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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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würden sämtliche Gefangenen unter Gesteinsmassen begraben …
    Aryanwen huschte zur Tür und lauschte.
    Nichts war zu hören.
    Kein Rumoren in der Tiefe.
    Keine panischen Schreie.
    Dafür dumpfer Donner, als wenn in der Ferne ein Gewitter tobte. Und eine weitere Erschütterung ließ den Boden erzittern.
    »Das ist doch kein Erdbeben«, stellte Dag fest. »Ich bin mit meinem Vater in Tirgasanar gewesen, als ich noch ein Junge war. Dort gibt es öfter Beben, aber sie fühlen sich anders an.«
    »Was dann?«, fragte Aryanwen.
    »Ich weiß es nicht.« Er hob den Blick und lächelte sie an, was angesichts seiner von Blessuren übersäten Züge fast tragisch wirkte. »Ehrlich gesagt weiß ich überhaupt nichts mehr«, flüsterte er, »nur dass ich dich liebe. Und ich bedaure, dass ich dir keine bessere Hilfe sein konnte.«
    »Das ist nicht deine Schuld«, versicherte sie. »Nach allem, was ich in Königin Alannahs Bericht gelesen hatte, hatte ich geglaubt, dass …«
    »Ich ebenso«, versicherte er. »Bisweilen pflegt man die Vergangenheit eben zu verklären. Vor allem dann, wenn man nicht selbst dabei gewesen ist.«
    »Du hast recht«, bekannte sie leise. »Ich war eine Närrin.«
    »Und ich ein Narr«, konterte er, und sein Lächeln wurde noch ein wenig breiter. »Damit passen wir gut zusammen.«
    »Kaum zu glauben«, sagte sie. »Dort draußen tobt ein blutiger Krieg, dort könnten wir niemals zusammen sein. Hier jedoch, in der Hand unserer Feinde, haben wir unseren Frieden.«
    »Weil die Menschen verlernt haben, was Frieden ist.«
    »Ich dachte, wir beide könnten sie daran erinnern«, erwiderte Aryanwen leise. »Aber das war ein Irrtum.«
    Er konnte sehen, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Trotz seiner Schmerzen beugte er sich vor und küsste ihre Wangen. Es war der erste Austausch von Zärtlichkeiten, seit sie einander wiederbegegnet waren, und einen Augenblick lang war er unsicher, wie sie darauf reagieren würde. Aryanwen jedoch lächelte und revanchierte sich mit einem zarten Kuss auf seine Stirn.
    »Halt mich«, flüsterte sie, und er schloss sie in die Arme, zog sie eng an sich heran.
    So lagen sie und blickten in eine dunkle, unsichere Zukunft, nichts ahnend von den dramatischen Ereignissen, die sich tief unter ihnen abspielten.

16.
    ROIMH-KURTA DOIROBH
    Es war eine wahre Sturzflut.
    Balbok und Rammar wussten nicht, was diese Wassermassen entfesselt hatte, und sie dachten auch nicht darüber nach – die beiden hatten genug damit zu tun, am Leben zu bleiben.
    Gleich die erste Woge hatte sie fortgerissen und gegen die Felswand am Ende des Stollens geschmettert. Ein Mensch hätte den Aufprall nicht überstanden, nur ihrer robusten Natur hatten die Orks es zu verdanken, dass sie den Aufprall überlebten. Doch auch sie spürten ihre Knochen knacken und waren halb bewusstlos, als die sich überschlagende Woge wieder zurückschwappte und der Sog sie mitriss. Zusammen mit den Weidenkörben, die am Ende des Stollens gelegen hatten, wurden die Orks durch den noch unfertigen Stollen gespült, zurück in das Gewölbe, in dem sich der Aufzug befand. Schon war es zur Hälfte mit Wasser gefüllt, und der Pegel stieg sprunghaft weiter an!
    »Ich … kann nicht … schwimmen!«, gurgelte der dicke Ork panisch, während er mit den Armen ruderte und verzweifelt ins Wasser trat.
    »Hier, nimm!«, rief Balbok und schob einen der Körbe, den er zu fassen bekommen hatte, zu seinem Bruder hinüber. In seiner Not klammerte sich Rammar daran fest, aber der Auftrieb genügte nicht, um seine Leibesmassen über Wasser zu halten, zumal sich aus der anderen Stollenmündung immer noch weitere Fluten in das Gewölbe ergossen und sich gefährliche Strudel bildeten, die alles, was sie erfassten, auf den Grund zogen.
    »Hilf mir!«, verlangte Rammar. »Hilf mir, du langohriger Nichtsnutz!«
    »Halt dich an mir fest!«, schlug Balbok vor.
    »Was soll ich?«
    »Dich an mir festhalten! Leg deine Arme um meinen Hals!«
    »Hältst du mich für ochgurash ?«, brachen sich trotz der Todesangst Rammars alte Befürchtungen Bahn.
    »Lieber ochgurash als tot, oder?«, hielt Balbok dagegen – und das leuchtete seinem Bruder so sehr ein, dass er alle Bedenken in den Wind schlug, den Korb losließ und stattdessen seine dicken Arme um Balboks Hals schlang.
    »Nicht so fest!«, schrie dieser, während er sich mit allen vieren paddelnd über Wasser zu halten suchte. »Du erwürgst mich!«
    »Willst du mich nun retten oder nicht?«
    Balbok erwiderte

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