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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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nichts mehr, er war damit beschäftigt, nach Luft zu schnappen und trotz des zusätzlichen Gewichts, das an ihm zerrte, über Wasser zu bleiben. Mit atemberaubender Geschwindigkeit stieg der Pegel weiter. Es war dunkel geworden in der Höhle, da die auf dem Grund liegenden Lichtsteine die schäumenden Fluten kaum durchdrangen und stattdessen das Wasser unheimlich leuchten ließen. Als sich Rammar jedoch den Kopf stieß, war ihnen klar, dass sie die Decke erreicht hatten.
    »Verdammt!«, schrie der feiste Ork. »Wir werden wie Ratten ersaufen – und du bist an allem schuld!«
    Balbok antwortete auch diesmal nicht – er schwamm lieber. Sein Ziel war der Aufzugschacht, der als dunkles Loch in der Höhlendecke klaffte und zumindest vorläufig Überleben verhieß. Allerdings war er noch ein gutes Stück entfernt, und die von den Wänden zurückschwappenden Fluten warfen die beiden Orks wie Spielbälle hin und her, sodass sie dem Schacht bald näher waren und bald wieder weiter von ihm entfernt.
    »Balbok!«, schrie Rammar in seiner Verzweiflung. »Tu doch was, du idiotisch …«
    Eine Woge, die schäumend über ihnen zusammenschlug, ersparte es Balbok, sich die ganze Verunglimpfung anhören zu müssen. Prustend und gurgelnd maulte Rammar weiter, während er sich an seinen Bruder klammerte, der alles daran setzte, den Schacht zu erreichen. Doch der Abstand zwischen Wasseroberfläche und Höhlendecke verringerte sich von Atemzug zu Atemzug – und plötzlich war er ganz verschwunden.
    Es gab keine Vorwarnung.
    Von einem Augenblick zum anderen hatte sich das Gewölbe ganz mit Wasser gefüllt – und Balbok, der selbst unter Wasser noch Rammars dumpfes Gemaule hören konnte, wusste, dass dies ihre letzte Chance war. Da er so gut wie nichts sehen konnte, schlug er kurzerhand die Richtung ein, in der er den Schacht vermutete. Mit den Armen paddelnd und mit den Beinen schlagend, tauchte er durch das kalte, trübe Halbdunkel, seinen Bruder nach sich ziehend wie eine ungewöhnlich schwere Standarte.
    Schon verließen ihn die Kräfte. Die Luft ging ihm aus, in seinen Lungen begann es zu brennen, und ihm dämmerte die Einsicht, dass sie es wohl nicht schaffen würden.
    Der hagere Ork wappnete sich bereits innerlich gegen die Standpauke, die ihm sein Bruder halten würde, sobald sie in Luraks Pfuhl gelandet waren – doch plötzlich geschah es. Ein Sog erfasste sie und zog sie mit, just in die Richtung, in die Balbok ohnehin hatte schwimmen wollen. Im nächsten Augenblick bog die Strömung nach oben ab, und sowohl Balbok als auch sein dicker Bruder wurden nach oben gepresst, geradewegs in den Schacht, in dem nun eine tosende Wassersäule nach oben stieg.
    Mit Armen und Beinen rudernd und die letzten Kräfte zum Einsatz bringend, wühlte sich Balbok empor. Der Ork hatte das Gefühl, als wollten seine Lungen platzen, als er endlich die Oberfläche durchstieß. Gierig sog er die Luft in sich hinein, während es hinter seinem Rücken beinahe ansatzlos weiterging: »…  umbal von einem räudigen Warg, wenn du das noch mal mit mir machst, dann reiße ich dir den …«
    Auf welches Körperteil genau Rammar es abgesehen hatte, bekam Balbok nicht mit – das Tosen, das in der Enge des Schachtes herrschte, wurde so überwältigend, dass es alles andere verschlang. Und während Balbok alles daran setzte, sich und seinen Bruder über Wasser zu halten, ging es mit atemberaubender Geschwindigkeit den Schacht hinauf.
    Von den Fluten getragen wie ein Korken, der auf der Wasseroberfläche tanzte, schossen die Orks durch den Schacht, zurück in das Gewölbe, von dem aus die Zwergenwachen sie unter höhnischem Gelächter hinabgelassen hatten. Es war ein wenig, wie wenn sich eine im Übermaß genossene Speise wieder zurückmeldete: Die Zwerge waren die Fresssäcke, die sich vollgestopft hatten; der Stollen Zor der überstrapazierte Magen, der alles wieder von sich gab; und Balbok und Rammar waren der bru-mill , der sich seiner Verdauung erfolgreich widersetzt hatte und sich nun bitter rächte …
    Wie bitter ihre Rache tatsächlich war, wurde in dem Moment klar, als die Flut das obere Ende des Schachts erreichte. Mit der ganzen Wucht des Drucks, der sie aus der Tiefe emporgetragen hatte, schossen die Wassermassen in das darüberliegende Gewölbe. Balbok und Rammar, die ganz oben auf dem Wasserschwall ritten, wurden hoch in die Luft geschleudert, wobei sie einander verloren, um gleich darauf von den sich nach allen Seiten ausbreitenden Fluten

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