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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Und jetzt hör auf, mir dämliche Fragen zu stellen.«
    » Korr . Jetzt ist es sowieso vorbei.«
    »Was ist vorbei?«
    »Der Staub ist weg – und mit ihm ist auch Graishak verschwunden.«
    »Was faselst du da?«
    »Der Staub«, brachte Balbok in Erinnerung. »Weißt du nicht mehr? Vorhin, als der Stollen bebte, da war plötzlich überall dieser Staub …«
    Rammar nickte – und obwohl er sich lieber die Zunge herausgerissen hätte, als es auszusprechen, musste er zugeben, dass Balboks Überlegung zutreffend war. Kurul war aus der Staubwolke getreten, die den Stollen plötzlich ausgefüllt hatte – war der Staub also dafür verantwortlich, dass er dem Donnerer begegnet war? Der Gedanke beruhigte Rammar. Aber was war mit dem Elfenweib? Und was mit den Erschütterungen, die den Stollen hatten erbeben lassen? Sie zumindest waren ganz offenbar nicht nur eingebildet gewesen …
    »Vielleicht war in dem Staub etwas, das uns Dinge sehen lässt, die es gar nicht gibt«, sponn Balbok seinen Gedanken weiter und machte mit dem Zeigefinger eine kreisende Bewegung vor seiner Schläfe. »Das würde auch erklären, warum die anderen Gefangenen alle ein Ungeheuer gesehen haben.«
    »Auch ein blinder Ghul findet mal ein Horn«, kam Rammar jetzt nicht mehr umhin, seinem Bruder offen zuzustimmen. »Sie hatten allesamt Wahnvorstellungen. Und vor lauter Angst haben sie aufeinander eingeschlagen und sich gegenseitig umgebracht.«
    »Korr.« Balbok nickte begeistert.
    »Und warum merken wir jetzt nichts mehr davon?«, wollte Rammar wissen.
    »Weil sich der Staub wieder gelegt hat«, erklärte Balbok schulterzuckend.
    »Blödhirn, das weiß ich auch. Aber warum hat er sich so schnell gelegt? Die Luft im Stollen hat sich verändert. Sie ist kühler geworden … und feuchter.«
    »Korr« , stimmte Balbok wiederum zu und schnüffelte. »Und sie riecht anders als zuvor. Irgendwie nach …«
    »Schhh!«, fiel Rammar ihm barsch ins Wort. »Hörst du das?«
    Balbok lauschte und spitzte die ohnehin langen Ohren noch mehr. »Korr« , flüsterte er. »Ein Rauschen.«
    »Und es kommt näher«, fügte Rammar hinzu.
    Einen Augenblick lang standen die beiden Orks nur da und starrten einander ratlos an. Dann dämmerte ihnen, was es war, das da so laut rauschte und sprunghaft näher kam.
    Aber es war zu spät.
    Die dunkle Flut schoss bereits um die Biegung des Stollens, schäumend, tosend und alles verschlingend.
    »Uuuusgaaaa!« , brüllte Balbok aus Leibeskräften.
    Dann hatte die Woge sie erreicht. Mit Urgewalt erfasste sie die beiden Orks und riss sie von den Beinen.
    »Was war das?«
    Als die erste Erschütterung den Fels durchlief, fuhr Aryanwen in die Höhe. Gemeinsam mit Dag hatte sie auf dem strohbedeckten Boden der Zelle gekauert, entmutigt und der Verzweiflung nahe. Zwar hatte ihr Liebster zu ihr gefunden, doch nun war er gefangen wie sie. Und was einst ein hoffnungsvoller Plan zu ihrer Rettung gewesen war, hatte sich als erbärmlicher Fehlschlag erwiesen.
    »Ich … weiß nicht.« Auch Dag horchte auf, blieb jedoch am Boden sitzen. Noch immer war er geschwächt durch die Tortur, die Vigor und seine Folterknechte ihm hatten angedeihen lassen. Und die Tatsache, dass sie nicht doppelte Essensrationen bekamen, sondern sich Aryanwens karges Mahl teilen mussten, machte seine Aussichten auf Genesung nicht besser …
    Erneut eine Erschütterung. Ganz deutlich war sie zu spüren, pflanzte sich durch den Fels fort wie eine Welle im Wasser.
    »Das kommt aus der Tiefe«, stellte Aryanwen fest.
    »Vielleicht ein Erdbeben«, vermutete Dag. »Oder ein Stolleneinsturz?«
    Ihre Blicke trafen sich im Halbdunkel der Zelle. Ihnen beiden war klar, was es bedeutete, wenn ein Stollen einbrach. Nur ein geringer Teil der Zwergenfestung befand sich oberhalb des Berges – der sichtbare Teil von Gorta Ruun beschränkte sich auf die Sieben Türme, die hoch auf den Gipfeln thronten und durch trutzige Wehranlagen miteinander verbunden waren. Der Rest erstreckte sich innerhalb des Berges wie ein Wurzelgeflecht und war im Lauf von Jahrtausenden gewachsen, ein dicht gewobenes Netz von Stollen, Schächten und Gewölben, das tief in den Fels führte und sich in einem fragilen Gleichgewicht befand. Stürzte ein Stollen ein, so hatte dies häufig den Zusammenbruch weiterer Gewölbe zur Folge. Es war das Risiko, mit dem die Bewohner des Berges lebten und mit dem die Natur sie hin und wieder strafte. Und erfasste die Zerstörung auch jene Region, in der sich der Kerker befand,

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