtenden Staub hervor, und erneut wurden Einzelheiten erkennbar. Jetzt erst bemerkte Rammar, dass Kurul zwar noch immer groß und hager war, die furchterregenden Hörner jedoch waren verschwunden, ebenso die Eiterbeulen und die Ketten mit den Schädeln. Und auch der Geruch war plötzlich ein anderer, nicht mehr beißend wie zuvor, sondern sehr vertraut …
    »Balbok!«, ächzte er.
    »Da bist du ja.« Balbok grinste. »In dem Staub sieht man ja die Klaue vor Augen nicht. Hab dich die ganze Zeit gesucht.«
    »Was du nicht sagst.« Rammar, der noch immer auf dem Boden kauerte, verzog das Gesicht. So erleichtert er darüber war, dass es sein Bruder war, der vor ihm stand, so verärgert war er über dessen Einfalt. Ganz abgesehen davon, dass er Probleme damit hatte, sich zurechtzufinden. Offenbar waren sie noch immer in dem Stollen – aber was war Wirklichkeit und was nicht? Hatte er sich die Elfin und Kurul nur eingebildet oder waren sie wirklich hier gewesen? Verlor er den Verstand?
    »Was machst du denn da unten?«, fragte Balbok, während sich sein Bruder ächzend auf die kurzen Beine zu hieven suchte.
    »Was denkst du wohl? Blutpilze suchen«, grunzte Rammar.
    »Gibt’s denn hier welche?« Balbok schaute sich suchend um. »Also für mich sah es eher so aus, als ob …«
    »Als ob was?«
    »Na ja, als ob du dich vor jemandem auf den Boden geworfen hättest.«
    Endlich hatte sich Rammar wieder auf die kurzen Beine gestemmt. »Ich und mich auf den Boden werfen! Ha!«, rief er, dass es von der Stollendecke widerhallte. »Willst du mich beleidigen, Hirntod?«
    »Douk.« Balbok schüttelte den Kopf. »Ich dachte nur, bei all den seltsamen Gestalten, die hier unten unterwegs sind …«
    »Was für Gestalten?«
    »Keine Ahnung, woher die kommen.« Balbok zuckte mit den Achseln. »Stell dir vor, mir ist Graishak begegnet. Und er hatte seinen geschrumpften Kopf auf den Schultern, der ihm viel zu klein war. Seltsam, oder?«
    »In der Tat«, stimmte Rammar zu, der sich zugleich fragte, was das nun wieder zu bedeuten hatte.
    »Und du? Wen hast du gesehen?«
    »Wer sagt, dass ich jemanden gesehen habe?«
    »Ich dachte nur.«
    »Du sollst nicht denken, wie oft habe ich dir das schon gesagt?

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