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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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waren getäuscht worden.
    Wieder einmal.
    Und beim Geruch des Stinkfischs, das konnte er nicht leiden.
    Wütend stampfte Rammar in dem holzgetäfelten Saal auf und ab, in dem ein knisterndes Kaminfeuer für Wärme sorgte. In Begleitung des Spähtrupps, dem sie im Wald begegnet waren, waren die Gefährten sicher in Andaril angekommen und in den Palast des Herzogs gebracht worden. Und wenn die Orks bis dahin noch Zweifel an Dags wahrer Identität gehabt hatten, so waren diese spätestens bei ihrer Ankunft ausgeräumt worden, denn man hatte ihn mit allen Ehren empfangen, obwohl sein Vater, der Herzog, noch nicht einmal in der Stadt weilte. Ein Treffen mit unzufriedenen Klansherren in Taik hatte seine Anwesenheit erfordert – Dag hatte ihm Boten geschickt mit der dringenden Aufforderung, unverzüglich nach Ansun zurückzukehren.
    Sogar die Orks hatte man als Dags Gefährten freundlich begrüßt und ihnen im Palast ein Lager bereitet, sodass Balbok und Rammar zum ersten Mal nach ziemlich genau 472   Jahren wieder in wirklichen Betten geschlafen hatten.
    Aber darum ging es nicht.
    »Was sollte das Gelaber von wegen Helden der alten Zeit? Dass du unsere Hilfe benötigen würdest?«
    »Das war die Wahrheit«, versicherte Dag, der in einem hölzernen Stuhl vor dem Kamin saß. Seine einfache Kluft, die ohnehin arg zerschlissen gewesen war, hatte er durch feinen Zwirn ersetzt. Auch Aryanwen, die neben ihm saß, trug nicht mehr ihre graue Kerkertracht, sondern ein Kleid aus grün gefärbter Anar-Seide. Ein ebenso grünes Band war in ihr Haar geflochten, und Rammar musste zugeben, dass seine erste Einschätzung richtig gewesen war. Die Köngstochter von Tirgaslan war tatsächlich eine Schönheit grässlichsten Ausmaßes, die ihrer Ahnin Alannah in nichts nachstand, jedenfalls nach menschlichen Maßstäben.
    Aber auch das tat nichts zur Sache …
    »Dann hättest du uns verraten müssen, wer du in Wirklichkeit bist!«, maulte Rammar weiter.
    »Wozu? Es hätte für euch keinen Unterschied gemacht, es zu wissen.«
    »Aber es hat für dich auch keinen Unterschied gemacht, dass wir es nicht wussten«, plärrte Rammar.
    »Glaubst du das wirklich?« Dags Lächeln war entschieden zu breit für Rammars Geschmack. »Königin Alannah hatte euch in ihrem Buch wirklich sehr treffend beschrieben. Sie berichtete von Situationen, in denen ihr außergewöhnlichen Mut und große Tapferkeit bewiesen und nicht zuletzt deshalb das Reich vor der Macht des Dunkelelfen gerettet habt. Aber sie sagte auch, dass du, falls die Situation es erfordern würde, sogar deinen Bruder verkaufen würdest, um deinen Hals zu retten.«
    »Zweifellos«, stimmte Rammar ohne Zögern zu. »Ich bin ein Ork aus echtem Tod und Horn.«
    »Korr« , pflichtete auch Balbok bei, den das nicht weiter zu stören schien. Eine Rüstung, die in einer Ecke des Kaminzimmers stand, interessierte ihn weitaus mehr.
    »Aus diesem Grund musste ich euch meine Herkunft verheimlichen – andernfalls hättet ihr, als wir in die Gefangenschaft der Zwerge gerieten, die erstbeste Gelegenheit ergriffen, um mich zu verraten und euch selbst damit zu retten. So jedoch wusste Winmar nicht, was für einen wertvollen Besuch er in seinem Kerker zu Gast hatte.«
    »Dummes Geschwätz«, maulte Rammar, »du hast uns ausgenutzt und nach Strich und Faden ver shnorsht – und du gleich mit«, fuhr er Aryanwen an. »Das war von Anfang an ein abgekartetes Spiel. Ihr beide hattet niemals vor, uns das Buch zu übergeben!«
    »Doch, das hatten wir«, widersprach Dag, »schließlich hatte ich euch mein Wort darauf gegeben – auch wenn mir klar war, dass ihr mir im Moment der Übergabe ohne Federlesens die Kehle durchschneiden würdet.«
    »Nichts für ungut«, knurrte Rammar. »Ist nicht persönlich gemeint.«
    »Keine Sorge – ich hätte es euch schon nicht zu leicht gemacht. Aber ich hätte euch das Buch auf jeden Fall gegeben, so wie ich es versprach.«
    »Das gilt auch für mich«, fügte Aryanwen hinzu, »aber ich habe das Buch nicht mehr, das müsst ihr mir glauben.«
    Statt etwas zu erwidern, entledigte sich Rammar geräuschvoll einiger Körpergase, was, gewissermaßen, auch eine Antwort war.
    »Das Buch hat mich verlassen, so wie es mich einst gefunden hat«, bekräftigte Aryanwen und verzog dabei so beherrscht wie möglich das Gesicht.
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Ich war noch ein Kind, als es mir zum ersten Mal in die Hände fiel. Als junges Mädchen verbrachte ich zahllose Stunden in der

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