Die Herrschaft der Orks
wiederherzustellen, was einst gewesen ist«, zitierte Aryanwen die Weissagung, »und um …«
Der Rest von dem, was sie sagte, ging in einem ohrenbetäubenden Krachen und Scheppern unter. Rammar fuhr alarmiert herum – um seinen Bruder inmitten unzähliger Rüstungsteile liegen zu sehen, die den steinernen Boden übersäten. Nur den Helm hatte er noch in der Hand.
»Hab mal hineinschauen wollen«, erklärte er mit entschuldigendem Grinsen. »Ist aber keiner drin.«
»Ja«, murmelte Rammar und verdrehte die Augen. »Genau wie bei dir.«
»Ihr müsst uns beistehen«, fuhr Aryanwen fort. »Helft uns dabei, unsere Väter zu einem Bündnis zu überreden! Nur ihr seid dazu in der Lage, auf die cyfaila wird man hören. Dann könnt ihr auf eure Insel zurückkehren und für immer dort bleiben, wenn es euch gefällt.«
»Euch beistehen«, machte Rammar nur, während Balbok daranging, die umherliegenden Rüstungsteile aufzusammeln und wieder zusammenzusetzen – allerdings nicht in der vorgesehenen Reihenfolge und Anordnung, sondern nach orkischem Geschmack, was zur Folge hatte, dass der Helm am linken Knie saß und stattdessen ein eiserner Handschuh den Harnisch krönte.
Der bizarre Anblick ließ Rammar schmunzeln – und brachte etwas in ihm zum Klingen. Orks waren nicht sehr gut darin, etwas zusammenzusetzen. Sehr viel weniger Schwierigkeiten bereitete es ihnen, etwas auseinanderzunehmen.
Das war ihr wahres Talent.
Die Menschen wollten, dass wiederhergestellt wurde, was ihnen verloren gegangen war?
Das, bei Kuruls Flamme, konnten sie haben …
» Korr , also schön«, sagte er mit einer Stimme, so tief und scheppernd, als würde er in einen Eimer sprechen, »ich bin einverstanden. Noch dieses eine Mal.«
»Tatsächlich? Das ist großartig!« Dag und Aryanwen waren aufgesprungen, sahen den dicken Ork hoffnungsvoll an.
»Nur wenn ihr uns versprecht, dass ihr uns kein Denkmal mehr errichten werdet.«
»Was immer du willst.«
»Endlich habt ihr es kapiert.« Rammar nickte. »Dann lasst Tandelor und sein Heer anrücken.«
»Du willst ihm nicht entgegenreiten?«
»Auf keinen Fall.« Rammar schüttelte den Kopf. »Ich will die beiden Streithähne beisammenhaben, um ihnen eine Lektion zu erteilen. Eine Lektion in Sachen Frieden«, fügte er hinzu und entblößte das gelbe Gebiss zu einem breiten Grinsen.
»Danke, Rammar«, sagte Dag und streckte dem Ork seine Rechte entgegen. »Das werden wir euch nie vergessen.«
»Das glaube ich dir aufs Wort«, bestätigte der Ork, während er die Hand des jungen Mannes ergriff und sie nach Menschenbrauch kräftig schüttelte – der listige Glanz in seinen Augen blieb unbemerkt.
2.
FOURG UR’RICHG
Winmars Wut war grenzenlos.
Den Wachmann, der ihm die Nachricht von der Flucht der Prinzessin überbracht hatte, hatte er eigenhändig und unter Zuhilfenahme der Königsaxt enthauptet – das traurige Resultat dieser Affekthandlung stak auf jenem Spieß an der Seite des Thronpodests, der noch bis vor ein paar Tagen die verwesenden Überreste des Leibwächters zur Schau gestellt hatte. Mit ausdruckslosem Blick verfolgte das von seinem Körper losgelöste Haupt seit Tagen, wie der Herrscher des Zwergenreichs ruhelos umherschritt, nach vorn gebeugt und die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und dabei dunkle Verwünschungen murmelte.
»Idioten!«, zischte er. »Nichtsnutzige, einfältige Idioten!«
»Mein König«, unternahm Vigor einen seiner ungezählten Versuche, seinen Herrn zu beruhigen, sich der Tatsache, dass auch sein Haupt nur noch äußerst wackelig auf seinen Schultern saß, nur zu bewusst. Winmars Kaltblütigkeit war überschäumendem Zorn gewichen, und das machte ihn zum Erschrecken Vigors noch unberechenbarer.
»Ich will nichts hören von ›mein König‹!«, fauchte Winmar vom Thronpodest herab, einem feuerspeienden Lindwurm gleich. »Nicht genug damit, dass du und deine triefäugige Mannschaft die Prinzessin habt entkommen lassen! Ihr seid auch nicht in der Lage gewesen, sie wieder einzufangen! Inzwischen liegt sie wahrscheinlich in ihrem Palast in einem Rosenbad!«
»Daran trage ich keine Schuld, mein König«, verteidigte sich Vigor mit einer Mischung aus innerer Überzeugung und zur Schau getragener Zerknirschtheit. »Es ist mir ein Rätsel, wie Aryanwen aus ihrer Zelle entkommen konnte. Vermutlich hatte es mit der Explosion zu tun, die sich in den Kasematten der Festung ereignet hat und die auf Eure Anordnung zurückging …«
»Was willst du damit
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