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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Bibliothek von Tirgaslan. Ich liebte es, in den Regalen herumzustöbern und in alten Schriftrollen und Folianten zu lesen. Als mir jenes Buch zum ersten Mal auffiel, war das seltsam, denn ich war mir ziemlich sicher gewesen, jedes einzelne Werk in dem betreffenden Regal zu kennen. Aber plötzlich stand da dieses kleine Büchlein. Ich schlug es auf und erkannte die alte Elfenschrift, die ich damals noch nicht lesen konnte. Dennoch nahm ich das Buch mit mir und verbarg es an einem geheimen Ort. Erst sehr viel später, als ich Schrift und Sprache der alten Zeit erlernt hatte, vertiefte ich mich darin und erfuhr, dass es keine Geringere als Königin Alannah verfasst hatte, meine Ahnin, die als letzte des Elfengeschlechts in Erdwelt gelebt hatte.«
    »Allmählich wissen wir’s«, knurrte Rammar.
    »In ihrem Buch berichtete sie von Ereignissen, die so nicht in den Geschichtschroniken zu finden sind – vom Kampf gegen den Dunkelelfen, von der Rückkehr eines Zauberers der Vorzeit, dem sie einst in Liebe verbunden war.«
    »Ich erinnere mich ungern«, versicherte Rammar. »Grainnach war ein ungehobelter …«
    »Granock«, warf Balbok ein, der sein Augenmerk immer noch der Rüstung zugewandt hatte. Er hatte einen Arm des Panzers ergriffen und hob ihn langsam auf und ab, um die Gelenke genauer zu untersuchen. Dabei quietschten sie leise.
    »Auch von euch beiden wird in dem Bericht erzählt«, fuhr Aryanwen fort, »allerdings wurdet ihr darin nicht wie in den Geschichtsbüchern als strahlende Helden beschrieben, sondern als – nun ja – Wesen aus Fleisch und Blut.«
    »Das ist mir auch lieber«, bekräftigte Rammar.
    »Der Bericht endete mit dem Hinweis, dass ihr auf jener Insel verblieben wart, und die Königin äußerte die Vermutung, dass aufgrund eines Zaubers, der die Zeit auf der Insel weniger rasch verstreichen ließ als anderswo, ihr noch immer am Leben sein könntet – die cyfaila der Menschen, die Helden aus alter Zeit. Auf diese Weise habe ich von all diesen Dingen erfahren«, schloss die Prinzessin ihren Bericht.
    »Schön«, blaffte Rammar, »und bei erster Gelegenheit hast du dein Wissen dem Nächtsbesten aufgedrängt, so wie Menschen eben sind!«
    »Nein«, widersprach sie, »ich habe das Geheimnis lange bewahrt, denn mir war klar, dass es einen guten Grund dafür geben musste, dass Königin Alannahs Bericht von der offiziellen Geschichtsschreibung abwich. Also habe ich niemandem davon erzählt – bis Daghan nach Tirgaslan kam.«
    »Als Gefangener«, fügte er hinzu.
    »Schon wieder.« Rammar hob eine Braue. »Das ist wohl deine ganz spezielle Masche.«
    »Es war einer der ersten Flüge, die ich mit dem Luftschiff unternahm«, erklärte Dag. »Ich war noch unerfahren und geriet in eine Strömung, die mich über die Reichsgrenze abgetrieben hat. Das Luftschiff stürzte ab, und ich versuchte, mich allein nach Ansun durchzuschlagen, was mir allerdings nicht gelang. Ich wurde gefangen genommen und nach Tirgaslan gebracht. Dort lernte ich Aryanwen kennen, und alles änderte sich.«
    »Inwiefern?«
    »Bis dahin war ich ein Krieger gewesen. Der einzige Grund für meinen Traum, die Lüfte zu erobern, war, dass ich unsere Feinde in Tirgaslan und Gorta Ruun bezwingen und meinem Vater, dem Herzog, zur Herrschaft über ganz Erdwelt verhelfen wollte, obwohl er offen gestanden nie sonderlich viel von meinen Erfindungen gehalten hat – ihr werdet das noch merken, wenn er erst wieder zurück ist. Mit Aryanwen jedoch bekam der Feind ein Gesicht, und mir wurde klar, wie sinnlos der Krieg ist, den wir Menschen gegeneinander führen.«
    »Auch ich war nie zuvor einem Mann wie ihm begegnet«, fügte Aryanwen mit zärtlichem Lächeln hinzu. »Ich war beeindruckt von seinem Wissen und seiner Erfindungsgabe, vor allem aber von seinem zartfühlenden und verständnisvollen Wesen – und ich verliebte mich in ihn.«
    »Jetzt ist es aber gut«, machte Rammar angewidert, »dieses Süßholzgeraspel ist ja kaum auszuhalten! Könnt ihr das Zuckerzeug auch weglassen?«
    »Wir hatten eine gemeinsame Vision von einer Welt in Frieden«, erklärte Dag. »Würden die Menschen wieder zusammenfinden, könnten sie Winmar die Stirn bieten und ihn in seine Schranken weisen, und ein Friedensschluss wäre möglich. Aryanwen besuchte mich fast täglich in meiner Zelle, und wir sprachen viele Stunden über diese und andere Dinge. Wir vertrauten uns einander an, und dabei offenbarte sie mir auch das Geheimnis des verlorenen Buches. Schließlich wurde

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