Die Herrschaft der Orks
ab.
»Was soll das Gerede?«, wetterte Rammar. »Ich werde mir von dem Elfenweib nicht mehr in den bru-mill spucken lassen, ganz gleich, was sie irgendwann geweissagt hat. Mein Bruder und ich haben uns nur auf den ganzen Blödsinn eingelassen, weil wir das Buch in unsere Klauen bekommen wollten. Da es das Buch nicht mehr gibt, gibt es auch nichts mehr, worüber wir uns sorgen müssen. Wir werden also wieder zurück auf unsere Insel gehen.«
»Nein!«, rief Aryanwen. »Das dürft ihr nicht!«
»Wie willst du uns daran hindern?«, spottete Rammar. »Mit einer weiteren Lüge? Fällt dir plötzlich doch noch ein, wo das Buch versteckt ist?«
»Ob mit oder ohne Buch – die Bedrohung durch die Zwerge bleibt bestehen«, gab Dag zu bedenken. »Durch die Unterwerfung der Nordlande haben sie sich bereits Zugang zum Eismeer und zur See verschafft. Sollte es ihnen gelingen, auch Tirgaslan zu erobern, verfügen sie über eine eigene Flotte und werden früher oder später auch zu eurer Insel vorstoßen. Und dann …«
»Wenn schon.« Rammar wischte mit der verbliebenen Klaue durch die Luft. »Bis dahin dürften noch ein paar Jahre ins Land gehen.«
»Hier vielleicht – auf eurer Insel hingegen werden es nur einige Wochen sein, vielleicht auch nur Tage!«
Rammar starrte Dag durchdringend an, während er diese Behauptung überprüfte und in seinem Hirn nach einer passenden Erwiderung kramte.
»Shnorsh« , knurrte er schließlich.
»Euer Auftrag in Erdwelt ist noch nicht zu Ende, Rammar«, sagte Aryanwen beschwörend. »Noch werdet ihr gebraucht, sonst wäre euch Königin Alannah nicht erschienen!«
»Sie. Ist. Mir. Nicht. Erschienen«, beharrte Rammar. »Kann sein, dass ich etwas gesehen habe, ganz flüchtig, aber …«
»Ihr müsst uns helfen, wiederherzustellen, was einst gewesen ist.«
»Ach ja? Und was soll das sein?«
»Die Einheit Erdwelts«, rief Dag überzeugt. »Weißt du noch, als du sagtest, dass unsere Welt aus den Fugen geraten sei? Damit hattest du recht, Rammar! Die Dinge sind uns entglitten! Dieser Krieg droht alles zu zerstören, was unsere Ahnen aufgebaut haben, deshalb muss er ein Ende haben. Nur vereint können die Menschen dem Ansturm der Zwerge widerstehen, so wie sie einst dem Ansturm des Dunkelelfen widerstanden haben.«
»Jungspund«, ätzte Rammar. »Was weißt du schon über diese Zeit?«
»Genug, um zu begreifen, dass der Zwist der Menschen ihr Untergang sein wird. Aryanwen und ich hatten gehofft, diesen Zwist beenden und durch unsere Heirat die Reiche unserer Väter miteinander aussöhnen zu können. Doch das ist nun nicht mehr möglich. Winmars Intrigen haben den Hass zwischen Tirgaslan und Ansun noch weiter geschürt, die Reiche stehen einander unversöhnlicher gegenüber denn je. König Tandelors Heer befindet sich bereits auf dem Weg hierher …«
»Und? Was soll’s?« Rammar zuckte mit den breiten Schultern. »Wenn er sieht, dass seine Tochter wieder frei ist, wird er seine Leute zurückpfeifen, und das große Schlachten ist abgesagt.«
»Vorerst«, räumte Dag ein. »Doch der Konflikt wird weiterschwelen, und früher oder später wird er ausbrechen. Dann werden Tausende einen ebenso grausamen wie sinnlosen Tod sterben …«
»… und mit ihnen auch viele Orks«, fügte Balbok hinzu.
»Wer hat dich gefragt?«, grollte Rammar.
»Balbok hat recht«, pflichtete Aryanwen bei. »Sowohl der König als auch der Herzog haben Tausende eurer Artgenossen unter ihren Fahnen versammelt, die ihnen als Söldner dienen. Wenn es zum Aufeinandertreffen der Heere kommt, werden die meisten von ihnen sterben – und wenn sie sich erst gegenseitig niedergemetzelt haben, werden Winmars Kaldronen und Gnomensöldner zur Stelle sein, um die Überlebenden hinwegzufegen.«
»Gnomen«, echote Rammar und verzog das Gesicht, als wäre er in Troll shnorsh getreten. Unwillkürlich musste er an den Traum denken, den er in jener Nacht auf der Insel gehabt hatte, kurz vor ihrer Abreise …
»Was wir brauchen, ist ein Treffen«, fuhr Dag fort. »Unsere Väter müssen zusammenkommen und ihre Feindschaft begraben.«
»Was du nicht sagst«, quäkte Rammar. »Und wie soll das gehen?«
»Durch Gewährsleute, die über diesem kleinlichen Konflikt stehen und ein höheres Ideal verkörpern. Ihnen könnte gelingen, was bislang keinem gelang.«
»Aha. Und wer sollen die Idioten sein?«
Dag und Aryanwen antworteten nicht.
Ihre Blicke allerdings sprachen Bände.
»Wi-wir?«, stammelte Rammar.
»Um
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